Bewertung

Review: #5.01 Gott lenkt

Foto: Copyright: 2012 ABC Studios
© 2012 ABC Studios

Der Staffelauftakt zur fünften Staffel von "Private Practice" ist mehr als gelungen. Obwohl in der Episode verschiedene Storylines vorhanden waren, konnten diese gut zu einer übergreifenden Handlung zusammengeführt werden, in die alle Hauptcharaktere integriert werden konnten. Doch das Wichtigste war für mich, dass die Storylines, welche aufgegriffen wurden, viel Potential aufweisen und somit von den Autoren der Grundstein für eine tolle Staffel gelegt wurde.

"... and in a couple of weeks, when you get around making those thank-you baskets, Sam only saved his life once, I saved it twice"

Auch wenn Cooper in dieser Folge keine Storyline rund um seinen eigenen Charakter hatte, hat er doch eine sehr wichtige Rolle gespielt und war vor allem neben Sheldon der Charakter, der mich am meisten beeindrucken und begeistern konnte. Mir hat nicht nur gefallen wie er mit Violet umgesprungen ist, indem er ihr bezüglich ihrer Ehe ins Gewissen geredet hat, ihr gleichzeitig aber auch in ihrer schwierigen Situation beigestanden ist, sondern mir hat vor allem seine Rolle im Zusammenhang mit Petes Herzinfarkt sehr gut gefallen. Wieder einmal wird hervorgehoben, wie emotional und gleichzeitig stark Cooper sein kann und ich bin jedes Mal wieder begeistert, wie gut gerade diese zwei Wesenszüge durch Paul Adelstein vermittelt werden können.

Ich kann mich noch gut an den Anfang der vierten Staffel und an die diversen immer wiederkehrenden Streitereien zwischen Cooper und Pete erinnern. Dauernd wurden, sowohl im Praxis- wie auch im Privatbereich, zwischen den beiden Männern kleine Konkurrenzkämpfe ausgetragen und Cooper hat, vor allem am Anfang der Ehe zwischen Violet und Pete, keinen Hehl daraus gemacht, dass er von der Beziehung nicht gerade begeistert ist und vor allem, dass egal was kommt, er immer auf Violets Seite stehen wird. Der letzte Punkt hat sich sicherlich bis heute nicht verändert, was jedoch nicht heißt, dass Cooper deswegen mit allem einverstanden ist, was Violet tut und wie sie ihre Beziehung zu Pete aufgrund ihrer eigenen Interessen aufs Spiel setzt. Diese Sichtweise von Cooper wird schon in einer der ersten Szenen der Episode dargestellt, nämlich, als er mit ein paar Flaschen Bier bei Pete Zuhause auftaucht, um diesem die Gelegenheit zu geben, über Violets Abreise zu reden oder um ihn einfach ein bisschen abzulenken.

Die Situation auf die Cooper dann schließlich trifft, ist alles andere als einfach. Nicht nur, das sein Freund regungslos am Boden liegt, nein, er muss sich gleichzeitig zu den Wiederbelebungsmaßnahmen an Pete, auch noch um den verängstigten und völlig verstörten Lucas kümmern. Schon die Szene als Pete umgefallen ist und Lucas mit ansehen musste, wie sein Vater verzweifelt und unter Schmerzen versucht das Telefon zu erreichen, fand ich unglaublich tragisch. Doch hat die Szene danach, als Cooper an Pete erste Hilfe leistet und nebenbei nach Lucas ruft und diesem versucht die Angst zu nehmen, mich noch fast mehr berührt. Warum dem so war, kann ich nicht genau beschreiben. Vielleicht liegt es daran, dass mich Cooper in dieser Folge von Anfang bis zum Schluss überzeugen konnte oder an der wirklich guten schauspielerischen Leistung von Paul Adelstein. Jedenfalls war für mich bei dieser Szene, die Verzweiflung und die Sorge um Pete und Lucas enorm spürbar.

Da ich mich bei "Private Practice" den Sommer über von Spoilern ferngehalten habe, dachte ich wirklich einige Sekunden lang Pete müsste sterben und ich habe mich innerlich schon fast auf eine Wiederholung des Finales der dritten Staffel beziehungsweise Dells Tod eingestellt. Glücklicherweise kam es nicht dazu und der Schock konnte durch die unglaublich lustige Szene von Pete unter Medikamenteneinfluss schnell überwunden werden. Ich bin nun jedoch gespannt, was dieser Herzinfarkt für Auswirkungen auf Petes Leben hat, denn ich hoffe eigentlich, dass die Autoren sich dabei irgendetwas überlegt haben und sich dadurch eine gute Storyline rund um Pete und sein Umfeld entwickelt.

"I’m mad at you. I couldn't be mad last night but now Pete is stable, you could see him, so now I could be mad and I am really mad!"

Einziger Wermutstropfen in dieser wirklich guten Folge war für mich wieder einmal Violet. Nicht nur, dass mir ihre egoistische Art langsam wirklich auf die Nerven geht, nein sie muss sich auch andauernd in die Angelegenheiten anderer einmischen anstatt, dass sie erst einmal ihre eigenen Probleme (und davon gibt es jede Menge) zu lösen versucht. Damit will ich die Probleme von Joanna absolut nicht verharmlosen, schließlich wurde sie von ihrem Ehemann geschlagen und ich bin da vollkommen mit Violet einer Meinung: über so etwas soll, beziehungsweise darf man nicht einfach hinwegsehen und hier professionelle Hilfe beizuziehen ist sicherlich genau richtig. Nur hätte ich mir gewünscht, dass Violet sich für einmal mit ihren Problemen, mit ihren Ängsten und auch mit ihrem schlechten Gewissen auseinandersetzen muss und sich nicht wieder in die Probleme von anderen Menschen flüchten kann.

Außer der Einmischung von Violet in die Beziehung des Paares am Flughafen wurde in dieser Folge kein Fall aufgegriffen, es ging einmal lediglich um die Praxispartner, wobei natürlich Petes Herzinfarkt einen bedeutenden Stellenwert einnahm. Für mich hätte man es auch dabei belassen können, denn der Handlungsstrang dieses Ehepaares war eigentlich nur da um ein paar Lücken zwischen den anderen Storylines zu füllen und um wieder einmal zu zeigen, wie gerne sich Violet doch in das Leben anderer einmischt und sich lieber auf Fremde, als auf ihre Familie konzentriert.

Ich selber war nie ein begeisterter Fan von Violet und Petes Beziehung und ihre überstürzte Heirat hat mich eher genervt als gefreut. Im Nachhinein muss ich mir jedoch eingestehen, dass sie ein paar gute Szenen zusammen hatten und sich sogar einige gute Handlungsstränge aus dieser Beziehung entwickelt haben. Auch war meine Angst, dass die Ehe die vierte Staffel nicht überstehen wird, glücklicherweise unbegründet. Trotzdem hatte ich auch in dieser Folge das Gefühl, dass Violet an ihrer Liebe zu Pete zweifelt. Ausschlaggebend für dieses Misstrauen gegenüber Violet war nicht ihre "Flucht" nach New York, sondern vielmehr ihre Reaktion am Petes Krankenbett, als er ihr seine Liebe gesteht. Einerseits hoffe ich, dass mich mein Gefühl hier täuscht und Violet und Pete sich wieder zusammenreißen und ihre Ehe retten können, anderseits fände ich es interessant zu sehen, wenn sich Violet tatsächlich einmal mit ihren Gefühlen und Ängsten auseinandersetzen muss und dabei feststellt, dass ihre Liebe zu Pete vielleicht doch nicht so groß ist, wie sie gedacht hat.

"The fact is Amelia, I care about you too much, to trust you right now!"

An Amelias Situation ist vor allem eines gut: Sheldon. Wieder einmal konnte mich der Psychologe absolut begeistern und wäre er nach der letzten Staffel nicht schon mein Lieblingscharakter bei "Private Practice", nach dieser Folge hätte er diesen Schritt ganz bestimmt geschafft. Ich tue mich ja eher schwer mit Amelias Charakter und ihre Art geht mir mehrheitlich auf die Nerven. Daran konnte auch der Handlungsstrang rund um ihren Rückfall nichts ändern, sie erweckt in mir weder Verständnis noch Mitleid. Doch werden durch ihre Eskapaden und durch ihre erneute Alkoholsucht die Charaktere um sie herum, die Personen, welche sich um sie sorgen, sprich Sheldon und Charlotte, in den Handlungsstrang miteinbezogen und schaffen es spielend Amelias Storyline aufzupeppen, indem sie dieser die nötige Tiefe, den nötigen Witz und auch den nötigen Ernst verleihen.

So schwankte beispielsweise Sheldons Rolle in dieser Folge immer zwischen Witz und Ernst hin und her. Obwohl ich bei seinen Sprüchen immer wieder ein bisschen grinsen musste, war gleichzeitig seine Sorge um Amelia spürbar und ich bin mir sicher, dass er auch hier wieder einmal genau das richtige Maß zwischen Freundschaft und Professionalität finden wird, um ihr zu helfen, wieder trocken zu werden. Charlottes Hilfe für Amelia sieht da etwas anders aus, was jedoch nicht heißt, dass diese Hilfe besser oder schlechter ist. Ich denke gerade Charlotte, die sehr genau weiß, was eine Sucht für Auswirkungen hat und wie schnell es zu Rückfällen kommen kann, kennt sich im Umgang mit suchtgefährdeten Patienten aus. Deswegen und natürlich auch aufgrund ihrer Verantwortung für das Krankenhaus und die Patienten, war es ganz sicher richtig, Amelia erst mal zu verbieten, weiterhin zu operieren. Die Art und Weise wie Charlotte dies Amelia mitteilt, lässt aber kein Zweifel daran aufkommen, dass Charlotte weiterhin für Amelia da ist und versucht ihr in ihrer momentanen Situation beizustehen.

"That woman will never be just a woman again, she will always be a mother."

Addisons Hoffnung auf ein Baby steigt und verantwortlich dafür ist ausgerechnet der Mann, den sie kurz zuvor kennengelernt hat und mit dem sie eigentlich für einen zweiwöchigen Urlaub auf die Fiji-Inseln fliegen wollte. Jake Reilly ist nämlich nicht nur der Mann, den Addison in einem Supermarkt kennengelernt und mit dem sie ein Date gehabt hat, nein, er ist auch der Reproduktionsmediziner, den Addison aufsucht um ihrem Wunsch, endlich Mutter zu werden, einen Schritt näher zu kommen. Nachdem sich Addison jedoch in letzter Sekunde gegen den Urlaub mit Jake entschieden hat und wieder mit Sam im Bett gelandet ist, wurden in der ersten Episode der fünften Staffel mit dem erneuten Auftauchen von Jake Reilly die Weichen für eine Dreiecksbeziehung gestellt.

Erstaunlicherweise stört mich die Aussicht auf eine Dreiecksbeziehung nicht so sehr wie ich es erwartet hätte. Dies könnte einerseits daran liegen, dass ich den Autoren von "Private Practice" absolut zutraue, dass sie aus diesem Handlungsstrang das Beste herausholen und dem Zuschauer nicht eine der konventionellen Dreiecksgeschichten vorsetzen. Andererseits freue ich mich so über den neuen Zuwachs im Team in Form von Benjamin Bratt, dass für mich hier die Storyline wohl erst mal etwas nebensächlich ist. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass auch wenn ich den Schauspieler extrem gerne mag, mich der Handlungsstrang auf kurz oder lang trotzdem fesseln muss, damit mich der Charakter der verkörpert wird, begeistern kann. Somit hoffe ich, dass Jake Reilly nicht nur als Störenfried in der Beziehung von Sam und Addison auftauchen wird, sondern dass sein Charakter auch sonst etwas zu bieten hat und Benjamin Bratt somit auch sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellen kann.

Fazit

Ein wirklich gelungener Staffelauftakt, der einzig durch Violets Storyline auf dem Flughafen etwas getrübt wurde. Dieser Mangel wurde jedoch dadurch ausgeglichen, dass sowohl Sheldon wie auch Cooper in dieser Folge extrem begeistern konnten. Außerdem hat der Hauptcast in Form von Benjamin Bratt als Jake Reilly einen Zuwachs bekommen, der mich schon in einer kurzen Szene begeistern konnte und von dem ich mir in dieser Staffel einige gute Szenen und Handlungsstränge erhoffe.

Maria Schoch – myFanbase

Die Serie "Private Practice" ansehen:


Vorherige Review:
#4.22 Alles wird anders
Alle ReviewsNächste Review:
#5.02 Gegen die Regeln

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Private Practice" über die Folge #5.01 Gott lenkt diskutieren.