Bewertung
David Yates

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1

"These are dark times and there is no denial!"

Foto: Copyright: 2010 Warner Bros. Ent.
© 2010 Warner Bros. Ent.

Inhalt

Dumbledore ist tot. Schon kurz nach dem tragischen Ereignis auf dem Turm in Hogwarts stand für Harry Potter (Daniel Radcliffe) fest, dass er auch ohne seinen großen Unterstützer und vor allem Freund dessen Werk fortsetzen und weiterhin nach den Horkruxen suchen wird. Befand er sich zuvor in Gesellschaft des mächtigen Zauberers, so sind er und seine besten Freunde Ron (Rupert Grint) und Hermine (Emma Watson) nun auf sich gestellt. Während in England immer mehr der dunkle Lord (Ralph Fiennes) und seine Todesser die Regierung und auch die Hogwarts-Schule in Besitz nehmen, versuchen die drei Freunde verzweifelt, die Horkruxe des Lords zu finden und zu zerstören.

Doch diese Aufgabe ist sehr viel schwieriger als anfänglich gedacht und so entstehen auch zwischen den Freunden immer mehr Konflikte, die bald zu eskalieren drohen. Die langanhaltende Suche und der harte Winter ohne die großen Erfolgserlebnisse nagen an den Nerven. Doch was hat es mit diesem Zeichen auf sich, welches die Drei immer wieder auf der Suche sehen? Mit etwas Hilfe finden sie heraus, dass es sich dabei um das Zeichen der "Heiligtümer des Todes" handelt. Doch können diese wirklich der Schlüssel zur Lösung sein? Harry, Ron und Hermine haben ihre Zweifel.

Kritik

Es ist wohl ein Phänomen unserer Zeit, dass jedes auch nur halbwegs erfolgreiche und gut geschriebene Buch irgendwann einmal seinen Weg auf die Kinoleinwand findet und bei den Angeboten der Filmstudios wären auch erfolgreiche Autoren fast dämlich, ein solches Angebot abzulehnen. Denn für die Studios sind erfolgreiche Bücher ja fast immer ein lukratives Geschäft, kaufen sie mit den Rechten der Verfilmung doch meistens auch gleich mehrere Hunderttausend Fans mit, die den Film ansehen werden.

Das Filmstudio Warner Bros. hat dabei – neben "Summit" und der "Twilight"-Reihe – wohl den größten Coup gelandet, als sie im Jahr 1999 die Rechte an der erfolgreichen – damals noch längst nicht abgeschlossenen – Buchreihe rund um den Zauberlehrling Harry Potter ergatterten. 2001 erschien der erste Film und schaffte es gleich, die Menschen zu überzeugen. Jung und Alt waren begeistert und mit einem Einspielergebnis von knapp einer Milliarde US-Dollar bei Produktionkosten von knapp 125.000 US-Dollar kann man wohl nur von einem satten Erfolg sprechen. Die bisher veröffentlichten sechs Filme haben dem Studio bei Produktionskosten von knapp mehr als einer Milliarde Dollar mehr als fünf Milliarden Dollar eingebracht. Da ist es also kein Wunder, dass man nun den Erfolg noch ein Weilchen länger ausschlachten möchte und so das letzte Buch der Reihe gleich in zwei große Kinofilme verpackt hat. Diese waren zu Beginn auch noch in 3D geplant, was jedoch aufgrund von Terminproblemen nicht mehr einzuhalten war.

Der Vorteil einer solchen Teilung eines Buches in zwei Filme ist für die Fans natürlich, dass man sich für die Details des Buches mehr Zeit nehmen kann. Doch ist dies bei dem siebten Abenteuer um Harry Potter wirklich nötig? Während es in früheren Teilen oftmals Schlag auf Schlag mit den Handlungen voranging, beschäftigte sich dieser Teil über mehrere hundert Seiten auch mal mit nur einer Sache und verweilt bei der langatmigen Suche nach neuen Horkruxen, ohne dass die Handlung dabei groß voran geht. Was die Details angeht, so muss man hier wirklich sagen, dass es dem Film unheimlich gut tut, eben nicht nur konsequent mit Harry und seiner Entwicklung beschäftigt zu sein, sondern auch den anderen Charakteren – gerade am Anfang – etwas Platz zu geben. Der Einstieg in den Film ist dabei wohl der Beste der bisherigen Reihe und lässt einen schnell alle Sorgen und Bedenken vergessen. Denn obwohl das Buch durchaus Höhen und Tiefen hatte und auch der Film nicht konsequent das hohe Niveau des Einstiegs halten kann, so funktioniert er als Gesamtes doch unglaublich gut. Die Mischung ist hier – verglichen mit Teilen des Buches – extrem gut getroffen.

Wie im Buch sind es vor allem Harry, Hermine und Ron, die den Ton angeben, und so ist es kein Wunder, dass dieser Film, mehr als jeder anderer, eine Show der drei Hauptdarsteller ist. Auch Daniel Radcliffe ist es nach gerade zu Beginn eher mittelmäßigen Schauspielaktivitäten gelungen, ein guter Schauspieler zu werden. Ein großer Vorteil des Films ist jedoch die auch im Buch vollzogene Umstrukturierung von einer nur auf Harry bezogenen Story zu einer, in der alle drei Charaktere – vor allem aber Harry und Hermine – eine gleichbedeutende Rolle zu spielen scheinen. Natürlich ist und bleibt Harry der Auserwählte und die Titelfigur, aber auch Hermine nimmt einen viel wichtigeren Platz in der Verfilmung ein und gerade dabei kann man den Castern von vor zehn Jahren nur gratulieren, wie sie aus dem jungen Ding ein solches Talent heraussehen konnten. Emma Watson hat die nervige, naive Hermine mit Überzeugung verkörpert, zeigt aber vor allem jetzt - passend auch dazu, wie sich Emmas Leben privat entwickelt hat – wie sie es als erwachsene, selbstbewusste und toughe Hermine eben mit Leichtigkeit schafft, ihre zwei männlichen Kollegen an die Wand zu spielen. Radcliffe und Rupert Grint halten zwar dagegen, doch Watsons Hermine ist zumindest für diesen Film der Star.

Während die Szenen gerade um Hermine und Harry im Buch teilweise langatmig wurden und wenig Entwicklung boten, nutzt der Film diese aus, um dem Zuschauer zu zeigen, wie wichtig es für beide Charaktere ist, einander zu haben – als Freunde. Die Chemie zwischen ihnen funktioniert gerade in diesen Momenten unglaublich gut und man möchte sich gar nicht vorstellen, wie es Harry ohne Hermine ergangen wäre. Auch der Dreierpack, der hier zum Glück sehr schnell wieder zusammenfindet, funktioniert wunderbar und macht Spaß. Doch neben diesen wichtigen Entwicklungen bzw. Einblicken in die zwischenmenschlichen Beziehung unserer Drei kommt die Action und Spannung keinesfalls zu kurz. Obwohl eben auch die Handlung für kurze Zeit mehr oder weniger stecken bleibt, vergisst der Zuschauer dank gut eingebrachter "Träume" von Harry eben niemals, worum es geht, und so bleibt der Film durchweg spannend. Als Kontrast zu den ruhigen Szenen gibt es dann eben auch immer wieder die Actionsegmente, an denen auch hier wieder einmal nicht gespart wurde und die auch in diesem Teil mit guten Effekten überzeugen können – obwohl man diesen teilweise ansieht, dass sie für einen 3D-Film gemacht wurden. Ein Highlight bei den Effekten ist auch die Animation, die gezeigt wird, während Hermine die Geschichte der Heiligtümer des Todes vorträgt. Eine wunderbare Spielerei, die den Zuschauer einmal mehr mitten in die Geschichte bringt. Insgesamt ist auch dieser Film wieder extrem düster und geheimnisvoll, was aber in Anbetracht der Vorlage wohl kaum eine Überraschung sein dürfte.

Eine große Aufgabe war wohl auch, den Schluss dieses Films zu finden, damit dieser sowohl als Abschluss funktionieren kann, ohne die Spannung jedoch beim Zuschauer abschwächen zu lassen, damit eben auch im Juli 2011 das Kino wieder voll besucht sein kann. Und ja, auch dies ist Regisseur Yates gut gelungen und so freuen wir uns wohl alle gemeinsam auf Juli, wenn sich die "Harry Potter"-Filme dann endgültig verabschieden.

Fazit

Ein durchweg gelungener Film, der sich die Stärken des Buchs zu Nutze macht, um die Schwächen zu überwinden und so die Spannung durchaus halten kann. Dank der umstrittenen Splittelung bleibt mehr Zeit für Details, die wunderbar verwendet wurde. "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1" macht durchweg Spaß und erhöht die Vorfreude auf das entgültige Finale im Juli enorm.

Eva Klose - myFanbase
13.11.2010

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