Bewertung

Review: #8.17 Frauen und Tod

Foto: Kathryn Joosten & Felicity Huffman, Desperate Housewives - Copyright: 2012 ABC Studios
Kathryn Joosten & Felicity Huffman, Desperate Housewives
© 2012 ABC Studios

Also mal ehrlich, sind die Autoren schlichtweg unkreativ oder halten sie es wirklich für eine so enorm gute Idee, dem Tod bedeutsamer Charaktere Tribut zu zollen, indem sie ihnen eine Episode widmen, die mit diversen Rückblenden gespickt ist, welche verdeutlichen sollen, wie wichtig dieser Charakter letztendlich für die einzelnen Figuren war? So ganz bin ich mir nicht im Klaren, weshalb man schon wieder auf diese Machart zurückgreifen musste, nachdem wir auf diese Weise bereits Abschied von dem Handwerker Eli Scruggs in #5.13 Der beste Handwerker aller Zeiten genommen haben sowie von Edie Britt in #5.19 Die letzte Ruhestätte. In #5.13 war die Idee ja wirklich noch originell, in #5.19 war man aber bereits irritiert, dass man kurze Zeit später praktisch eine fast identische Episode hervorbrachte. Und spätestens nachdem in #6.20 Entstehung eines Monsters ebenfalls eine Folge über die Bildschirme lief, die große Parallele zu den beiden erst genannten Episoden enthielten, hat man von solchen Episode schlicht und ergreifend die Schnauze voll. Umso bitterer eben, dass wir uns mit #8.17 Women and Death wieder mit solch einer Folge abfinden müssen. Nein Mike, du hättest einen würdevolleren Abschied verdient.

As much as death takes from us, it also gives.

Das Problem der Episode war noch nicht mal die Machart an sich, schließlich hätte durchaus die Chance bestanden, dass man die Rückblenden so emotional gestaltet hätte, dass sie Mike im Nachhinein wunderbar gewürdigt hätten. Doch dafür hätten die Rückblenden viel Mike-lastiger sein und die ganze Folge generell sich mehr um Mike drehen und ihn in den Fokus stellen müssen. Stattdessen war Mike in den Rückblenden von Gaby und Lynette lediglich zweitrangig und nur für kurze Zeit zu sehen und dass er in Brees Erinnerungen kein einziges Mal zu sehen war, zeigt, wie wenig konsequent man mit dem Versuch umgegangen ist, den Charakter gebührend zu würdigen und Potential verschenkt wurde. Apropos verschenktes Potential: Für mich war es eine absolute Enttäuschung, dass man nach dem Moment, in dem Gaby, Lynette und Bree vor Susan und dem toten Mike stehen, plötzlich einen kleinen Zeitsprung zuließ und man sich während der nächsten Szene schon am Tag von Mikes Beerdigung wiederfand. Wie viele emotionale Momente man dadurch vermieden hat, muss wohl gar nicht näher erläutert werden und ich hätte viel lieber die sofortigen Reaktionen und Auswirkungen bis zur finalen Beisetzung gesehen, statt das ganze zu überspringen und die Zeit bis zur Beisetzung mit Rückblenden zu vergeuden. Ehrlich gesagt bin ich einfach nur sauer auf die Autoren, wie wenig diese Episode mich doch größtenteils bewegt hat.

Nächster riesiger Kritikpunkt: Wie lächerlich unzufrieden hat man bitte die Storyline um Donny abgeschlossen? Da tötet Donny einen der wichtigsten Charaktere der Serie und er wird mit fast keinem Wort mehr gewürdigt? Ich musste schon fast lachen, als man die Handlung im Prinzip damit abschloss, als einer der Detectives beiläufig zu Bree sagt, es habe im Mordfall um Mike bereits eine Festnahme gegeben. Fertig. Das war’s schon. Ich bin sprachlos. Und da Sal Landi alias Donny in den zukünftigen Folgen nicht mehr als Gastdarsteller gelistet ist, kann man auch wirklich davon ausgehen, dass da nichts mehr kommen wird. Es ist einfach katastrophal. Und dann bekommen wir auch noch nicht mal zu sehen, wie Ben auf diese Nachricht reagiert, immerhin ist er einer der Hauptverantwortlichen für Mikes Tod. Noch nicht einmal eine kurze Szene, in der Ben und/oder Renée zu Susan gehen und ihr ihr Beileid aussprechen. Mal ehrlich, das ist Storytelling der schlechtesten Art und ich bin wirklich nur noch maßlos enttäuscht und frage mich, wie man solch einen dramaturgischen Mist überhaupt ernsthaft durchgehen lassen konnte.

It teaches us what is truly important, like giving back after a lifetime of taking.

Kommen wir nun zu den einzelnen Rückblenden bzw. Erinnerungen, die ich hier nur kurz ansprechen werde. Und wenn ich mich einmal wirklich kurz fasse, ist das schon kein gutes Zeichen.

Gabys Erinnerungen führten die in der letzten Folge begonnene Handlung bezüglich Carlos' Entscheidung fort, seinen Job zu kündigen, wovon Gaby jedoch rein gar nichts hält. Die einzelnen Rückblenden führten also zu folgender Erkenntnis für Gaby: Carlos ist ein grandioser Ehemann, der bisher alles dafür getan hat, um sie glücklich zu machen. Genau. Deshalb betrog Carlos Gaby auch mit der Haushaltshilfe, unterstützte sie null während ihrer Leidensodyssee in Staffel 7 und verbot ihr in selbiger Staffel auch den Kontakt mit ihrer allerbesten Freundin Bree. Natürlich ist Carlos kein schlechter Ehemann und hat sich durchaus auch Mühe gegeben, Gaby glücklich zu machen. Aber Gabys Rückblenden waren mir einfach viel zu gestellt und man merkte viel zu sehr, dass die Autoren damit nur bezwecken wollten, eine neue Geschichte ins Rollen zu bringen. Das beste an den Rückblenden war noch das Wiederauftauchen von Carlos' Mutter Juanita, die jedoch leider viel zu kurz zu sehen war. Immerhin scheint uns jetzt kurz vor Schluss noch eine Geschichte bevorzustehen, die interessant werden könnte. Denn wie werden die Solis jetzt zurechtkommen, wenn Carlos seinen sehr gut bezahlten Job einfach so aufgibt?

Going after something we should have never let go of.

Auch Lynettes Erinnerungen führten zu einer Entwicklung, die wohl großen Einfluss auf die letzten Folgen der Serie haben wird, denn Lynette hat jetzt fest den Entschluss getroffen, Tom zurückzugewinnen. Weshalb es dafür erst Mikes Beerdigung gebraucht hat, um ihr klarzumachen, wie glücklich sie früher mit Tom war, ist mir ein Rätsel. Hier zeigt sich einfach, wie künstlich diese Entwicklungen herbeigeführt wurden. Die Rückblenden an sich waren größtenteils sehr belanglos und gar langweilig, lediglich das Gespräch mit Mike war in Ordnung, da Mike hier stellenweise auch sein Beziehungsmarathon mit Susan hat Revue passieren lassen. Warten wir nun also ab, wie Lynettes Offensive ausfallen wird, um Tom zurückzugewinnen. Wie ich bereits einmal gesagt hatte: Ich hätte es viel angenehmer gefunden, wenn Lynette endlich eingesehen hätte, dass ihre Ehe am Ende ist und sie somit ein völlig neues Leben hätte starten können. Aber stattdessen muss ein Happy End am Serienende für die beiden wohl einfach drinnen sein. Lassen wir uns überraschen, wie der Weg dorthin ausfallen wird. Sonderlich optimistisch bin ich aber nicht.

Or looking on to what makes us who we are.

Bree war in dieser Folge ebenso dazu geneigt, ein wenig an ihre Vergangenheit zu denken. Allerdings war der Auslöser hierfür nicht Mikes Tod, sondern die Tatsache, dass sie aufs Polizeirevier gerufen wurde, um Fragen wegen Alejandros Tod zu beantworten. Und ganz ehrlich: Diese Flashbacks wussten sehr zu überzeugen. Es war einfach herrlich, endlich einmal zu sehen, wie Bree eigentlich zu der Frau wurde, die wir seit acht Jahren kennen und zuzusehen, wie sie von ihrer Mutter als fünfjähriges Mädchen beigebracht bekommt, Männer zu manipulieren. Noch besser als die Szene zwischen der kleinen Bree und ihrer Mutter war die darauffolgende Erinnerung, in der wir auch das erste Mal seit langer Zeit Rex zu Gesicht bekommen haben und Zeugen einer der früher so sehenswerten Van de Kamp-Diskussionen wurden. Das Highlight war dann aber, als Bree die Tricks ihrer Mutter anwand und den Streit durch geschickte Manipulation zu beenden wusste – das waren endlich Momente, während denen ich das gute alte "Desperate Housewives"-Gefühl der ersten Staffel bekam. Brees Verhörszene in der Gegenwart war auch noch sehr spannend zu verfolgen, zumal man wieder einmal wunderbar beobachten konnte, wie gut Bree mittlerweile weiß, ihre wahren Gedanken und Gefühle zu verbergen. Es wird aber interessant sein zu sehen, wie ihr das ganze noch gelingen soll, nachdem Detective Heredia und Detective Murphy nun Brees Fingerabdrücke auf Alejandros Leiche identifiziert haben. Auch diese Geschichte erhält also kurz vor Serienende wie erwartet einen neuen, aber durchaus sehr spannenden Impuls.

I love you once, I love you twice, I love you more than beans and rice.

Die ersten gut zwanzig Minuten der Folge könnte man getrost als verkorkst bezeichnen, während die darauffolgenden Szenen mit Bree zwar ein wenig besser abschnitten, aber immer noch ein großes Problem aufwiesen: Dafür, dass sich die Folge um Mikes Tod drehen sollte, kamen einfach viel zu wenige Emotionen rüber und ehrlich gesagt hätte ich zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht gezögert, die Folge mit zwei oder drei Punkten als mit die enttäuschendste der Serie zu bewerten. Dann kamen aber die letzten gut 15 Minuten, die das Ruder wirklich noch einmal enorm rumreißen konnten.

An Susans Erinnerungen an Mike lag das noch nicht mal. Erinnerung #1 war noch wirklich ganz süß mit anzusehen, besonders wegen Mikes Gedicht. Erinnerung #2 jedoch war einfach nur extrem unnötig und sollte wohl nur die bittere Ironie zeigen, dass sich Mikes Befürchtungen, er könne theoretisch vor Susan sterben, sich bewahrheitet haben. Und auch Erinnerung Numero 3 war zwar niedlich anzuschauen, insbesondere durch Mikes Erklärung an Sohn MJ, wie der Himmel aussehe, aber Emotionen konnten diese Szenen nur vereinzelt und in ganz schwachen Dosen hervorrufen.

Dann kamen aber die letzten zehn Minuten, die unerwarteter Weise eine gewaltige Ladung an Emotionen bereithielten. Bereits Susans Abschiedsrede war wahnsinnig ergreifend und als Susan Mikes Gedicht vor seinem Sarg aufsagte, mussten wohl einige kräftig schlucken. Als dann jedoch Mikes Sarg hinausgetragen wurde, dabei Renée "Amazing Grace" zum besten gab, mit dieser musikalischen Untermalung der Sarg hinabgelassen wurde, nachdem Susan eine Rose und MJ einen Baseballhandschuh auf den Sarg gelegt hatten und man dann noch sah, wie Susan bis zuletzt still trauernd vor Mikes Grab verweilte ... puh, da wurden definitiv bei einigen die bereits aus Frust weggepackten Taschentücher noch einmal herausgeholt. Und das auch zurecht, denn diese Szene war meines Erachtens nach die bisher emotionalste Szene in acht Jahren "Desperate Housewives" und hat Mike Delfino nun doch noch einen würdevollen Abschied beschert. Wirklich, Hut ab.

Auch die letzte Szene der Folge verdient noch einen eigenen Absatz, da es einfach wunderbar war, die vier Freundinnen gemeinsam bei Susan sitzen zu sehen und wie sie dazu jene Burger aßen, von denen Mike immer so schwärmte. Zusammen mit ihrem Versprechen an Susan, ihr durch die schwere Zeit zu helfen, kam ein schon lange nicht mehr so intensives Freundschafts-Gefühl auf und erinnerte unglaublich stark an die aller erste Folge überhaupt, als die vier Freundinnen um Mary Alice getrauert haben. Auch hier also noch einmal Daumen nach oben. Dank den letzten zehn Minuten dieser Folge habe ich nicht komplett den Respekt gegenüber den Drehbuchautoren verloren.

Fazit

Das letzte Viertel der Episode rettete #8.17 Women and Death also noch einmal vor dem totalen Schiffsbruch, denn der Rest war zum Großteil ziemlicher Mist: die Machart war unoriginell, die Rückblenden von Lynette und Gaby ziemlich unnötig, die Art und Weise, wie man so manch Weichen für den Endspurt legten, viel zu künstlich und generell hätten sich die Autoren mal entscheiden sollen, ob sie nun eine Folge kreieren möchten, die die Handlungen vorantreibt oder eine, die Mike gebührend verabschiedet. So kam nämlich eine sehr unausgegorene Mischung bei raus, in der Mikes Tod plötzlich nur noch zweitrangig erschien und einen Großteil der erwarteten Emotionen vermissen ließ. Und wenn eine Folge wie #5.13, in der es um den Tod eines Charakters ging, den man zuvor gar nicht kannte, größtenteils emotionaler ausfiel, als eine Folge, in der es um den Tod eines Hauptcharakters geht, der seit der ersten Folge mit von der Partie war, dann haben die Autoren definitiv etwas falsch gemacht. Positiv zu erwähnen bleibt noch, dass uns nach dieser Folge mit den neusten Entwicklungen – also die neue Situation im Hause Solis, Lynettes Bestreben Tom zurückzugewinnen, der sich erhärtende polizeiliche Verdacht gegenüber Bree und Susans neues Leben als Witwe – ganz interessante Geschichten für den Endspurt der Staffel bevorstehen könnten. Mikes Tod rechtfertigen diese Entwicklungen jedoch noch lange nicht.

Wie dem auch sei: R.I.P. Mike – auf dass dir die Burger im Himmel schmecken werden und du nicht im Garten Eden am Baum der Erkenntnis sündigen wirst, an dem sich wahrscheinlich schon lange Edie Britt anstatt der Schlange räkelt.

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Desperate Housewives" ansehen:


Vorherige Review:
#8.16 Tod eines Nachbarn
Alle ReviewsNächste Review:
#8.18 Die richtige Gelegenheit

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Desperate Housewives" über die Folge #8.17 Frauen und Tod diskutieren.