Bewertung

Review: #4.12 Die Entwicklung

Foto: Ian Bohen, Alpha Con 2014 - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Ian Bohen, Alpha Con 2014
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Was noch besser ist als Lachen und Weinen in derselben Episode? Lachen beim Weinen in derselben Szene! Und das ging in diesem "Teen Wolf"-Finale von Dreamteam Jeff Davis und Russell Mulcahy ganz wunderbar, und das ist auch gut so, denn wenn einem 51 Minuten lang konstant Tränen in die Augen schießen, ist Platz fürs Lachen gar nicht mal so selbstverständlich! Dieses Staffelfinale brachte ungeheuerliche Erleichterung, weil wir nach den grausamen Verlusten aus 3B nicht schon wieder durch die Hölle geschleift wurden; es brachte die wahrscheinlich beste Zweikampfszene, die MTV je auf die Bildschirme gebracht hat; und es war ganz besonders in einer Hinsicht die Essenz dieser Staffel und erneut ein Sinnbild dafür, wie spannend und mitreißend eine ungemein wertvolle Botschaft an die Zuschauer vor dem Fernseher übermittelt werden kann: Die Fähigkeit, sich selbst überwinden zu können, ist sexy, cool und flauschig!

"Fight like an alpha!"

Was wäre eine Mystery-Serie, wenn nicht ein paar Mysterien bestehen blieben? Wie wurde Kate zur Göttin der Berserker? Es bleibt, wie so manch anderer Punkt, unserer Phantasie überlassen. Was wir jedoch erfahren haben, war Peter Hales Masterplan und wieso ihm gerade seine ärgste Feindin, Kate Argent, so gelegen kam. Der seit 10 Jahren offene Kreis schloss sich. Der Brand, den Kate im Haus der Hales gelegt hatte, hat den Teil seines Hirns verbrannt, der ihn logisch denken lässt. Für Peter gibt es nur Habgier und Neid. Er ist der Ansicht, Familie Hale gebührt die alleinige Ehre des Herrschens, und nur er als selbsternanntes Oberhaupt der Familie hat das Recht, ein Leitwolf zu sein. Er ließ sich durch Lydia wiedererwecken, aber da ihm etwas an seiner Familie liegt, stand nicht zur Debatte, Derek aus dem Hinterhalt zu töten, um seine Alphakräfte zurück zu bekommen. Also machte er gute Miene zum bösen Spiel und kämpfte - wenn es ihm gelegen kam - an der Seite unserer Wolfspopulation, um in Ruhe weiter auf der Lauer liegen zu können. Ungünstig jedoch, dass Scott sich zum wahren Alpha entpuppte, denn einem solchen kann man die Alphakräfte nicht durch Mord stehlen.

Als er Kate mit den Berserkern sah, war die Gelegenheit endlich gekommen. Und für uns ein neues Puzzleteil. Warum Scott die ganze Staffel so unbeeindruckend kämpfte? Er ist zwar ein Alpha, aber das heißt noch lange nicht, dass er deshalb stärker als andere übernatürliche Wesen ist. Berserker sind zum Beispiel stärker. Peter schloss also einen Pakt mit seinem persönlich Teufel, Kate, die ihn überhaupt erst zum Monster gemacht hat. Kate konnte die Berserker kontrollieren. Kate konnte Scott zum Berserker machen. Kate wollte, dass Scott dasselbe geschieht, was ihrer Ansicht nach Allison angetan wurde: Scott sollte von seinen Freunden getötet werden. Peters Absicht jedoch war, dass Scott seine Freunde tötet. Vermutlich weil er dadurch seinen Status als wahrer Alpha verloren hätte und Peter ihm endlich durch Mord seine Alphakräfte hätte stehlen können. Oder weil Peter glaubte, wenn er ihn erstmal zu einem Mord getrieben hat, dann wäre er anschließend Wachs in seinen Händen. Wer würde das nicht glauben? Was kann man denn einem so charismatischen Mann abschlagen? Derek zumindest schmiss ihn ja auch nach der Enthüllung zum Thema Todesliste nicht aus der Hale-Loft-WG.

"You were never an alpha, Peter, but you were always a monster."

Ich bin unsagbar froh, dass Peter nicht getötet wurde! Vor allem, da ich nicht mit Scotts Ansicht, so unendlich cool dieser "Alpha vs. Monster"-Spruch auch inszeniert war, übereinstimme. Zum einen hätte Peters Tod sich im Finale angefühlt wie "been there, done that", zum anderen ist er einer der besten Charaktere der Serie mit noch unendlich viel Potenzial. Die Motivation, Malia zu seiner Tochter zu machen, ist meines Erachtens noch gar nicht enthüllt worden. Bisher gab es noch nichts, was diesen Schachzug erschöpfend erklärt hatte. Das steht vermutlich für die "Desert Wolf"-Geschichte für Staffel 5 auf dem Programm. Peter verfügt über großes Wissen und genügend Manipulationsfähigkeit, sich damit wieder ins Spiel zu bringen. Das, was er bislang absichtlich unseren Herzenscharakteren angetan hat, ist meiner Meinung nach sehr präzise so angelegt, dass es sich sowohl für unsere Wolfspopulation als auch für uns überwinden lässt. Er hat zwar Chris Argent eine Eisenstange in den Bauch gerammt, aber er war sichtlich betroffen, als Derek tödlich verletzt wurde, und er ließ Lydia nur in der Schule festhalten, ihr sollte kein Haar gekrümmt werden. Als Kanonenfutter für Scott war offensichtlich Liam vorgesehen und nicht beispielsweise Stiles. Peter kennt Liam im Grunde gar nicht, klar, dass er ihn für entbehrlich hielt. Peter war ein missgünstiger Charakter, aber zum Monster wurde er durch Kate gemacht. Und zumindest bei mir steht jede Türe offen für Peters – mit Sicherheit von großartigen Sprüchen gepflasterten – Weg zur Besserung für seine Tochter.

"Allison died saving her friends!"

Sehr viel in dieser Staffel drehte sich um Aufräumarbeiten. Trauerbewältigung nicht auf eine lähmende Weise, sondern auf eine aktive. Kate ist neben Peter das Monster in dieser Staffel, weil genau sie beide diejenigen sind, die sich noch nicht selbst überwunden haben. In einer der besten Szenen der Staffel erleben wir, wie unterschiedlich die Energie, die aus der Trauer um Allison entsteht, genutzt werden kann. Kate steckt so tief in der Spirale der Wut und Verzweiflung, das sie Scott durch seine Freunde töten lassen will, wie ihrer Ansicht nach Allison durch ihre Freunde zu Tode gekommen ist. Chris hingegen hat seinen Schmerz überwunden und in Stolz auf seine Tochter umgewandelt. Allison war eine wahre Heldin, die sich für ihre Freunde geopfert hat. Und das ist für Chris Grund genug, sich auf die Seite dieser Freunde zu stellen, genau dahin wo vorher seine Tochter gestanden hat. Das heißt nicht, dass seine Trauer nicht mehr da ist - ganz im Gegenteil -, sondern dass er seine Energie darein gesteckt hat, seinen Blick über den Argent-Tellerrand hinaus zu richten, darauf, was Allison für ihre Freunde erreichen wollte.

"I was evolving, something you'll never do."

Ob Kate ein ähnlich hohes Potenzial zur Selbstüberwindung hat wie Peter, bleibt fraglich. Derek zumindest rechnet nicht damit. Er selbst wiederum ist nur das erste, weil optisch beeindruckendste Beispiel dafür, was das Überwinden von Ängsten aus jemandem machen kann. Derek ist von einem Einzelgänger, der alle weggestoßen hat, zu jemandem geworden, der sich bereitwillig für seine Freunde opfert. Derek ist klargeworden, dass er kein Alpha-Potenzial hat, aber er ist ein geborener Wolf, und was mit ihm geschah, ist rückblickend in vielen kleinen Hinweisen so perfekt angedeutet worden, dass es einem das Herz erwärmt. Seit Staffel 3 haben wir nach Tyler Hoechlin in den Opening Credits einen schwarzen Wolf. In Staffel 3 lernten wir seine Mutter Talia als schwarzen Wolf kennen. Satomi sagte, Derek erinnere sie an seine Mutter. Und vielmehr noch, Derek war Anfang der vierten Staffel der einzige, der es im Kampf mit den Berserkern aufnehmen konnte. Jackson wiederum musste sich selbst und seine Identitätsängste überwinden, um als Werwolf wiedergeboren zu werden. Derek musste zu seiner Menschlichkeit zurückfinden und seine "Einsamer Wolf"-Mentalität überwinden, um sich in seine echte Wolfsform zu verwandeln. Die Entfaltung von der Raupe zum Schmetterling. Und ein schwarzer Wolf mit blauen Augen ist auch wirklich ungefähr das einzige Wesen auf der Welt ist, das von sich behaupten kann, der Schmetterling zu Tyler Hoechlins Raupe zu sein.

"You're not a monster; you're a werewolf, like me!"

Big Bro Scott und Lil Bro Liam überwinden sich selbst gemeinsam in dieser Staffel! Und erwähnte ich schon, dass mir bei fast jeder Szene in diesem Finale die Tränen in die Augen schossen? Hier war es wirklich um mich geschehen! Klar bestand meine ursprüngliche Hoffnung darin, dass Stiles derjenige ist, der zu Scott durch den Berserker-Panzer durchdringen kann. Die innige Freundschaft zwischen Stiles und Scott ist etwas, wovon man nicht genug bekommen kann, und da wir in dieser Staffel noch keinen solchen herzzerreißenden Dylan-Tyler-Moment hatten wie in den vorherigen Staffeln, stand meine Erwartung Vollgas auf einer Rettungs Scotts in letzter Sekunde durch Stiles. Aber es kam anders, und ich wurde überrascht – jedoch alles andere enttäuscht! Die Freundschaft zwischen Stiles und Scott ist hinreichend etabliert, sie gehört zu den Grundfesten von "Teen Wolf", sie ist das Herz der Serie. Man kann sich auf sie verlassen! Was noch etabliert werden musste, war vielmehr die Tiefe der Beziehung zwischen Scott und seinem ersten Beta, Liam. Scott war vom ersten Moment an voll da für seinen Beta – so wie er es für alle seine Freunde ist. Liam jedoch musste erst den Schock über die Verwandlung und die Angst vor den Gefahren überwinden, bevor auch er sich voll auf seine neue Natur und seinen Alpha einlassen konnte. Als Liam hier genau die Worte aufgreift, die Scott benutzt hatte, um ihn aus seiner dunkelsten Stunde zu retten, und Scott es davon angeregt schafft, den Berserker-Panzer zu sprengen – wer musste denn da nicht zu einer neuen Packung Taschentücher greifen? Die Beziehung zwischen Liam und Scott, genau wie die Entwicklung der beiden Charaktere für sich, ist etwas, was in dieser Staffel phantastisch gelungen ist!

"Save him!"

Stiles hatte in dieser Staffel große Momente! Überwinden musste er seinen inneren VoidStiles schon in der letzten Staffel, aber in dieser Staffel durften wir miterleben, was der überwundene Konflikt aus ihm gemacht hat. Es wurde uns ein neuer Stiles beschert: BuddhaStiles! In der herrlichen Gruppenszene vor der Abfahrt hat Stiles sich wunderbar darin gemacht, die Leitung zu übernehmen, und trotz all der spitzenmäßigen Manipulationsversuche Peters behielt Stiles ganz klar den Überblick! Es war eine reine Freude zu sehen, wie er auf Lydia warten wollte, um das Rudel vollständig zu machen, und später seinen Vater geschickt hat, um sie zu retten. Es war großartig, wie er Malia einen letzten guten Rat in Bezug auf ihren Vater gibt, bevor er sie ein großes Mädchen sein und allein in die Höhle des Löwen, eine Autofahrt mit Peter, ziehen lässt. Es war herzerwärmend, wie er sich dem Beta seines besten Freundes gewidmet hat. Es war unfassbar mutig und liebenswert, wie er sich zum gefühlten zillionsten Mal seinem besorgten Vater widersetzt hat, um sich mitten zwischen all den übernatürlichen Wesen kopfüber in den Kampf um Leben und Tod zu stürzen. Und es war zum Steinerweichen, wie er zum wiederholten Male Dereks Leben gerettet hat. Mit dem buddhistischen Mantra von Satomis Pack, während Liam sich gerade daran machte, Dereks Kehle rauszureißen. BuddhaStiles hat meines Erachtens noch Großes vor sich!

Die Realisation in Stiles' Gesicht, dass er Derek dann jedoch im nächsten Moment angesichts seiner tödlichen Wunde zugefügt durch den Berserker nicht mehr helfen konnte, war ein Anblick, den man wohl nicht so schnell vergessen wird. Hier hallte Stiles' Aussage aus dem Auftakt dieser Staffel wider: "We don't like to lose!" Sie waren nach Mexiko gefahren, weil sie Derek nicht verlieren wollten. Stiles weiß, welche Rolle er bei den jüngsten Verlusten des Rudels gespielt hat, und er will niemanden mehr verlieren! All dies spiegelt sich hier auf seinem Gesicht wieder. Soviel Gefühl in nur einem Ausdruck.

Randnotizen

  • In dieser Staffel trat Hauptfigur Scott wieder in den Mittelpunkt, zudem gab es große Handlungsbögen für Derek und Lydia. Liam wurde eingeführt und Malia dem Publikum nähergebracht – in erster Linie durch ihre Beziehung zu Stiles. Der einzige der Hauptcharaktere, der dabei auf der Strecke blieb, war Kira. Bedenkt man jedoch, dass sie im Zentrum der gesamten Mythologie der vergangenen Staffel stand, ist es verzeihlich. Sie hat im Staffelfinale einen wichtigen Schritt gemacht, der nicht zuletzt erklärt, warum sie so selten besonders brauchbar erschien. Sie weiß - ähnlich wie Lydia - noch gar nicht viel über ihre Kräfte und wie diese einzusetzen sind. Und sie hat mit dem "Throwing Star" aus Obsidian des Tempels überhaupt erst ihren ersten Fuchsschwanz bekommen. Kitsunes sammeln ihre Macht mit dem Ansammeln ihrer Fuchsschwänze. Und wenn wir nun darauf hoffen dürfen, dass sie nicht mehr nur noch wild mit ihrem Katana um sich wedelt, bin ich durchaus bereit, ihr in der nächsten Staffel wieder Interesse entgegen zu bringen.
  • Lydia hatte eine großartige Staffel! Sie hat noch viel zu lernen über ihre Banshee-Fähigkeiten, und wir dürfen nicht vergessen, dass ihre Großmutter ihr die Urne voll Eberesche absichtlich zu ihrem 18. Geburtstag zukommen lassen wollte. Da steckt noch sehr viel an Potenzial, was gerne weiterhin so behutsam entfaltet werden kann wie bisher. Vor allem, wenn sie es gemeinsam mit Deputy Parrish entfaltet und zwischendurch so unglaublich badass und todesmutig mit einem Baseballschläger auf einen Berserker losgehen darf! Ich lag auf dem Boden vor Lachen!
  • Peter in Werwolfmaske? Badass-Jubel! Als Parrish und Chris in Mexiko auftauchten? Tränen! Als Sheriff Stilinski dem Berserker die Bombe zuwirft? Lachen! Der Stilinski-family-hug? Tränen und Lachen gleichzeitig! Die gesamte Szene mit Papabär alias Coach Finstock, der Scott, Stiles und Liam einbläut "to have each other's backs"? Tränen, Lachen und dieses Gefühl im Herzen, wie wenn man sieht, wie Welpen sich zusammenkuscheln.

Fazit

Was uns nun bevorsteht, ist eine lange Pause. Viel zu lang! Ich vermisse unsere Wolfspopulation, das Reviewen, euer Feedback und unseren wunderbaren Austausch hier jede Woche jetzt schon! Der Sommer mit "Teen Wolf" war erneut ein abenteuerlicher Ritt! Badass-Jubel, Tränen, Lachen, Welpenliebe und das zusammen mit all den verrückten Rätseln und großartigen Charakterentwicklungen nenne ich jedoch ein höchst zufriedenstellendes Ergebnis für eine Staffel, die in erster Linie dafür da war, den neuen Status Quo zu erforschen. Eine Staffel, für die wenig Vorbereitungszeit zur Verfügung stand. Eine Staffel, die sicherlich zu voll gepackt war. Aber auch eine Staffel, deren Episoden von Woche zu Woche ein Feuerwerk abgebrannt haben. "So if everyone is sufficiently freaked out, I say we get going."

Nicole Oebel - myFanbase

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