Bewertung
Gina Prince-Bythewood

Bienenhüterin, Die

"Ich habe mehr Mütter als jedes andere Mädchen auf der Welt. Sie sind die Monde, die über mich wachen." - Lily Owens

Foto: Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Inhalt

1964, South Carolina: Die 14-jährige Lily Owens (Dakota Fanning) hat seit ihrem vierten Lebensjahr Albträume vom Tod ihrer Mutter Deborah (Hilarie Burton). Ihr Vater T. Ray (Paul Bettany) ist brutal und ein Alkoholiker. Als am 2. Juli 1964 das Bürgerrechtsgesetz die Rassentrennung in den USA aufhebt, geht die Haushaltshilfe Rosaleen (Jennifer Hudson) gemeinsam mit Lily in die Stadt, um sich in die Wahlliste einzutragen und wird zusammengeschlagen. Sie landet im Gefängnis, aus dem das Mädchen sie befreit.

Sie überredet Rosaleen mit ihr nach Tiburon abzuhauen, wo sich Lily sofort wie zu Hause fühlt, weil hier ihre Mutter einst lebte. Sie kommen bei der Bienenzüchterin August Boatwright (Queen Latifah) und deren Schwestern May (Sophie Okonedo) und June (Alicia Keys) unter. Lily und Rosaleen erhalten eine Unterkunft und Arbeit auf der Farm, wo der Teenager nicht nur etwas über die Bienen lernt, sondern ebenfalls Erfahrungen über Liebe macht und schließlich über ihre Herkunft aufgeklärt wird.

Kritik

Dieser Film basiert auf Sue Monk Kidds gleichnamigem Roman aus dem Jahr 2002, welcher sie weltbekannt machte. An der Produktion waren unter anderem Lauren Shuler Donner, die ebenfalls die "X-Men"-Trilogie produzierte, James Lassiter ("Das Streben nach Glück"), Will Smith sowie seine Ehefrau Jada Pinkett Smith beteiligt. Den Produzenten lag es am Herzen, die Rassenproblematik im Jahr 1964 anzusprechen. Das Jahr, in dem das Bürgerrechtsgesetz die Rassentrennung in den Vereinigten Staaten aufgehoben hat, und nicht zu vergessen: Lilys Geschichte.

Regisseurin und Drehbuchautorin Gina Prince-Bythewood beginnt, ohne sich lange aufzuhalten, Lilys Geschichte zu erzählen und deren Probleme klar und deutlich aufzugreifen, doch der Zuschauer weiß anfangs nicht so recht, welchen Weg diese Geschichte einschlagen wird, da es zu viele Anhaltspunkte gibt. Das Mädchen ist voller Hass auf ihren Vater, weiß so gut wie nichts über ihre verstorbene Mutter, die immer wieder in Flashbacks auftaucht, und sucht deswegen nach Antworten über ihre Vergangenheit und ihre Mutter. Der Rassismus kommt schleppend zu Sprache. Aufgegriffen wird er das erste Mal so richtig, als das Bürgerrechtsgesetz aufgehoben wird und Lily sich mit der Haushaltshilfe Rosaleen auf den Weg in die Stadt macht und dort zusammengeschlagen und anschließend verhaftet wird. Das Mädchen befreit Rosaleen zwar aus dem Gefängnis, denkt aber in dieser Situation nur an ihren Vorteil. Lilys Priorität ist es, die Wurzeln ihrer Mutter zu finden und da wird einem zum ersten Mal bewusst, dass das 14-jährige Mädchen gar nicht versteht, was Rassismus eigentlich bedeutet und was für Probleme Rosaleen tagtäglich deswegen hat. Sie ist mit Schwarzen aufgewachsen und deshalb gehören diese Menschen zu ihrem Leben dazu. Allerdings hat auch sie Schwächen, was zum Anfang des Filmes gut dargestellt wird, denn wenn es nicht nach Lilys Willen geht, wird selbst sie rassistisch, merkt es aber nicht.

Der weiblichen Besetzung dieses Dramas stand ich sehr skeptisch gegenüber, von Fanning und Sophie Okonedo ("Hotel Ruanda") abgesehen, weil drei Sängerinnen mit von der Partie waren. Diese haben zwar die eine und andere Schauspielerfahrung und Hudson hat sogar einen Oscar gewonnen, doch gleich drei Sängerinnen? Das war mir etwas zu viel des Guten. Ich war zugegeben überrascht, wie Queen Latifah und Jennifer Hudson den Zuschauer, in diesem Falle mich, mit ihren Geschichten in den Bann ziehen können und so überzeugten beide auf ganzer Linie. Im Zusammenspiel harmonierten insbesondere Dakota und Jennifer, aber auch Dakota und Queen Latifah. Sobald Latifah ins Bild kam und egal, was sie machte, wurde mir warm ums Herz, da sie solch eine Herzlichkeit, Wärme und Güte ausstrahlte. Genauso Dakota Fanning, die von Film zu Film professioneller wird und einfach eine solide Leistung präsentiert. Ganz im Gegenteil zu Alicia Keys' Part. Von ihrer Darstellung und ihrem Charakter war ich dann doch leicht genervt. Sie blühte leider erst auf, als der Film sich dem Ende neigte.

Jede dieser Frauen, die ihre Vornamen aus einem bestimmten Grund haben, erzählt in "Die Bienenhüterin" ihre eigene Geschichte, ob nun August, June oder May. Keys hatte zwar eine eigene, nur war sie nicht so interessant, berührend und dramatisch wie die der anderen Schwestern und wie die von Lily und Rosaleen. Keys tat im Prinzip das, was sie im wahren Leben auch tut, nämlich Musik und die Diva heraushängen zu lassen. Doch dieses Divagetue war nicht ohne Grund, nur hat man zu lange gewartet, bis man endlich den Grund für ihr Verhalten erfahren hat, denn der Film neigte sich dem Ende und so gut wie alles war bereits erzählt. Da brauchte man einfach keinen weiteren Plot, weil der Zuschauer auch keine Lust mehr auf weitere Nebenplots hatte.

Das Drama wurde leider sehr verrissen. Ist man am Anfang noch bemüht, auf Lilys Geschichte einzugehen und den Rassismus zu thematisieren, verliert sich das eine mit der Zeit fast völlig im Sande und wird erst gegen Ende wieder aufgegriffen. Letzteres dagegen wird nur noch zum Teil angesprochen, aber ganz vorsichtig, als ob man Angst vor schlechten Kritiken oder bösen Zuschauerreaktionen hätte. Die beiden Hauptstorys verschwanden und es entstand ein total neuer Plot, eine Story, in der wirklich alles vorkam und somit alles aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Ich hätte mir gewünscht, die Regisseurin und Produzenten wären von Anfang bis zum Schluss bei den eigentlichen Hauptstorys geblieben und hätten die Geschichten der Bienenhüterinnen nicht so stark integriert, denn mehr Politik hätte diesem Streifen mit Sicherheit nicht geschadet. Auf der anderen Seite war es aber auch unvermeidbar und ihre Geschichten mussten aufgriffen werden, da sie Teil dieses Dramas waren.

Die Charaktere waren sehr verschieden, was auch gut war, und als Lily und Rosaleen bei den Schwestern ein neues Zuhause finden, zeigte Prince-Bythewood auf eine exzellente Weise, dass nicht nur sie Probleme haben, sondern die Schwestern ebenfalls. Jeder hatte sein Päckchen zu tragen, vor allem May. Lily lernt dort viel über das Leben und Erwachsenwerden, aber auch über die Liebe, doch genauso lernen die Boatwright-Schwestern von Rosaleen und der kleinen Lily. Als die Geschichte der Boatwrights immer mehr in den Mittelpunkt gestellt wurde, fragte ich mich allerdings, was denn mit Lilys Vergangenheit und Suche nach der Wahrheit wird, jetzt wo sie ihrem Ziel so nah ist. Mich ärgerte es schon ein wenig, dass man diesen Plot schleifen ließ, war dann aber beruhigt, dass August und T. Ray noch Antworten auf die offenen Fragen in Lilys Leben gaben, die ja den Zuschauer ebenso von Anfang an interessierten. So bekam dieser Streifen doch noch ein gutes und passendes, vor allem akzeptables Ende.

Da diese Handlung in North Carolina spielte, wurde dort auch gedreht und die Filmkulisse erwies sich wirklich als sehr nützlich, denn durch diese wunderschönen Bilder und den Soundtrack aus Jazz und Swing fühlte sich der Zuschauer genau in die 60er Jahre zurückversetzt.

Fazit

Im Nachhinein halte ich diesen Film für zu lang, weil man sich an zu vielen Nebenplots aufgehalten hat, anstatt die eigentlichen Storys zu thematisieren. Trotz allem ist Gina Prince-Bythewood ein besonderes, packendes und gleichzeitig interessantes Drama gelungen, bei dem vor allem Fanning, Hudson, Latifah und Okonedo überzeugen und den Zuschauer zu Herzen rühren.

Dana Greve - myFanbase
01.05.2009

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