DVD-Rezension: Good Wife, Staffel 1.1 und 1.2

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Im September 2009 startete "Good Wife" bei CBS seinen Lauf und konnte seither mit seiner gelungenen Mischung aus einem Anwalts-Procedural und komplexem Charakterdrama viel Fans für sich gewinnen. In Deutschland sendete ProSieben die gesamte 1. Staffel, aber der 2. wird kabel eins die Ausstrahlung übernehmen.

Inhalt

Foto: Julianna Margulies, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Julianna Margulies, Good Wife
© Paramount Pictures

Alicia Florricks (Julianna Margulies) Leben wurde in den letzten Wochen und Monaten komplett auf den Kopf gestellt. Nachdem ihr Ehemann Peter Florrick (Chris Noth) mehrerer Skandale bezichtigt wurde, unter anderem Unterschlagung im Amt und Sex mit Prostituierten, musste der sein Amt als Oberster Staatsanwalt von Chicago niederlegen und sich vor der Justiz verantworten. Alicia steht öffentlich hinter ihrem Mann, beginnt aber nun ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Nachdem sie sich jahrelang als Hausfrau und Mutter um ihre Familie gekümmert hat, nimmt sie nun eine Stelle als Anwältin in der Kanzlei Lockhardt & Gardner an, die von ihrem Jugendfreund Will Gardner (Josh Charles) geleitet wird. Sie muss sich nun gegen ihre zumeist viel jüngeren Kollegen durchsetzen, mit den Herausforderungen des Arbeitslebens als alleinerziehende Mutter zu Recht kommen und die sie immer verfolgenden Konsequenzen des Skandals ihres Ehemannes aushalten.

Rezension

Foto: Julianna Margulies & Chris Noth, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Julianna Margulies & Chris Noth, Good Wife
© Paramount Pictures

Auf den ersten Blick könnte man "Good Wife" als eine Anwaltsserie abtun, wie man schon viele gesehen hat, aber dann wird die Geschichte, durch die wirklich interessante Prämisse der Show, die betrogene Politikergattin in den Fokus zu stellen, doch wirklich interessant. Denn wer von uns hat sich nicht schon mehrfach gefragt, warum so starke und intelligente Frauen wie beispielsweise Hilary Clinton trotz der offensichtlichen moralischen Verfehlungen ihrer Ehemänner und sehr schmerzhaften öffentlichen Demütigungen zu diesen stehen. Und "Good Wife" nimmt genau diese spannende Frage zur Ausgangslage einer Serie, die zwar auch einen wichtigen Teil als Anwalts-Procedural ableistet, aber sich niemals nur darauf reduzieren lässt. Haupdarstellerin Julianna Margulies erzählt mehrfach in den Interviews, die in den Specials zur DVD enthalten sind, dass es für sie unheimlich wichtig war, "the good wife" zu spielen und nicht "the good lawyer" und der Serie ist dieser einfache, aber nicht zu unterschätzende Anspruch außerordentlich gut gelungen.

Denn das übergeordnete Thema der 1. Staffel ist die Entwicklung und das Wachsen der Alicia Florrick, sowohl als unabhängiger Frau, als Anwältin aber auch als Mensch. Sie wächst an ihren Aufgaben und beginnt, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Zwar verhält sie sich loyal gegenüber ihrem Ehemann Peter und zieht eine Scheidung nicht in Betracht, aber sie ist auch nicht bereit, die Geschehnisse unter den Teppich zu kehren und einfach zu alten Zuständen zurückzukehren. Der Serie gelingt dabei ein faszinierendes Porträt eines spannenden Frauencharakters, der in seinen Facetten und moralischen Grautönen besonders im amerikanischen Network-TV seinesgleichen sucht. Und "Good Wife" hat nicht nur einen tiefgründigen Frauencharakter im Zentrum, nein es sind gleich drei an der Zahl. Denn auch Alicias Vorgesetzte Diane Lockhardt (Christine Baranski) und die Ermittlerin der Kanzlei Kalinda Shaun (Archie Panjabi) entwickeln im Laufe der Serie faszinierende Tiefen und beweisen, dass der gelungene Frauencharakter im Zentrum der Serie wahrlich keine Zufallsprodukt ist.

Foto: Archie Panjabi, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Archie Panjabi, Good Wife
© Paramount Pictures

Aber bevor jetzt noch jemand glaubt, es handele sich hierbei um eine staubtrockene Feministenserie, will ich den Gedanken nur ganz schnell abschmettern. Denn in erster Linie ist die Serie unheimlich gute Unterhaltung. Der Procedural-Anteil durch Alicias Arbeit als Anwältin in den verschiedensten Fällen ist äußerst gelungen in die Gesamthandlung der Charaktere integriert. Die Serie versucht nämlich keinesfalls, diesen Teil in den Hintergrund zu drängen, sondern macht sich die Mühe, dem ausgeleierten Genre neue Facetten abzugewinnen und es immer wieder spannend und innovativ zu gestalten. Die Fälle sind oftmals sehr tagespolitisch und besonders nah dran am wahren Geschehen der amerikanischen Gesellschaft. Aber nicht nur durch die Aktualität erreicht man das Gefühl von Frische, sondern auch durch das Aufbrechen der Gesetzmäßigkeiten des Genres mit immer neuen Blickwinkeln, Ideen und auch inhaltlichen Wendungen. Dabei schreckt man auch nicht davor zurück, die moralischen Grauzonen der Justiz und speziell der Anwälte von offensichtlich schuldigen Klienten auszuloten und so gelingen immer wieder hochspannende Fälle auf vielen Ebenen, die den Zuschauer auch noch nach dem Sehen beschäftigen, da man nicht alle Antworten auf schwierige moralische Fragen bereits vorgekaut serviert bekommt

Aber in sich getragen wird die Show durch ihre konsistenten und tiefgründigen Charakterentwicklungen und einer wirklich fesselnden folgenübergreifenden Geschichte auf vielen Ebenen. Sei es über Alicias Ringen mit ihrer Ehe, ihrer langsamen Annäherung an ihren ihr fremd gewordenen Ehemann, der Konkurrenzkampf in der Kanzlei und die finanziellen Schwierigkeiten, die sich im Rahmen der Finanzkrise für Lockhardt & Gardner auftun. All dies wird präsentiert von einem großartigen Schauspielerensemble, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist diese Serie hochkarätig besetzt. Die erste Staffel von "Good Wife" ist in sich eine wirklich runde Angelegenheit und wunderbare Unterhaltung.

Specials

Foto: Copyright: Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Zunächst einmal muss ich hier kurz die Tatsache erwähnen, dass die 1. Staffel zu "Good Wife" in Deutschland aus unerfindlichen Gründen in zwei getrennten Boxen erscheint. Da man sich in diesem Falle noch nicht einmal die Mühe gemacht hat, die Cover oder die Rückseiten zu ändern, kommt man sich als Kunde doch schon leicht über den Tisch gezogen vor. So gibt es also die Serie in zwei Pappschubern mit je zwei Jewelcase-DVDs zu kaufen, die optisch völlig identisch sind und auch auf den einzelnen DVD-Hüllen ist die Beschriftung so, als wäre es eine ganze Box. Aber gut, so ist es nun einmal und wenigstens ist der Preis für die Einzelboxen so angemessen, dass man insgesamt auf den einer normalen Gesamtbox kommt.

Die DVDs als solche sind wohl die des englischen Originals, denn darauf finden sich die Titel nur in Englisch. Auf den Hüllen sind aber die Inhaltsangaben auch auf Deutsch und das Menü ist ebenfalls ansprechend gestaltet. Es gibt zu den einzelnen Episoden verschiedene Hintergrundbilder und so wirkt das Ganze schon einmal sehr ansprechend.

Was das Bonusmaterial angeht, so gibt es zu einigen Episoden diverse gelöschte Szenen zu begutachten, was immer wieder eine interessante Option ist und welche ich persönlich sehr gerne nutze. Diese sind im Originalton mit deutschen Untertiteln verfügbar, ebenso wie die Promo-Clips zur Serie, die sich noch auf der 1. DVD befinden. Außerdem gibt es auf der Box zur ersten Staffelhälfte noch ein interessantes Feature über die Hintergründe zur Serie, in dem sich die Serienschöpfer Robert und Michelle King, der Produzent David W. Zucker und Hauptdarstellerin Julianna Magulies mit den realen Vorbildern der Serie auseinandersetzen. Das Ehepaar King erzählt, wie sie im Lichte der diversen Politikerskandale auf die Idee zur Serie gekommen sind und wie sie auch weiterhin ein Auge auf reale Geschehnisse haben, um diese in den Handlungsverlauf einzubinden.

In der zweiten Staffelbox enthalten sind mehrere wirklich sehr umfangreiche und auch interessante Features, die als Rückblick für die 1. Staffel fungieren. Dabei wird ein genauer Blick auf die Entwicklung des Piloten geworfen, auf die Auswahl der Drehorte und Locations, auf das Schauspielerensemble, die Kostüme und die Ausstattung und Ausblicke in Staffel 2 getätigt. Insgesamt sind dies über eine Stunde an Interviews und Betrachtungen, die dem Zuschauen einen Einblick hinter die Kulissen gewähren und wirklich sehr gelungen sind. Ich finde es zwar etwas schade, dass sich keine Audiokommentare zu einzelnen Episoden auf den DVDs befinden, aber diese ausführlichen Extras lassen mich dieses Manko doch gut verschmerzen.

Foto: Copyright: Paramount Pictures
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Die Extras in der Übersicht:

Gelöschte Szenen
On-Air-Promo-Clips (Season 1.1)
Auswirkungen: Wirkliche Geschehnisse (Season 1.1)
Der Lernprozess der Alicia Florrick: Das Making-of von Season 1 (Season 1.2.)

Technische Details

FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: 496 Min (12 Episoden) & 459 Min (11 Episoden)
Bildformat: 1,78:1, 16:9
Sprache (Tonformat): Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte, Französisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Spanisch, Finnisch, Niederländisch

Fazit

Bis auf die Tatsache der geteilten Boxen, kann ich jedem die DVDs zu ersten Staffel "Good Wife" nur wärmstens ans Herz legen. Die Fans der Serie finden neben den Episoden, die man gerne noch einmal sehen möchte, interessantes Bonusmaterial und wer mit der Show noch nicht vertraut ist, hat mit 23 Episoden großartiger Dramaunterhaltung viele Stunden Serienvergnügen noch vor sich.

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Cindy Scholz - myFanbase