Bewertung

Review: #8.11 Unbequeme Wahrheit

Foto: Marcia Cross, Desperate Housewives - Copyright: 2012 ABC Studios
Marcia Cross, Desperate Housewives
© 2012 ABC Studios

Es wird interessant sein zu sehen, in welche Richtung sich die kommenden Episoden von „Desperate Housewives“ qualitativ hinentwickeln werden. Denn bisher sah der Verlauf einer zweiten Staffelhälfte meist immer so aus, dass die Serie nach einem guten Start, in dem noch einmal die Geschehnisse des jeweiligen Herbstfinals aufgegriffen wurden, in ein kleines Staffeltief fiel, ehe es erst Richtung Staffelfinale wieder interessanter und somit sehenswerter wurde. Meist lag das einfach daran, dass man sich die wirklich guten Geschichten eben bis zum Schluss aufheben wollte und die Handlungen, die uns bis dahin geboten wurden, relativ unspektakulär und belanglos ausfielen. Daher natürlich die berechtigte Frage: Wird uns dieses Schema auch in der finalen Staffel erwarten oder haut man noch mal ordentlich auf den Putz? Nach #8.11 Who Can Say What’s True? kann diese Frage zwar noch nicht hundertprozentig beantwortet werden, lässt aber nicht gerade das Schlimmste vermuten.

Good friends are the ones who tell us the truth about ourselves. Even when the truth might be something we're reluctant to admit …

Mit #8.11 bekamen wir es seit langer Zeit mal wieder mit einer etwas ruhigeren Episoden zu tun, nachdem es bei den Hausfrauen praktisch seit #8.06 Paranoia drunter und drüber ging. Das lag zum Teil auch daran, dass man den Cliffhanger von #8.10 Reden ist Silber, Schweigen ist Gold ziemlich plump aufgriff und mit der Anfangsszene bereits sehr unbefriedigend beendete. Da scheint jemand vom Mord an Alejandro zu wissen und für die Frauen Chuck getötet zu haben, und Gaby und Lynette ist es egal, da derjenige es schließlich offenbar nur auf Bree abgesehen hat? Dämlicher hätten die Autoren das Ganze nicht schreiben können. Es war zwar klar, dass man in dieser Folge nicht mit der Identität des Absenders herausrücken wird, aber es hätte sicherlich bessere Wege gegeben, diese Handlung fürs erste ruhen zu lassen. Im Übrigen glaube ich nicht, dass es sich bei dem unbekannten Mann, der Bree von seinem Auto aus beobachtet, um den Absender der Briefe handelt. Ich denke eher, man will uns dadurch auf eine falsche Fährte locken, wobei es natürlich interessant ist, um wen es sich bei dem Unbekannten handelt.

Und wenn man gerade dabei ist, die negativen Punkte dieser Episode zu erläutern und die Autoren zu kritisieren, so kommt man auch gar nicht um die Storyline von Susan herum. In der letzten Episode sah man Susans Entscheidung, Alejandros Familie in Oklahoma einen Besuch abzustatten, noch relativ freudig entgegen. Nach dieser Folge bleibt dann jedoch festzuhalten, dass es schon fast weh tat, wie selten dämlich Susan dargestellt wurde. Anfangs war es durchaus noch schön zu sehen, wie sehr sich Susan um Alejandros Ehefrau und Stieftochter gesorgt hat. Doch dass sie vor Alejandros Stieftochter Marissa dann praktisch zugibt, dass Alejandro tot ist und zuvor dann auch noch einen Scheck bei Mutter Claudia hinterlassen hat, auf dem Susans Adresse steht, war schon arg an der Grenze des Erträglichen und hat die ganze Storyline letztendlich total zunichte gemacht. Einziger Pluspunkt ist natürlich, dass es nun recht spannend werden könnte, da Claudia nun schließlich ahnt, dass Susan etwas mit Alejandros Verschwinden zu tun hat. Daraus resultiert die Frage, wie Claudia nun zu handeln gedenkt und ob das Geheimnis erneut in Gefahr gerät. Allerdings bezweifle ich das und sehe viel eher schon vor mir, wie Claudia Susan erleichtert um den Hals fallen wird, wenn sie erfährt, dass Alejandro auch ihre Tochter missbraucht hat. Nein, Claudia wird sich letztendlich nicht als Gefahr entpuppen, da bin ich mir sicher. Die ganze Geschichte wird wohl viel eher dazu dienen, den Hausfrauen erneut klarzumachen, welch scheußlicher Mensch Alejandro war und ihre Tat dadurch eigentlich gerechtfertigt ist – und, um die Geschichte um Alejandro noch ein wenig zu strecken.

That we still have a great deal to learn or that we sometimes need to ask for help …

Susans Geschichte blieb dabei auch schon der einzige große Negativpunkt, denn die restlichen Storys konnten zum Großteil überzeugen. Insbesondere die Geschichten von Lynette und Gaby, die zunächst völlig unabhängig voneinander nebenher liefen und man am Ende eigentlich erst deutlich erkannte, dass beide momentan mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, fielen am Schluss dann sehr gelungen aus. Dabei hatte Gabys Geschichte einige Probleme von Beginn an zu überzeugen, da ich ihr Verhalten gegenüber Lynette als recht nervig empfand und die Szene im Restaurant zwar durchaus witzig war, aber eben nichts weiteres zu bieten hatte als typische „Desperate Housewives“-Situationskomik. Lynettes Storyline war dagegen schon um einiges überzeugender. Ihre verzweifelten Versuche, eine einfache Lampe zu reparieren und dabei nicht nur jämmerlich versagt, sondern auch gleich noch eine riesiges Loch in die Wand des Zimmers ihrer Kinder schlägt, waren nicht nur herrlich witzige Momente, sondern auch richtig aus dem Leben gegriffen und gegen Ende hin zudem noch ziemlich bewegend. Es war schon sehr interessant zu sehen, dass Lynette, die früher normalerweise immer als starke Powerfrau aufgetreten ist, die alles hervorragend meistert, ohne Tom nun an so etwas einfachem wie der Reparatur einer Lampe scheitern musste.

Und am Ende der Folge wurde dann deutlich, dass sowohl Lynette als auch Gaby darunter zu leiden haben, dass sie momentan ihr Leben ohne ihre Männer an ihrer Seite meistern müssen. Die Szene zwischen den beiden war einer der schönsten Freundschaftsmomente seit langem, nicht nur, weil sich beide gegenseitig ihre Schwächen und Ängste offenbarten und klar wurde, wie aufgeschmissen sie ohne ihre Männer sind, sondern auch wegen der schönen Freundschaftsbekundung beiderseits. Ingesamt waren beide Storys letztendlich zwar nur relativ gelungene Lückenfüller, aber wenn das Ganze dann zu so einer schönen letzten Szene führt, kann man dies der Episode auch nicht wirklich Übel nehmen.

Or that we maybe overlooking a golden opportunity.

Aus der Beziehung zwischen Renée und Ben, der bisher eigentlich nur in #8.02 Gefährliche Verbindung und #8.06 Paranoia eine größere Relevanz zugeteilt wurde, scheint sich nach den Entwicklungen dieser Folge eine ernsthafte Handlung zu entwickeln. Und da ich die Szenen zwischen Mike und Ben leider nicht sonderlich interessant fand, fokussieren wir uns am besten gleich auf das, was bezüglich Renée und Ben wohl auf uns zukommen wird: Aufgrund Bens finanzieller Notlage war es nicht schwer zu erkennen, dass er Renée, die durch ihre Scheidung definitiv nicht zu den Ärmsten gehört, als einige Möglichkeit sieht, sein Projekt erfolgreich abzuschließen. Kurz und knapp: Ben scheint in Zukunft wohl mehr an Renées Geld interessiert zu sein als an Renée selbst. So rum geht es also auch, würden böse Zungen jetzt behaupten. Leider bin ich mit der Entwicklung ein wenig unzufrieden, denn das Ganze passt irgendwie so gar nicht zu Bens Charakter, wie er uns bisher immer präsentiert wurde. Gleichzeitig finde ich es schade für Renée, da ich mir schon ausgemalt hatte, wie sie und Ben am Ende der Serie Hand in Hand in Richtung Sonnenuntergang spazieren. Dass das noch eintritt, könnte man zu bezweifeln wagen. Zweifelsohne wird Ben Renée nicht mal eben um ein paar Millionen Dollar fragen, weshalb nur Heirat als Option offen bliebe. Aber was wäre dann? Auch so könnte Ben nicht einfach frei über Renées Geld verfügen. Oder wird sein Charme dazu führen, dass er genau das kann? Ganz uninteressant ist die Geschichte natürlich nicht und es bleibt einfach abzuwarten, wie sich das Ganze weiterentwickeln wird. Aber trotzdem bleibt man als Zuschauer irgendwie sehr skeptisch zurück.

Yes, hearing the truth can often set us on a different path. But we never know where that path might take us – or who might be watching.

Derweil wurde uns gegen Ende der Folge ein neuer Charakter vorgestellt: Bree Van De Tramp. Und wenn dieser Charakter in der kommenden Episode genauso viel Spaß mit sich bringt, wie bereits in dieser, dann können wir uns gerne schon mal auf einiges gefasst machen. Brees Wandlung wird bei einigen zwar zu verständnislosem Kopfschütteln führen, aber so ganz abwegig ist es nicht, dass die Ablehnung von Freunden, ein schlechtes Gewissen, ein schreckliches Geheimnis und das ein oder andere Glas Wein zu so etwas führt. Zwar bleibt noch abzuwarten, ob diese Storyline irgendeinen relevanten Platz einnimmt oder nur als Lückenfüller für die nächsten paar Episoden fungiert, aber das kann einem eigentlich recht egal sein. Denn spätestens seit ihrer Affäre mit Karl Mayer wissen wir, dass es richtig herrlich sein kann, wenn Bree mal über ihre moralischen Bedenken und ihre Konventionen hinwegsieht und sich so gar nicht verhält, wie es sich für sie eigentlich gehört. Und so konnte diese Storyline bereits im letzten Drittel der Episode ihr erstes kleines Highlight verbuchen, denn die Poolszene und Brees darauffolgende Flucht, wohl gemerkt nur mit einer Luftmatratze bekleidet, waren richtig großartig und der nächsten Folge kann man in der Hinsicht sicherlich schon mal freudig entgegenblicken. Somit nahm die Storyline am Ende richtig schön an Fahrt auf und gipfelte in einem kleinen humorvollen Highlight, während Brees Story zu Beginn der Folge nicht wirklich irgendwelche besonderen Momente verbuchen konnte. Besonders Renées Plan, mit Bree in eine Bar zu gehen, empfand ich nicht als besonders originell, da wir so etwas ähnliches bereits in #7.03 Das Streben nach Glück und gerade erst in dieser Staffel in #8.05 Sex erlaubt mit Lynette hatten. Dennoch war die gemeinsame Szene in der Bar schön mit anzusehen, da die freundschaftliche Entwicklung, die beide in #8.10 durchlaufen haben, nicht bereits in Vergessenheit geraten zu sein schien. Mal schauen, wie sich Renée in Zukunft mit Bree Van de Tramp arrangieren wird ...

Fazit

Anfangs wusste man mit manchen Geschichten noch nicht so recht etwas anzufangen, da es noch nicht abzusehen war, in welche Richtungen sie sich entwickeln würden. Am Ende ergab sich dann aber ein gutes Gesamtbild, da eigentlich jede Story, egal ob sie gefiel oder nicht, ihre Wichtigkeit hatte und die meisten von ihnen wohl auch in den kommenden Episoden noch eine größere Rolle spielen werden – und ob das gut oder schlecht ist, wird sich wohl erst in #8.12 What’s the Good of Being Good? herauskristallisieren. Bis dahin halten wir fest: #8.11 Who Can Say What’s True? war eine ordentliche Episode mit einigen Ärgernissen, die jedoch durch ein paar tolle Szenen gegen Ende wieder wettgemacht wurden. Ein richtiger qualitativer Abfall pünktlich zur zweiten Staffelhälfte ist noch nicht in Sicht.

Manuel H. - myFanbase

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