Bewertung
Victor Salva

Peaceful Warrior - Der Pfad des friedvollen Kriegers

"Es ist niemals gar nichts los. So was wie gewöhnliche Augenblicke gibt es nicht."

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Inhalt

Sportstudent Dan Millman (Scott Mechlowicz) hat es fast geschafft: Als Mitglied des Turnkaders seiner Universität trainiert er besonders hart, um die kommende Meisterschaft zu gewinnen. Auch privat läuft alles wie am Schnürchen, denn Dan ist beliebt und kommt besonders gut bei Frauen an. Als er eines Abends an einer Tankstelle auf einen mysteriösen Mann trifft, den er Sokrates (Nick Nolte) nennt, verändert sich sein Leben schlagartig. Sokrates regt Dan zum Nachdenken an und wird bald sein Mentor. Als Dan ein Verkehrsunfall erleidet und das Turnen am seidenen Faden hängt, ist Sokrates seine einzige Stütze und zeigt ihm, dass sein Leben nicht nur aus Sport besteht.

Kritik

Mit "Peaceful Warrior" hat man endlich mal ein Sportdrama geschaffen, das man jedem empfehlen kann und nicht nur Sportfreaks. Dabei klingt der Film auf den ersten Blick wie ein Ninjafilm mit einem weißhaarigen alten Mann, der aus seinem Schützling einen fähigen Krieger macht. Aber dem ist nicht so, ganz und gar nicht. Der Autor, auf dem der Film basiert, ist gleichzeitig der Titelheld und ein ehemaliger Trampolin-Weltmeister, der mit seiner Autobiographie "Der Pfad des friedvollen Kriegers" eine perfekte Vorlage für ein intelligentes Sportdrama liefert, das andere in den Schatten stellt.

Hier stimmt einfach alles, angefangen bei den Charakteren. Dan Millman ist kein geschliffener Held, der die Weisheiten von Sokrates wie aus dem Nichts umzusetzen vermag und in die Turngeschichte eingeht. Er ist viel mehr ein gebrochener junger Mann, der nicht weiß, wohin ihn sein Weg führt und sich gegen alles wehrt. Einzig und allein sein Sport gibt ihm Halt und als er das verliert, verliert er sich selbst. Seine ständigen Hochs und Tiefs machen seinen Charakter absolut überzeugend und realitätsnah. Es wäre unglaubhaft gewesen, ihn als Champion ohne Makel darzustellen und das wussten die Macher zu vermeiden. Stattdessen agiert und reagiert er nachvollziehbar und wie man es in seiner Situation womöglich auch selbst getan hätte. An erster Stelle wird auf Dan eingegangen und nicht auf seine sportlichen Meisterleistungen, was man in einem Sportdrama nicht allzu häufig sieht und hier nur genießen kann. Scott Mechlowicz, der nur eine kurze Filmographie aufweisen kann, beweist hier, dass es nicht große Namen braucht, um bei einem großartigen Film mitzuwirken. Mit seiner starken Präsenz und seinem Ausdrucksvermögen überzeugt seine Schauspielleistung zu hundert Prozent.

Auch der restliche Cast weiß zu überzeugen und steht nicht komplett in Mechlowicz' Schatten; stattdessen bekommt jeder Charakter seinen eigenen Moment. So werden Charaktere wie Tommy oder Trevor nicht in Schubläden gesteckt, obwohl sie nur Nebencharaktere sind. Besonders zu Letzterem, dargestellt von Paul Wesley, findet der Zuschauer durch einen besonderen Moment Zugang. Aber es ist Nick Nolte, der die Zuschauer mit seinem Soktrates immer wieder ins Staunen versetzt. Im starken Zusammenspiel mit Mechlowicz, wobei keine der beiden den anderen an die Wand spielt und beide gleichberechtigt sind, lernt man Weisheiten, die man sich selbst nur ans Herz legen kann. Seine ungewöhnlichen Lehrmethoden hat man in keinem Film gesehen, ebenso gibt Sokrates keine kitschigen Worte von sich, sondern grenzt sich von anderen Weisheitsgurus, die man schon x Mal gesehen hat, durch Pfiff und Originalität ab. Mit einem komödiantischen Unterton und tollen Wortgefechten bleibt "Peaceful Warrior" immer unterhaltsam.

Die Handlung ist, wie es anfangs scheint, ein bunter Genremix, der es unmöglich macht, die Handlung einzuschätzen. Es fängt an wie in einem Mysterythriller, wird dann zu einem Sportdrama mit gewaltigen Turneinlagen, in denen aber Dans Persönlichkeit im Vordergrund steht und gerade dann, wenn man sich auf den Film eingestellt hat und eine ungefähre Ahnung hat, welche Richtung "Peaceful Warrior" einschlägt, wird dieser Plan komplett über den Haufen geworfen. Das letzte Drittel konzentriert sich dann doch aufs Sportliche, aber dennoch wird man den Mysteryeffekt nie ganz los. So bleibt der Plot undurchschaubar und spannend. So hat der Film von jedem Genre etwas und in jedem davon ist er für eine Überraschung gut.

Fazit

Man muss kein Sportfan sein, um hier völlig in den Bann gezogen zu werden, denn "Peaceful Warrior" ist ein außergewöhnlicher Film, der von der ersten bis zur letzten Sekunde zu fesseln und überzeugen weiß.

Tanya Sarikaya - myFanbase
11.09.2011

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