Bewertung

Review: #6.22 Entscheidungen

Foto: Marcia Cross & Sam Page, Desperate Housewives - Copyright: ABC Studios
Marcia Cross & Sam Page, Desperate Housewives
© ABC Studios

#6.22 Entscheidungen übernimmt genau die Aufgabe, die jede Vorfinal-Episode übernehmen sollte: Spannung aufbauen für das große Finale, damit die Zuschauer auch ja einschalten und man die Staffel mit einem großen Knall zu Ende bringen kann. Ob der Knall dann auch wirklich so groß wird, wie diese Folge verspricht, wird sich nächste Folge zeigen.

People make choices every day. And those choices are what defines us. Some of us chose to be brave, becrause they were frightened out of our minds.

Für den wirklich großen Knall im Finale wird vermutlich Angie sorgen. Denn man muss wahrlich kein Prophet sein um vorausahnen zu können, dass die ganze Geschichte um die Bombe einen explosiven Ausgang nehmen wird. Dass Patrick Angie dafür missbraucht, eine Bombe für einen weiteren Anschlag zu bauen, gefällt mir und lässt ein wenig über die Danny/Patrick-Szenen hinwegsehen, die mir leider nicht so gut gefallen haben. Denn dass Patrick plötzlich auf Vater macht und mit seinem Sohn ein neues Leben beginnen will, will so gar nicht in Patricks Profil passen. Vom Terroristen zum Familienmensch? Mal abgesehen davon, dass es absolut schwachsinnig von Patrick ist, anzunehmen, dass Danny glücklich mit Patrick von dannen ziehen wird, nachdem dieser zuvor seine Mutter ermordet hat. Auch diese Naivität lässt den durchaus bösartig erscheinenden Patrick ein wenig lächerlich dastehen. Von daher finde ich es gut, dass man noch die Sache mit der Bombe ins Spiel bringt, da das auch für zusätzliche Spannung sorgt.

Natürlich musste noch eine Nachbarin mitbekommen, dass Angie in Schwierigkeiten steckt. Es scheint schon fast ein Running-Gag der Serie zu sein, dass eine Hausfrau in ihrem eigenen Haus als Geisel gehalten und eine andere Hausfrau dort mit hinein involviert wird. In Staffel eins wurde Susan von Zach als Geisel gehalten und Edie schneite vorbei, in Staffel vier wurde Katherine von Wayne in ihrem Haus mit einer Waffe bedroht und Bree kam zufällig die Tür hinein und in dieser Staffel ist es Gaby, die von Angies Situation erfährt. Allgemein finde ich es allerdings gut, dass Gaby dieses Mal in das Staffelgeheimnis integriert wird. So war auch die letzte Szene zwischen Gaby, Angie und Patrick ein kleines Highlight. Denn die Mischung aus Humor (Gaby erzählt dem gequälten Patrick alte Modelgeschichten) und Spannung (Angie versucht verzweifelt Gaby eine Nachricht in der Lasagne zu verstecken) hat mir sehr gut gefallen. Leider war das auch schon das einzige, womit Gaby in dieser Folge glänzen konnte. Denn wie gewohnt hatte sie nicht den Hauch einer selbstständigen Story, was zwar in Angesicht der momentan recht ausgelasteten Wisteria Lane zu verkraften ist, aber dennoch einen faden Beigeschmack hinterlässt. Gaby bleibt eine eigene Storyline in dieser Staffel einfach verwehrt. Ich hoffe, für das Finale lassen sich die Autoren noch etwas einfallen.

Some of us chose to be loyal, though they were angry and hurt.

Für alle Fans von Mike und Susan dürfte diese Folge wohl ein echter Schlag ins Gesicht gewesen sein. Doch nach dem ganzen Hin und Her, welches dieses Paar in den mittlerweile sechs Staffeln schon hinter sich hatte, dürften diese Fans abgehärtet sein. Jetzt müssen die Fans jedoch wirklich stark sein, denn Susans und Mikes Geldprobleme bringen ein großes Opfer mit sich. Und um einmal die volle Wirkung an Dramatik zu entfalten, gebührt dieser Entwicklung eine Extrazeile:

Mike und Susan verkaufen ihr Haus und ziehen aus der Wisteria Lane.

Wow. Theoretisch könnte man diesen Schritt als Meilenstein der Serie betrachten. Man könnte meinen, die Autoren haben endlich eingesehen, dass aus Mike und Susan nichts mehr herauszuholen ist und sie deshalb die beiden aus der Serie streichen. Doch mal ehrlich: Diesen Schritt würden die Autoren in ihren Lebzeiten niemals wagen. Mit 100%-iger Sicherheit bleiben uns die beiden auch noch in der siebten Staffel erhalten und es steht nur noch die Frage im Raum, welches Wunder den Delfinos im Staffelfinale wiederfahren wird, sodass sie nicht ihr Haus räumen müssen. Insgesamt muss ich gestehen, dass mir die beiden in dieser Folge erneut überraschend gut gefallen haben. Denn die Storyline beinhaltete neben schönen Dialogen zwischen Mike und Susan, in denen sich letztere sehr erwachsen aufgeführt hat, was mir immer gut gefällt, auch einige sehr lustige Szenen, wie zum Beispiel Susans Geldauftreiben. Und ja, die motivierte und fiese Susan hat mir besser gefallen als die naive süßliche.

Others chose to strike out when they couldn’t walk away.

Kommen wir zu Bree, deren Storyline mit Sam in dieser Folge spannungsmäßig nicht ganz an die letzte anknüpfen konnte. Der Grund dafür ist, dass man Sam irgendwie das Mysteriöse genommen hat. Während man sich in den letzten Folgen noch fragte, was genau Sams Absichten sind und ich mir schon die genial-verrücktesten Dinge ausmalte, sieht es ganz so aus, als ob Sam letztlich dann doch einfach nur zur Familie Van de Kamp gehören möchte und die ganzen Aktionen nur dazu dienten, besser im Licht zu stehen als Andrew. Nicht gerade der ganz große Wurf, aber es geht in Ordnung. Nun hätte man uns Sam noch gestörter und bedrohlicher zeigen können, als er sowieso schon war, in dem man Andrew in sein Fadenkreuz gerückt hätte. Somit wäre Sam ein psychisch kranker Mann, der die Liebe seiner Ersatzmutter erlangen möchte und daher alles aus dem Weg räumt, was ihm diese Liebe verwehren würde. Das wäre zwar nicht der große Clou an innovativen Storys, aber das, was uns tatsächlich mit Sam bevorsteht, ist das auch nicht. Denn typisch für „Desperate Housewives“ greift Sam auf eine serienübliche Erpressung zurück, um das zu bekommen, was er will. Und irgendwie scheint er selbst gar nicht wirklich zu wissen, was das ist. Erst meint er zu Bree in einer ziemlich bedrohlichen Tonlage, sie wird ihn nie wieder los und dass er für immer Teil der Familie bleiben wird und wenig später macht er ihr klar, dass er doch verschwinden wird, wenn sie ihm ihre gesamte Firma überschreibt.

Dass man eine uralte Geschichte erneut auskramt, die als Erpressungsmittel dienen soll, ist zwar ein netter Schachzug, aber irgendwie nicht ganz glaubwürdig. Der von Andrew verschuldete Tod von Carlos’ Mutter Juanita dürfte mittlerweile elf Jahre her sein. Es wäre also theoretisch gar nicht mehr möglich, Andrews Verschulden an dem Autounfall noch irgendwie nachzuweisen. Mal abgesehen davon, dass jeder x-beliebige Mensch jederzeit jemandem etwas in die Schuhe schieben kann. Somit wäre Sams Aussage alles andere als glaubwürdig und es ist ein wenig weit hergeholt, dass Bree jetzt Panik deswegen schiebt. Da hätte man sich besser etwas anderes einfallen lassen sollen, womit man Bree erpressen könnte. Eventuell mal mit etwas, was die Zuschauer selbst noch nicht wussten, damit diese auch mal wieder mit offenen Mündern vor den Bildschirmen sitzen.

But what about the poor people who were trapped by circumstances? What happens to those who have no choices left?

Relativ überzeugen konnte Lynettes Storyline. Wieso relativ? Weil ich mich bei manchen Szenen echt fragen musste, ob die Autoren die Story nicht für Susan konzipiert hatten, was Lynettes Naivität betraf. Kommen wir doch gleich zum Ende der Folge, in der ich mir fast meine Stirn wundgeschlagen hatte:

Lynette findet heraus, dass Eddies Mutter tot gefunden wurde. Daraufhin geht sie gleich zu Eddie, der mit Schweißperlen im Gesicht gerade hektisch dabei ist, seine Sachen zu packen. Lynette spricht ihn auf seine Mutter an. Eddie versucht mit zittriger Stimme Lynette klarzumachen, dass er gerade erst mit seiner Mutter telefoniert hat, während er dabei Schweißausbrüche bekommt, die den Niagarafällen geglichen hatten. Und was ist mit Lynette? Was tut diese sonst so übervorsichtige, clevere Frau, die normal jede Lüge riecht, als sie das hört? Sie setzt sich erleichtert auf die Couch. SIE SETZT SICH AUF DIE COUCH. Bei allen Ehren. Ganz egal, wie sehr sie sich mit Eddie auf Grund ihrer ähnlichen Vergangenheit identifizieren kann, aber dass ausgerechnet Lynette den Braten nicht gerochen hat, war für mich zu viel. Zumal Lynette noch wenige Tage zuvor bereits für den Abschuss gesorgt hatte, als sie die auf dem Boden liegende Barbra als Alkoholleiche abgestempelt hatte und noch nicht einmal genauer nachgesehen hat. Ob das vielleicht einfach nur an den Hormonen auf Grund ihrer Schwangerschaft lag? An ihrem Mutterinstinkt? Und dass dieser sie dazu verleitet, Eddie als Schützling anzusehen und sie deshalb nicht die Wahrheit sehen kann/will? Man möchte es nur hoffen.

Abgesehen von dieser Szene hat mir ihr Part jedoch gut gefallen. Dass Irinas Leiche entdeckt wird und Porter irgendwie in Verdacht gerät, war natürlich vorhersehbar. Er wurde schon zweimal der Brandstiftung beschuldigt, wieso also nicht auch Mord? Immerhin hat man kein künstliches Drama erzeugt und hat die Verdächtigung Porters relativ in den Hintergrund geschoben und letztlich auch logisch aufgeklärt und nicht in die Länge gezogen. Außerdem haben mich erneut die Szenen zwischen Lynette und Eddie überzeugt, hier vor allem der Auszug von Eddie, dem die Tränen gekommen sind, als er Lynette umarmt hat. Auf Grund dieser Beziehung zwischen Lynette und Eddie wird es spannend sein zu sehen, wie ihre Storyline aufgelöst wird. Denn jetzt, wo Lynette weiß, dass Eddie der Würger ist und Eddie Lynette in seinem Haus gefangen hält, bleibt abzuwarten, was Eddie tun wird. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Eddie Lynette etwas antun wird, da diese im Prinzip die einzige Frau war, die Eddie bisher so etwas wie Liebe geschenkt hat. Andererseits muss Eddie Lynette loswerden, da sonst sein Geheimnis aufgedeckt wird. Auf die gemeinsamen Szenen zwischen den beiden freue ich mich im Finale mit am meisten.

Fazit

Mit offenen Mündern wird man nach dem Staffelfinale wahrscheinlich nicht vor dem Bildschirm sitzen, da man die einzelnen Story-Ausgänge schon irgendwie erahnen kann und große Überraschungen im Finale ausbleiben werden. Zwar versprechen die Storys rund um Lynettes ausweglos erscheinende Situation, Brees Probleme mit Sam und Angies Kampf mit Patrick – die in dieser Folge zweifelsohne gut vorbereitet wurden – viel Spannung für das Finale, aber irgendwie wirkt alles so, als ob Marc Cherry dieses Mal zum Abschluss so viel Verzweiflung wie nur möglich in die Wisteria Lane bringen wollte, weshalb diese Folge leider ein wenig überladen wirkte.

Es heißt doch immer weniger ist mehr. Doch wenn wir eines vom letzten Staffelfinale wissen, dann die Tatsache, dass dieser Spruch nicht immer stimmt. Darum wird das kommende Staffelfinale wohl voll und ganz nach dem Motto besser zu viel, als zu wenig ablaufen. Und wisst ihr was? Ich freue mich drauf.

Manuel H. - myFanbase

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