Bewertung

Review: #4.01 Rückkehrer und Rächer

Nach der häufig kritisierten, verkürzten dritten Staffel geht "Prison Break" nun ins vierte Jahr. Michael hatte es tatsächlich geschafft, Whistler aus Sona heraus zu bringen und ist nun auf einem Rachefeldzug gegen diejenigen, die ihm nicht nur die Freiheit, sondern auch seine große Liebe genommen haben. Doch eigentlich geht es in der ersten Folge ja um etwas ganz anders.

Vengeance is a dish best served cold

Rache war bei Filmemachern schon immer ein gern gewähltes Motiv. Man erinnere sich nur mal an das Rache-Epos "Kill Bill" oder an die alten "Star Trek"-Filme, in denen die Klingonen oben genanntes Sprichwort überhaupt erst etabliert hatten. Auch Michael hat nach Staffel drei nur noch eins im Sinn: Rache nehmen an der Company, an Whistler und an Gretchen, die ihm nicht nur die Freiheit, sondern auch noch das einzige genommen haben, was ihm – neben seinem Bruder – wichtig gewesen war. Entschlossen sich zur Not auch selbst zu opfern, begibt sich Michael auf einen ausgeklügelten Rachefeldzug, um Vergeltung zu üben an all denen, die sein Leben ruiniert haben. Die neue Staffel kann also kommen.

Hin und Her

Wer jetzt glaubt, dass es in der vierten Staffel um die Rache des Michael S. geht, der liegt spätestens nach einer Viertelstunde daneben. Das Thema "persönliche Rache" erledigt sich relativ schnell, als Gretchen behauptet, sie hätte Sara niemals umgebracht, sondern lediglich zu verdecken versucht, dass diese geflohen ist. Obwohl Michael es besser wissen müsste, lässt er Gretchen und Whistler laufen, nachdem er sie innerhalb der ersten fünf Minuten schon vor seinem Pistolenlauf hatte.

Whistler und Gretchen hatten vor dem Treffen mit dem wütenden Michael Kontakt mit einem Mittelsmann von Whistler aufgenommen, der ihm eine mysteriöse Chipkarte übergeben hat. Die kopiert Whistler mal eben binnen weniger Sekunden und übergibt die Kopie schließlich Gretchen und ihren Leuten, verschwindet dann jedoch mit dem Original. Als das herauskommt, muss Gretchen die Konsequenz daraus ziehen und wird erschossen – naja, vielleicht. Ihr Schicksal bleibt dem Zuschauer erst einmal verborgen, schließlich haben wir nicht mit Sicherheit gesehen, dass sie tot ist. Und selbst wenn wir das gesehen hätten, bei "Prison Break" gibts immer noch eine Hintertür, aber dazu später mehr.

Whistler kontaktiert Mahone, der kontaktiert Michael, der wiederum nur zuhören will, wenn er Infos über Sara und ihren Verbleib bekommt. Whistler erzählt irgendetwas von Chicago und einer Liste namens "Scylla", dem kleinen schwarzen Buch der Company, das den gesamten Verein auf einmal hops nehmen könnte. Just in diesem Moment wird er durch einen gezielten Kopfschuss ausgeschalten, die Company kriegt die Original-Chipkarte und Mahone und Michael fliehen.

Bis hierhin sind sage und schreibe 15 Minuten vergangen und wir haben mehr erlebt als in mindestens vier Folgen von Staffel drei zusammen. Ein wirklich beachtliches Erzähltempo, wenngleich ich auch noch nicht so recht weiß, wo das alles hinführen soll. Aber weiter geht's, die Folge ist ja noch lang.

Mama!

Michael erfährt von Linc derweil, dass es in Sona einen Ausbruch gegeben hat, alle Insassen geflohen sind und Sona niedergebrannt ist. Was für ein Zufall! Jahrelang gilt Sona als eines der ausbruchsichersten Gefängnisse des Erdballs und dann, binnen weniger Wochen, brechen die Insassen gleich zu Hunderten aus und zerstören Sona dabei auch noch. Gut, ich finde dies durchaus positiv, denn nun müssen wir nicht mehr mit ansehen, wie Bellick in Windeln durch die Gegend schlurft und ich muss mir auch keine Sorgen um den armen, gebeutelten Sucre machen. Die beiden haben sich übrigens zusammengetan, sind nach Mexiko geflohen, wo sie schließlich von Bellicks Mutter aufgelesen werden. Zum ersten Mal erscheint mir Bellick als wirklich symaphischer Kerl, als er inmitten der Einöde der mexikanischen Wüste freudig und lauthals "Mama!" schreit und sich verhält wie ein kleines Kind an Weihnachten. Apropos kleines Kind – natürlich fahren die drei sofort zu dem Krankenhaus, in dem mittlerweile Maricruz ihr Kind zur Welt gebracht hat. "Moment mal!" mag einer sagen – wie viel Zeit ist denn seit Staffel eins vergangen? Ich weiß es nicht und es ist ja eigentlich auch egal, denn der Anblick von Sucre mit seiner kleinen Tochter auf dem Arm ist fast genauso süß wie das "Mama!" von Bellick. Nur schade, dass die kleine Familienzusammenführung gestoppt wird, ehe sie richtig begonnen hat, denn Bellick und Sucre werden festgenommen. Man spaziert als gesuchter Verbrecher ja auch nicht einfach in ein Krankenhaus.

Das gleiche Schicksal ereilt übrigens auch Lincoln in Panama, nachdem er einen Auftragskiller ausschaltet, und auch Michael gerät in eine Falle und wird festgenommen. Innerhalb von nicht einmal zehn Minuten wurde also das geschafft, was die ganze zweite Staffel nicht möglich war – bis auf T-Bag sind alle hinter Schloss und Riegel.

T-Bag

Was macht eigentlich unser einarmiger Bandit? Der sitzt in Mexiko oder Panama, wer weiß das schon so genau, und erklärt seiner "Nonne", deren Namen ich leider vergessen hab, und einigen anderen Jungs, wie ähnlich sich Michael und er doch eigentlich sind. Dann faselt er irgendwas von einer Blutfehde und will aufbrechen, um den Mann zur Strecke zu bringen, der ihn schon zwei Mal bei einem Ausbruch hat sitzen lassen. Da haben wir das Rachethema also wieder. Weit kommt T-Bag nicht – irgendwann wird ihm sein großes Mundwerk einfach zum Verhängnis und man lässt ihn wieder zum Sterben zurück – dieses Mal in der lateinamerikanischen Wüste.

Totgesagte leben länger

Michael und Lincoln bekommen derweil von einem mysteriösen, noch nie gesehenen Detective die Möglichkeit, ihre Verbrechen für immer aus ihren Akten zu löschen, sollten sie einwilligen, bei der Zerstörung der Company zu helfen. Dazu müssen sie nur eine Chipkarte finden, die momentan unauffindbar ist, und in irgendein Gebäude von L.A. einbrechen. Warum Mr. Don Self gerade auf Michael und Lincoln kommt? Nun ja, einfach erklärt: Michael hat es bisher geschafft, aus zwei Gefängnissen auszubrechen, da wird er einen Einbruch ja noch viel leichter schaffen. Gute Logik, typisch für "Prison Break".

Bevor Michael sich jedoch entscheidet, trifft er auf Sara, die gar nicht so tot ist, wie alle (inklusive Zuschauer) dachten. Wir merken uns also: Wenn wir einen Kopf in einer Kiste finden, dann sollten wir schon genau hinsehen, wem der eigentlich gehört. Es kommt zur großen Versöhnung von Michael und Sara und einige Minuten (und einige Knutscherei) später keimt der alte Wunsch nach Rache in Michael wieder auf, als er sieht, was die Company mit Sara gemacht hat. Also beschließen er, Sara, Lincoln, Mahone, Bellick und dessen neuer bester Freund Sucre gemeinsam, dass sie die Company ein für alle Mal ausschalten wollen – mit Hilfe der Regierung, der CIA, dem FBI oder für wen auch immer Don Self eigentlich arbeitet. Danach sind sie frei – sollten sie bis dahin noch am Leben sein.

Staffelausblick

Nach einer gefühlten halben Staffel steigen am Ende fünf gebeutelte Männer und eine traumatisierte Frau in einen Flieger der U.S. Air Force, um eine Mission zu erfüllen, die ihnen die seit drei Staffeln ersehnte Freiheit bringt. Wie sie das anstellen wollen, weiß niemand so genau, aber um das heraus zu finden, haben wir ja noch ein paar Folgen.

Hab ich noch was vergessen? Ja genau – um nicht so leicht erkannt zu werden, lässt Michael sich noch schnell sein Tattoo über Nacht entfernen. Ohne Betäubung wird die Tinte aus seiner Haut heraus gebrannt und am nächsten Morgen steht er "leichter", wie er selbst sagt, wieder neben Sara, bereit für neue Aufgaben. Ich will mich jetzt gar nicht über den Irrsinn dieser Szene auslassen, denn dann steigt nur wieder mein Blutdruck.

Fazit

Unglaublich, was in der ersten Folge alles passiert. Ich bin (fast) sprachlos und bin gespannt, ob das hohe Erzähltempo in den nächsten Folgen beibehalten wird. Nach dem Ende dieser 45 Minuten habe ich das Gefühl, der letzte Akt von "Prison Break" ist angebrochen und er verspricht ein wirklich rasanter zu werden. Aber wollen wir mal nicht den Tag vor dem Abend loben. Also, schalten wir den Fernseher an, das Hirn aus und sehen mal, was den Drehbuchschreibern noch so alles einfällt.

Melanie Brandt - myFanbase

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