Bewertung

Review: #5.05 Verrat

"Homeland" fehlt es auch in dieser Staffel gewiss nicht an Komplexität. Die fünfte Episode ist ein Beispiel dafür, wie zahlreiche kleine Handlungsstränge ineinander verwoben sind und allesamt für den Fortlauf der Handlung von Bedeutung sind.

"It will never ever lead to you."

Was in dieser Episode besonders auffällig ist, ist die Tatsache, dass doch ziemlich viele Fragen beantwortet werden. Man vermutete ja bereits, dass Allison mit ihren guten Verbindungen nach Russland ihre Finger im Spiel hat, und da sie am Ende der letzten Episode ans Telefon ging, als sie Quinns Angreifer erwartete, war zumindest eine Einmischung hier klar. Doch in dieser Episode macht man gar keinen Hehl mehr aus ihrem Einfluss und zeigt unverblümt, wie kalkuliert sie doch auftritt, auch wenn sie im Inneren zerrissen und einsam ist. Ich bin mir noch nicht sicher, ob sie alles aus freien Stücken tut, denn über Carries angeblichen Tod war sie doch sehr erschrocken, so als wenn sie sich gewünscht hätte, dass ihre eigenen Vorhaben misslingen sollten. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand wegen einer bedrohten Familie oder Ähnlichem das eigene Land verrät. Allison hat jedenfalls Carrie auf die Liste gesetzt, weil die Russen sie offenbar aus dem Weg haben wollen. Auch hat sie ihre Finger im Spiel, als General Youssef und dessen Familie das Zeitliche segneten. Das alles nun Saul und den Israelis in die Schuhe zu schieben, ist ein intriganter Plan, der es auch notwendig machte, Dar Adal hinters Licht zu führen. Und hier macht Allison einen ausgesprochen guten Job. Sie lässt sich nichts anmerken, legt die Fährten in den richtigen Momenten, hat alle Schritte antizipiert und versucht dann immer noch so zu tun, als wenn sie Saul schützen wolle. Tolle Strategie, die wohl nur Carrie noch durchkreuzen kann. Obwohl die Seiten also erst mal deutlich geklärt sind, ist es wie immer ziemlich spannend und man will natürlich wissen, wo der Plan noch hinführen soll. Ivan und Allison sind ja fast am Ziel.

"I'm not doing this for you." - "I think we're clear on that."

Carrie hat zwei Aufgaben in dieser Episode. Sie versucht Quinn davor zu bewahren zu sterben und weitere Informationen zu sammeln. Dazu begibt sie sich aber vollkommen in Gefahr, weil sie entgegen Quinns Plan schon wieder gleich Leuten zeigt, dass sie noch am Leben ist (auch wenn sich ihr Tod noch nicht rumgesprochen hat). Die erste Hilfe erhofft sie sich von Astrid, die nur Quinn zuliebe Nachforschungen anstellt. Nina Hoss ist eine der besten deutschen Schauspielerinnen und ich sehe sie immer wieder gerne. Auch in dieser Episode macht sie wieder einen prima Job, aber eigentlich kommt sie noch viel zu kurz. Nach der Szene mit Claire Danes hatte ich mehr Screentime erhofft, aber bis auf die kurze Suche und das Telefongespräch kam nichts mehr. Schade. Da ist Potenzial verschenkt.

Carrie forscht weiter und kontaktiert auch Laura Sutton, also noch eine Person, von der sie nicht sicher sein kann, dass sie Carrie schützt. Eigentlich ist der ganze Plan von ihr und Quinn damit schon jetzt endgültig hinfällig geworden, auch wenn man sich als Zuschauer bewusst war, dass dieser Status eh nicht auf Dauer sein kann. Auch Jack Bauer hatte das ja nur eine Staffelpause lang durchhalten können. Ich verstehe hier nur nicht, warum das nicht Jonas hätte machen können. Er hat viel besseren Kontakt zu Laura und müsste sich auch nicht so kompliziert geheim treffen. Das kann man durchaus als Drehbuchschwäche auslegen. Dass dieser Versuch auch noch in einer Sackgasse endet, weil Laura selbst nichts mehr in der Hand hat und nur noch berichten kann, was alle wissen oder mitbekommen, macht den Part noch ärgerlicher. Alles, was also bleibt, ist die Hoffnung auf den CIA-Server. Im Übrigen fand ich den Einsatz von Numan mit dem Video sehr mutig und ich hatte doch erwartet, dass man die Demonstration etwas mehr in die Handlung einbindet. So wirkte der ganze Aufwand eher fehl am Platze und vor allem verpufft. Zielführend ist etwas anderes.

"I don't wanna loose you, I can't loose you."

Carrie holt sich des Weiteren noch Hilfe von Jonas, der über seine Schwester Medikamente besorgte, weil er Carrie schwer verletzt glaubte, was nur eine gemeine Notlüge war. Für Carries Beziehung ist das kein besonders gutes Zeichen. Sie nutzt Jonas nur aus und der lässt es mit sich machen, weil er Carrie mehr liebt, als es für ihn gut ist (und als er sich zugestehen will). Nur gut, dass er nicht wusste, dass Quinn noch vor ein paar Tagen seinen Sohn gekidnappt hatte (darüber wurde leider auch gar nicht mehr gesprochen), sonst wäre er sicherlich sofort wieder gegangen. So aber lässt er sich von Carrie breitschlagen und hilft ihr mal wieder zum angeblich letzten Mal. Eigentlich kann der Kerl einem nur leid tun. Es war fast schon amüsant, wie Jonas Quinn glauben machen wollte, dass er nicht wie er ist, Quinn aber erwidert, dass er sich schon längst in einer Situation wie seiner befinde. Da hat er ja so recht. Das Mitleid für Jonas wird dann eigentlich nur noch davon überlagert, dass man Quinns Leiden nicht länger erträgt. Die gesamte Episode steht er an der Schwelle zum Tod, dann haut er am Ende auch noch ab und man muss sich minutenlang seinen Kampf zwischen Leben und Tod ansehen. Das war definitiv zu lang und alles andere als spannend. Man dachte die ganze Zeit nur, dass man Quinn endlich erlösen und sterben lassen solle. Stattdessen kommt aber ein mysteriöser Mann dazu, der Quinn nun offenbar helfen wird. Das war alles viel zu dick aufgetragen und künstlich unnötig in die Länge gezogen. Jede rausgeschnittene Szene der Episode wäre gewiss bereichernd gewesen, wenn man hier gekürzt hätte. Auch das sorgt dafür, dass die Episode eher durchschnittlich für die Serie war.

Fazit

Inhaltlich hat die Episode wieder viel Bewegung gebracht und fast schon zu viel verraten, wobei das zu diesem Zeitpunkt eher bedeutet, dass wir noch Einiges erwarten dürfen. Manches wurde allerdings zu gekünstelt angelegt, sodass es am Ende nur eine gute (Übergangs-)Episode ist, die wohl vor allem wieder eine Grundlage für kommende Szenarien legte. Unterm Strich kann man mit der Staffel bis dato aber sehr zufrieden sein.

Emil Groth – myFanbase

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