Bewertung
Paul W.S. Anderson

Pompeii

"Die Spiele sind eröffnet!"

Foto: Copyright: 2014 Constantin Film Verleih GmbH
© 2014 Constantin Film Verleih GmbH

Inhalt

Im Jahre 79 nach Christus: Der versklavte Milo (Kit Harington) kämpft in Britannien als Gladiator um sein Überleben. Als "der Kelte" macht er sich schnell einen Namen und wird von dem Römer Graecus (Joe Pingue) nach Pompeii beordert. Wendig und eiskalt streckt Milo seine Gegner nieder. Er enthüllt aber auch seine sanftmütige Seite, als er auf dem Weg nach Pompeii der schönen Cassia (Emily Browning) zur Hilfe eilt und ihr als Pferdeflüsterer imponiert. Am Ziel angekommen, findet er in seinem Zellengenossen Atticus (Adewale Akinnuoye-Agbaje) sogleich einen ebenbürtigen Todfeind wie redseligen Freund. Immer wieder verzweigen sich von nun an auch seine Wege mit der schönen Cassia, die sich mehr als einmal für den aufsässigen Gladiator verbürgt. Und, wie es das Schicksal verlangt, erliegt auch Senator Corvus (Kiefer Sutherland) den Reizen der schönen Cassia und macht ihr gegenüber keinen großen Hehl aus seinen Heiratsabsichten. Fatal: Im Kindesalter musste Milo mit ansehen, wie jener Corvus sein Volk samt seinen Eltern skrupellos hinrichten ließ. Rachegelüste machen sich breit, während im Stillen eine übermächtige Naturgewalt lauert, die den Bewohnern von Pompeii schließlich zum Verhängnis wird.

Kritik

Es gibt ein Sprichwort das besagt: Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Dass eine komplette römische Stadt binnen eines Tages in Schutt und Asche gelegt werden kann, belegen hingegen etliche Geschichtsbücher. Nun lässt "Resident Evil"-Regisseur Paul W. S. Anderson diesen epischen Untergang auf der großen Leinwand noch einmal Revue passieren – bildgewaltig, kampferprobt und weitgehend klischeebeladen. Indes darf man darüber spekulieren, ob "Pompeii" den historischen Ereignissen de facto gerecht wird oder ob die antike Stadt Pompeji doch nur als Alibi für ein weiteres 08/15-Heldenepos im überteuerten 3D-Format dienlich sein darf.

Dass "Pompeii" kein gutes Ende bereithält, zeigen direkt die ersten Bilder. Die ausgespuckte Asche des Vesuvs regnet wie Schnee vom Himmel und hüllt die leblosen Körper der Opfer skulpturartig ein. Das ist schon ein Anblick, der sich visuell ins Auge brennt und mit eingängigen Tönen unterlegt ein durchaus gelungenes Intro bildet. Bedauerlicherweise kann die darauffolgende Handlung mit derartigen Effekten nicht konkurrieren. Die Geschichte um den versklavten Milo ist nämlich nicht sonderlich kreativ ausgearbeitet. Kalkulierbar und abgegriffen passt eher. Obwohl eingangs fleißig Köpfe rollen und Milo sich als frisch verwaister Junge selbst aus einem Berg von Leichen ausgraben muss, schockt der Eroberungszug der kaltblütigen Römer nur gering. Dazu ist die schnelllebige Reise von Britannien nach Pompeii zu stark gepflastert mit stereotypen Weggefährten (wie "Matrix"-Heroin Carrie-Anne Moss als Cassias Mutter) und einer banalen Rahmenhandlung wie man sie in einem Blockbuster wie diesem schon unzählige Male miterleben durfte.

Und so erzählt auch "Pompeii" von einem Helden, der sich nach Freiheit sehnt und sich in eine barmherzige Schönheit aus gutem Hause verliebt, auf die jedoch auch der Feind persönlich ein Auge geworfen hat. Leider offenbart sich "24 - Twenty Four"-Star Kiefer Sutherland diesbezüglich als Paradebeispiel eines seelenlosen Antagonisten, der sogar in Zeiten größter Not nicht aus seiner bösen Haut kann. Ebenso seelenlos wie sein Filmcharakter prägt sich auch sein Bühnenspiel. Während man also bereits "Free like the Wind" von Alexander Klaws aus der deutschen Fernsehproduktion "Held der Gladiatoren" zu hören und Russell Crowe aus dem mehrfach für den Oscar nominierten "Gladiator" vor seinem geistigen Auge zu erkennen glaubt, wird die Katastrophe um den Vulkanausbruch offensichtlich zur Nebensache. Lediglich sporadische Blicke in den feurigen Schlund des Vesuvs und kleine Erdbeben kündigen das Inferno an.

Zuvor müssen platte Dialoge à la "Morgen wirst du sterben, damit ich weiterleben kann" erst einmal wohlgeformten Muskeln weichen. Das dürfte dem weiblichen Publikum gefallen. Schließlich hat Kit Harington - man kennt ihn als reservierten "Jon Schnee" aus der US-Serie "Game of Thrones" - vor Drehbeginn fleißig für die Rolle des athletischen Gladiators und sanften Pferdeflüsterers Milo trainiert. Das ist nicht zu verachten. Zumal Harington in imposanten wie dynamischen Kampfszenen auftrumpfen kann. Viele Worte gesteht das Drehbuch dem britischen Beau dabei aber nicht zu. Viel interessanter scheint es zu sein, ihn bei einem Gemetzel gegen zahlreiche Römer oder dem vielsagenden Blickaustausch mit Filmpartnerin Emily Browning ("Sucker Punch") zu beobachten. Was Anderson & Co. hier allerdings als eine tragische Liebesgeschichte verkaufen wollen, kann man kaum als eine bezeichnen. Dafür ist das Süßholzgeraspel zwischen Milo und Cassia definitiv zu halbherzig inszeniert.

Trotz aller Kritik erweist sich "Pompeii" dennoch als ein unterhaltsames, wenn auch seichtes Popcornkino mit ästhetischen Schauwerten und monumentalen Spannungsmomenten. Schlägt der Vesuv endlich mit geballter Kraft zu und schickt die ersten Vorboten in Gestalt von unheilvollen Erdrutschen und einer gigantischen Aschewolke in die blutgetränkte Kampfarena, versöhnt zumindest die Bandbreite des apokalyptischen Ausmaßes mit atemberaubenden Bildern und einem schlüssigen Ende, das man so nicht unbedingt erwartet hätte.

Fazit

"Game of Thrones"-Beau Kit Harington agiert als gestählter wie gnädiger Gladiator nicht unbedingt herausragend, macht aber eine gar nicht mal so schlechte Figur. Ansonsten balanciert "Pompeii" zwischen filmischem Untergang und visuellen Schauwerten. Story, Charaktere und Dialoge gestalten sich eher flach. Nichtsdestotrotz entzündet "Resident Evil"-Regisseur Paul W.S. Anderson ein explosives Popcornkino der kurzlebigen Art.

Doreen B. - myFanbase
23.02.2014

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