Bewertung

Review: #1.09 Der dritte Partner

Foto: Julianna Margulies, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Julianna Margulies, Good Wife
© Paramount Pictures

Nachdem wir in den letzten Episoden schon viel über Peters Affäre gehört haben und auch Bilder von ihm in den Händen von Zach und Grace gelandet sind, lernen wir nun auch die Prostituierte kennen, mit der Peter die Affäre hatte. Amber Madison möchte ein Buch über ihre Zeit mit Peter veröffentlichen und der Medienzirkus rund um die Florricks scheint von vorne zu beginnen.

Zweifel und Misstrauen beschreiben Alicias Gefühle gegenüber Peter wohl am besten. So sehr sie sich vielleicht ihrer Familie zuliebe wünscht, dass ihre Beziehung zu Peter wieder zu einer Art Normalität findet, so leicht kann man sie auch wieder aus der Bahn werfen. Wir haben Alicia als eine sehr starke Person kennen gelernt. Sie hatte zwar im Verlauf dieser Staffel immer wieder einige Hürden – gerade wegen Peters Fehltritten – zu nehmen, aber sie hat sie gemeistert und sie hat sie vor allem gut überstanden. Obwohl sie jetzt die alleinige Verantwortung für ihre Familie trägt und nach 15 Jahren wieder in ihren Beruf einsteigen muss, wirkt sie zuversichtlich und dafür bewundere ich sie. Sie hat viel durchgemacht und dennoch wirkt sie zufrieden – so zufrieden wie man in dieser Situation eben sein kann. Und all das wird jetzt bedroht, weil Amber Madison an die Medien geht.

Die Szene, in der Alicia vor Peter fast schon zusammen bricht (für ihre Verhältnisse war das ein extremer Gefühlsausbruch) und ihn anfleht, dass er die Sache stoppt, hat uns eine andere Alicia gezeigt. Sie hat keine Kontrolle darüber, was mit ihrer Familie passiert und was in den Medien über sie oder ihre Beziehung zu Peter erzählt wird. Und sie macht sich große Sorgen darum, welche Auswirkungen diese Aussagen oder derartige Gerüchte auf ihre Kinder haben. Sie hat noch zu gut in Erinnerung, wie sehr alle nach der letzten Schlammschlacht in den Medien gelitten haben und das möchte sie nicht noch mal. Das alles ist absolut nachvollziehbar und mir gefällt es sehr gut, dass wir hier sehen, dass Alicia eben nicht in jeder Situation stark bleiben kann. Sie ist keine Überfrau, die jeden Stein, den man ihr in den Weg wirft, locker überspringt und alles an sich abprallen lässt. Sie weiß, wann sie um Hilfe bitten muss und in dieser Situation ist Peter der einzige, der die Macht hat, Amber zum schweigen zu bringen. Was mich aber dann doch ein wenig überrascht hat, war die Schlussszene mit dem Kuss zwischen Alicia und Peter. War das nur aus Dankbarkeit oder keimt da tatsächlich die Hoffnung in Alicia auf, dass alles wieder gut wird?

Aber nicht nur die scheinbar hilflose Alicia ist in dieser Folge zu sehen. Wir bekommen auch die uns bekannte starke Frau zu sehen, die sich auf ihre Intuition verlässt. Obwohl sie Jonas Stern zum ersten Mal trifft, merkt sie schnell, wie sie ihn zu händeln hat. Ich kann mir vorstellen, dass es keinesfalls einfach ist, zu wissen, wie man mit seinem Chef umgeht, den man nicht kennt und der dazu noch so exzentrisch ist. Dass Alicia sich da anfangs etwas zurücknimmt und sich von ihm wie gewünscht als eine Art Werkzeug benutzen lässt, ist verständlich. Aber während sich ein junger Anwalt wohl davon komplett hätte einschüchtern lassen, erkennt Alicia, wann sie die Initiative ergreifen muss, um den Fall zu retten. Dazu benötigt es viel Feingefühl und dass Alicia das besitzt, hat sie schon oft genug bewiesen. Mir hat sehr gut gefallen, wie Alicia mit Stern umgegangen ist, denn es war die nötige Gratwanderung zwischen Respekt und Respektlosigkeit. Auch wenn sie ihm dann vor Gericht den Hintern rettet, zieht sie letztendlich den Kürzeren, denn Stern macht halt doch, was er will und das zum Nachteil für die Kanzlei.

Wobei, an dieser Stelle von einem Nachteil zu sprechen, ist nicht unbedingt klar. Für Will ist Sterns Ausstieg sicherlich recht, das hat er immer wieder angedeutet. Diane war in dieser Diskussion zwar dagegen, aber nur, weil sie ihren eigenen Einfluss hat schwinden sehen. Nun wurde Stern nicht rausgedrängt, sondern geht aus eigenem Willen und dagegen können beide nichts tun. Was beide jetzt viel mehr beschäftigen wird, ist Sterns Androhung, dass er einige solvente Mandanten mitnimmt und ihre Kanzlei auf Dauer ruinieren möchte. Ob er dazu dann aber tatsächlich noch in der Lage sein wird – dank Alicia wissen wir ja über seinen Zustand Bescheid – bleibt abzuwarten.

Eine kleine Nebenstory hat sich in dieser Episode noch um Zach ergeben. Alicias angeknackstes Vertrauen in die Männer hat sich wohl auch ein bisschen auf ihren Sohn übertragen. Nachdem Zach in letzter Zeit aber auch nicht gerade aufrichtig war, fand ich ihre Erziehungsmethode eigentlich ganz gut und konsequent. Als jemand in Zachs Alter findet man sowas natürlich unfair und albern, aber wenn man drüber nachdenkt, hat Alicia hier wohl genau richtig gehandelt. Zach kommt in ein Alter, in dem er rebellieren will, und nachdem, was in seinem Leben in letzter Zeit los war, ist es eh verwunderlich, dass er noch so ruhig und zuverlässig ist. Mal gucken, wie sich seine Freundschaft zu Becca und die nun anstehende Pubertät auf das Familienleben bei den Florricks auswirkt.

Fazit

Eine Episode, die uns viele Aspekte von Alicias Persönlichkeit gezeigt hat. Es war wohl in gewisser Weise eine Achterbahn der Gefühle und ein kleiner Einblick in die Verzweiflung einer Frau, der jegliche Privatsphäre genommen wurde und die nun darum kämpft, das Leben, das sie sich für ihre Familie aufgebaut hat, zu bewahren. Das Auftauchen von Jonas Stern, das sicherlich im weiteren Verlauf der Staffel von Bedeutung ist, hat zusätzliche Spannung in die Handlung dieser Episode gebracht. Die Autoren machen Lust auf mehr!

Catherine Bühnsack - myFanbase

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