Bewertung

Review: #8.07 Die Leiche

Foto: Teri Hatcher, Desperate Housewives - Copyright: 2012 ABC Studios
Teri Hatcher, Desperate Housewives
© 2012 ABC Studios

Wow, was hat man denn den für diese Folge verantwortlichen Autoren beim Schreiben des Drehbuches in den Kaffee gemischt? Da kritisiert man bereits fast die ganze bisherige Staffel lang, dass die große Staffelhandlung bezüglich der Vertuschungsaktion von Alejandros Tod leider viel zu wenig thematisiert wird und dann kommt eine Episode wie #8.07 Always in Control, die das Tempo wahnsinnig anzieht und dazu noch unglaublich interessante Entwicklungen beinhaltet. Nach dieser Folge sind nämlich überraschenderweise zwei weitere Charaktere aktiv in die Staffelhandlung integriert worden und haben nun ebenfalls Dreck am Stecken. Doch ist das Geheimnis unserer Hausfrauen nun wirklich sicherer geworden? Das darf bezweifelt werden, denn an den ein oder anderen Stellen fängt das Geheimnis langsam an zu bröckeln ...

We're all seeking control over something in our lives. We may want to cover up the remains of a troubeling secret ...

Das Ende der letzten Episode #8.06 Witch’s Lament endete mit einer für die Hausfrauen richtig schockierenden Szene, als Bree, Lynette und Gaby vor einem leeren Grab stehen, aus dem Alejandros Leiche entwendet wurde. Daher bekamen wir zu Beginn der Folge zunächst einmal eine Szene zwischen den beteiligten Damen zu sehen, die panisch versuchten zu überlegen, wer wohl dahinter stecken könnte. Ein herrlicher Moment war das, während dem mal wieder klar wurde, wie spaßig solch eine Interaktion zwischen den Hausfrauen mit ihren verschiedenen Charakteren doch ausfallen kann. Besonders Gabys Sprüche waren dabei das Highlight: "I can’t go to jail." "And we can?!" "Yes! You’ll start a gang, Bree will work in the kitchen. I'm the smallest one. I am so ending up somebody’s bitch!"

Auf die Frage, wer die Leiche haben könnte, gab es eigentlich nur zwei mögliche Antworten: die Polizei oder Ben, schließlich lag es nahe, dass er oder einer seiner Arbeiter bei den Bauvorbereitungen das Grab entdeckte. Dass es Susan war, wie die Damen angenommen hatten, hielt ich von vorneherein für ausgeschlossen, wobei es natürlich witzig war, als Bree subtil versuchte, Susan auf die Leiche anzusprechen. Letztendlich wurde einer meiner Verdachte bestätigt und tatsächlich war es Ben, der im Besitz der Leiche war. Bereits hier fing die ganze Story an richtig spannend zu werden, schließlich stand die Frage im Raum, wie Bree sich aus dem Schlamassel befreien würde. Überraschenderweise nicht mit einer weiteren groß angelegten Lüge, sondern mit der Wahrheit. Und diese Szene konnte richtig mitreißen, denn das erste Mal in dieser Staffel erlebten wir eine wirklich verzweifelte Bree und man bekam so richtig das Gefühl, in welch einer misslichen Lage sie sich befindet und was sie alles tun würde, um das Geheimnis weiterhin zu bewahren. Bereits mit dem Geständnis an Ben konnte diese Episode überraschen, doch die größte Wendung folgte wohl ein paar Szenen später, als sich Ben bereit erklärte, zu schweigen. Damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet, zumal Ben nun eine richtig wichtige Rolle innerhalb der Staffel einnimmt, was irgendwie zuvor gar nicht den Anschein hatte. Nun bleibt natürlich abzuwarten, ob das Geheimnis dadurch wirklich sicherer geworden ist. Ich persönlich tendiere dabei zu einem dicken Ja, denn erstens hat sich Ben nun strafbar gemacht, weshalb es wohl auch in seinem Sinne ist, dass das Ganze nicht aufgedeckt wird und zweitens scheint mir Ben ein unglaublich loyaler Charakter zu sein, dem ich nicht zutraue, dass er nun irgendetwas Böses im Schilde führt. Stutzig machte mich nur Bens Aussage, dass er Bree helfe, weil er sicherlich auch mal einen größeren Gefallen an sie richten würde. Das ist sehr interessant, da ich nach wie vor der Meinung bin, dass Bens Weste schon schmutzig war, bevor er in die Wisteria Lane zog und irgendetwas anderes Schilde führt, was nicht ganz legal ist. Darauf bin ich sehr gespannt und ich hoffe, dass Ben in Zukunft häufiger zu sehen sein wird. Nicht zuletzt deshalb, weil seine gemeinsamen Szenen mit Bree wirklich genial gespielt waren, allein schon, da die Chemie zwischen den beiden perfekt zu stimmen scheint.

Nachdem nun also auch Bens vermeintlich weiße Weste ordentlich beschmutzt wurde, wird auch Mike tiefer in das Geheimnis mitreingezogen, als er es sich gewünscht hat. Auch dieser Part hat durchaus überrascht, denn dadurch, dass Mike auf Bens Wunsch hin, (und natürlich, um Susan zu schützen) Alejandros Leiche beseitigt, ist er nicht nur Mitwisser, sondern im Endeffekt auch Mittäter. Es ist wirklich richtig interessant, wer hier nach und nach in das Geheimnis mitreingezogen wird.

Doch trotz der Bemühungen aller, eine riesige Mauer um das Geheimnis zu erbauen, scheint diese Mauer langsam aber sicher kurz vor dem Einsturz zu stehen. Schuld daran ist ein dritter Charakter, der, allerdings wenig überraschend, nun eine große Rolle bezüglich der Staffelhandlung einnehmen und wohl in den kommenden Folgen ordentlich für Tohuwabohu sorgen wird. Denn ja, Chuck ist wieder auf der Bildfläche erschienen und es wurde uns Zuschauern schnell klarmacht, dass er wohl entgültig den „Bad Guy“ der Staffel mimen wird. Sein aufdringliches Benehmen und fast schon zweifelhafte Methode, Bree zu dem Verschwinden Alejandros zu befragen, machte ganz klar den Eindruck, dass sich die Damen in den kommenden Folgen warm anziehen müssen. Chuck scheint nämlich überzeugt zu sein, dass Bree etwas zu verheimlichen versucht und daher bleibt es spannend, wie er wohl in den nächsten Folgen weiter gegen Bree vorgehen wird. Nach wie vor finde ich die Entwicklung von Chuck sehr interessant, hatte ich doch wirklich kaum damit gerechnet, dass Chuck wohl langsam aber sicher zum Antagonisten der letzten Staffel wird. Oder ändert er nochmals seine Meinung, und wird vielleicht doch noch zum großen Retter? Nach Chucks Verhalten in dieser Folge darf das mehr als bezweifelt werden und irgendwie will ich das auch gar nicht. Schließlich hat man mit Chuck das erste Mal seit langem wieder einen richtig ordentlichen Gegenspieler am Start, der diesmal auch wirklich allen Hausfrauen gefährlich werden könnte.

Doch nicht nur Chuck droht, die oben erwähnte Mauer zum Einstürzen zu bringen, sondern auch die Hausfrauen selbst tragen zur Destabilisierung bei. Denn eine der letzten Szenen dieser Folge ließ eine Entwicklung vonstatten gehen, mit der ich schon lange gerechnet hatte. Es war nämlich klar wie Kloßbrühe, dass sich das Geheimnis früher oder später auch belastend auf die Freundschaft der Hausfrauen auswirken wird. Und so ist am Ende der Zusammenhalt der Damen praktisch zunichte gemacht worden, denn nicht nur Susan wendet sich enttäuscht ihren Freundinnen ab, da sie erfahren hat, dass sie ihr wichtige Details vorenthalten haben, sondern auch Lynette scheint vorerst genug von Bree und Gaby zu haben, als diese wiederum von dem geheimnisvollen Brief erfährt. Ein wenig missfallen hat mir diese Szene schon, da man das Bündnis der Hausfrauen irgendwie zu schnell und zu einfach zerstört hat und man sich ein wenig überrumpelt fühlte. Außerdem fände ich es schade, wenn die Vier nun mehr oder weniger getrennte Wege gehen, da ich die gemeinsame Dynamik in dieser Folge ziemlich genossen habe. Immerhin scheint die Freundschaft zwischen Bree und Gaby nicht negativ beeinflusst zu sein, was gut ist, denn die beiden geben immer ein herrliches Paar ab. Zudem ist es natürlich sehr interessant, wie sich die Freundschaft der Hausfrauen nun entwickeln wird. Ist diese nämlich jetzt wirklich am Ende, oder wird ihnen noch rechtzeitig klar, dass sie einander unterstützen müssen? Inständig hoffe ich, dass dieser Zustand nicht zu lange anhalten wird, denn die Damen haben schon Probleme genug, weshalb der Zusammenhalt zwischen ihnen meist immer schön mit anzusehen war.

... or ease the pain of letting go ...

Unglaublich, wie viel in dieser Folge passiert ist, was die große Staffelhandlung betrifft. Dagegen wurden die Einzelgeschichten von Gaby, Lynette und Susan fast schon zu Nebengeschichten degradiert. Das war auch gar nicht so schlecht, denn die einzelnen Geschichten hatten alle so ihre Schwachstellen. Angefangen beispielsweise bei Lynette, bei der es sich nun doch abzeichnet, dass ihre Storyline immer mehr ins altbekannte „die Freundin meines Mannes“-Schema verfällt. Und abgesehen davon, dass die Story rund um Lynettes Sorge, Jane könne ihr Tochter Penny wegnehmen, absolut wenig kreativ war, fällt es einem auch immer schwerer, irgendwie mit Lynette zu sympathisieren. Allein schon die Szenen, in der sie Penny manipuliert und dann seelenruhig zuschaut, wie Tom verzweifelt versucht, wieder ein wenig Zeit mit Penny zu verbringen, lässt Lynette in einem richtig schlechten Licht dastehen. Da fällt es einem nicht einfach, sich in Lynette Lage hineinzuversetzen, wenn sie mit solch miesen und billigen Mitteln kämpft. Die letzten Szene machte dann immerhin Hoffnung, dass das Ganze sich in Zukunft doch noch in eine bessere Richtung entwickeln wird. Noch dazu, und das muss man hier wirklich zu Gute halten, war die letzte Szene zwischen Lynette und Penny absolut ergreifend und der darauffolgende Moment, in dem Lynette in ihrem Wagen beim Anblick ihrer glücklichen Tochter anfängt zu weinen, war so intensiv, dass er wirklich fast jeden mitreißen konnte. Hut ab, das ist wirklich gelungen und war hoffentlich ein Zeichen dafür, dass wir in den nächsten Folgen mal wieder öfter so sehr mit Lynette mitfühlen können, statt nur verständnislos den Kopf zu schütteln.

... or erase the mistakes of our children.

Derweil fiel Gabys Geschichte ein wenig belanglos aus, wenn man bedenkt, dass mit Carlos’ Alkoholproblem eigentlich eine richtig interessante Handlung im Hintertürchen wartet. Leider wurde das Ganze wirklich gar nicht thematisiert und stattdessen versuchte man, durch Gabys Story ein wenig Humor in die Folge zu bringen. Die Idee, Bob und Lee zu überreden, die Patenschaft ihrer Kinder zu übernehmen, war ganz nett – insbesondere natürlich deshalb, weil Juanita und Celia definitiv nicht gerade zwei Mädchen sind, auf die man gerne jahrelang aufpassen würde. Leider waren manche Szenen jedoch zu lächerlich, wie beispielsweise Gabys Versuche, die Kinder ein wenig herauszuputzen und ihnen Manieren beizubringen. Meine persönliche Schmerzgrenze war erreicht, als Gaby ihrer jüngsten Tochter einen Lutscher aus den Haaren pult, ehe Celia ihn in der nächsten Szene genüsslich lutscht ... oh man. Naja, dass Celia wohl das am dümmsten gezeichnete Serienkind überhaupt ist, dürfte nach dieser Folge immerhin allen klar sein.

Das Dinner, bei dem sie Bob und Lee von ihren Töchtern überzeugen wollten, verlief dann weniger humorvoll als erwartet. Im Prinzip hatte die ganze Storyline eigentlich keine wirklich großen Lacher zu bieten, am ehesten noch Gabys Lobpreisung ihrer Kinder, während Bob und Lee gleichzeitig geschockt auf das Garagentor starren, auf dem die beiden Mädchen zuvor „Schwule sind dumm“ draufgeschmiert hatten. Am Ende machte die Geschichte dann die gewohnte 180°-Kehrtwende und wurde insofern ernst, als dass Juanita Gaby erzählt, dass sie durchaus merkt, dass irgendetwas mit ihrem Vater nicht zu stimmen scheint. Das wiederum war dann wirklich interessant, denn bei Gaby müssten eigentlich die Alarmglocken klingeln, wenn das Geheimnis um Alejandro jetzt auch schon ihre Kinder zu belasten scheint. Aber sehen wir es ein: das Ganze war letztendlich nur eine Lückenfüllerstory, denn auf Juanitas Sorgen wird mal wohl in Zukunft genauso häufig eingehen, wie auf die Freundschaft zwischen Susan und Carlos in #8.03 Watch While I Revise the World.

But sometimes the only way we can truly change our lives is by letting go completely - no matter what the cost.

Indessen hatte Susan mal wieder ihre gemeinsamen Szenen mit Andre und die aufmerksamen Leser meiner Reviews dürften schon erahnen, dass ich alles andere als begeistert war. Wie denn auch? Schließlich lieferte man uns die altbekannten „Andre kritisiert Susan wo es nur geht“-Szenen, gepaart mit den obligatorischen „Susan versucht alles, um Andre von sich zu überzeugen“-Momente und als Oberkrönung tischte man uns noch ein schönes „Lehrer hat Affäre mit Schülerin“-Klischee auf. zzzZzzZzz. Qualvolle Szene. Nein, wirklich: QUALVOLLE SZENEN.

Doch überraschenderweise wurde es gegen Ende doch noch richtig interessant. Um genauer zu sein, nachdem Susan ihren Freundinnen den Rücken zugewendet hat und wutentbrannt nach Hause stürmt und anfängt, stürmisch ein Bild anzufertigen. Ich weiß nicht, ob es an Susans 180°C-Mimik, ihrer impulsiven Malweise oder der grandios dazu passenden Musik lag, aber irgendwie hatte diese Szene wirklich irgendetwas, das sie für mich zu einem kleinen Highlight machte. Und am Ende der Episode bekommen wir auch zu sehen, was Susan gemalt hat ... und das könnte noch richtig interessant werden. Denn Susan hat ein Gemälde angefertigt, das zeigt, wie sie, Gaby, Bree und Lynette im Wald vor Alejandros Leiche stehen. Praktisch hat Susan aus dem Affekt heraus regelrecht ein Geständnis auf die Leinwand geschmiert und nachdem die allerletzte Szene dieser Folge das Bild so groß in Szene setzte, lässt sich schon erahnen, dass Susans Kunstwerk noch eine wichtige Rolle spielen wird. Die Frage ist nur: Welche Rolle? Kommt durch das Bild jemand hinter Susans Geheimnis? Vielleicht sogar Andre? Die Hauptsache ist, dass endlich ein wenig Pepp in die Susan/Andre-Geschichte reinkommt, denn das, was man uns in dieser Folge größtenteils gezeigt hat, war wirklich qualvoll ... hatte ich das schon erwähnt?

Fazit

Ben weiß nun also von dem Geheimnis um Alejandros Tod, Mike machte sich selbst die Finger schmutzig, um das Geheimnis zu bewahren und Chuck ist den Hausfrauen offenbar dicht auf den Fersen, während diese wiederum langsam aber sicher ihren Zusammenhalt verlieren. Ja, #8.07 Always in Control überraschte regelrecht mit dem Niveau, auf dem man die große Staffelhandlung weitererzählte und ist wohl die bisher ereignisreichste Episode der Staffel mit den bisher interessantesten und unvorhersehbarsten Entwicklungen, die im wahrsten Sinne des Wortes mörderisches Potential für die kommenden Folgen bereithalten. Zwar schadeten die teilweise recht schwach geratenen Einzelgeschichten von Gaby, Lynette und Susan dem Gesamtbild der Folge etwas, das aber aufgrund der temporeichen und spannenden Erzählweise der Staffelhandlung dennoch richtig überzeugend ausfällt.

Manuel H. - myFanbase

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