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Alan Parker

Leben des David Gale, Das

David Gale (Kevin Spacey), Gegner der Todesstrafe, sitzt plötzlich selbst wegen Mordes an seiner Kollegin Constance (Laura Linney) im Todestrakt im US-Bundesstaat Texas. Doch anstatt einfach abzuwarten, bis die Strafe vollzogen wird, gibt er Bitsey (Kate Winslet) das Interview ihres und seines Lebens, für das er eine "Prämie" von 500 000 Dollar bekommt.

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Inhalt

Im Film wird durch Rückblenden David Gales Leben vor dem Todestrakt gezeigt und erzählt. Er hat an der Universität doziert und war hoch angesehen. Er führte also ein fast normales Leben, denn er war auch ein harter Gegner der Todesstrafe und trat im Fernsehen auf. Man erfährt aber auch ein schmutziges Geheimnis über ihn und wie er für dieses büßen muss.

Eines Tages ist seine Kollegin Constance Hallway (Laura Linney) tot und alles deutet darauf hin, dass David sie erst vergewaltigt und dann ermordet hat. Er wird zur Todesstrafe verurteilt, sitzt immer noch dort und wartet darauf, dass er selbst ermordet wird. Allerdings will er auf einmal vier Tage vor seiner Hinrichtung ein Interview mit Elizabeth 'Bitsey' Bloom führen. Und zwar nur mit ihr. Nach und nach merkt Bitsey, dass irgendetwas an der ganzen Sache faul ist und führt ihre Ermittlungen auf eigene Faust durch, bei denen sie schließlich die wahre Geschichte aufdecken kann. Aber schafft sie es noch rechtzeitig, der Welt diese zu überbringen und vor allem: ist das neue Beweismaterial überhaupt ausreichend? Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und die Uhr tickt...

Kritik

Das Thema Todesstrafe betrifft uns Deutsche und Europäer ja zum Glück nicht mehr, obwohl sich manche wahrscheinlich wünschen, dass es anders wäre. In vielen anderen Ländern der Erde wird sie jedoch immer noch praktiziert, darunter die Volksrepublik China (mit 1770 offiziellen Hinrichtungen), der Iran, Saudi-Arabien und die USA. Diese Länder sind aber nur Beispiele, denn insgesamt gibt es 74 Staaten, die die Todesstrafe im Gesetz verankert haben, elf können sie in Ausnahmefällen wie Kriegsverbrechen anwenden. 26 Länder der Erde wenden sie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr an. Auf der anderen Seite sind es nur 88 Länder, die die Todesstrafe ganz abgeschafft haben. In den USA wurden seit 1976 allein in Texas 355 Menschen exekutiert, zum Tode wurden 414 Menschen verurteilt. Auf Platz zwei folgt Virginia mit "nur" 94 Exekutionen seit 1976 und 23 zum Tode verurteilten Menschen. (Quelle: Wikipedia).

Nach diesem kleinen Exkurs zum Hauptthema des Films nun direkt zum Film selbst. Wie es auch auf der DVD-Rückseite beschrieben wird, sind vor und hinter der Kamera wirklich hochkarätige Stars vertreten. Kevin Spacey in seiner genialen Rolle des David Gale, Kate Winslet als Elizabeth 'Bitsey' Bloom, Laura Linney als Constance Hallway, Regisseur Alan Parker und Produzent Nicolas Cage (neben Alan Parker); alle von diesen haben einen perfekten Job getan. Für die Musik waren Alan Parkers Söhne Alex und Jake verantwortlich, die ebenfalls grandios ihre Arbeit verrichtet haben.

Die erste Szene des Films zeigt eine Frau und wie sie scheinbar um ihr Leben rennt. Einige Zeit später merkt man aber, dass das Betsy in einer Vorblende war. Das ist schon ein sehr eigenartiger Start für einen Film, aber sehr gut gewählt, da es die Spannung schon am Anfang hoch treibt und man wissen will, wie Betsy dazu kommt, scheinbar um ihr Leben zu rennen.

Man sieht im Film durch Rückblenden, wie Davids Leben vor der Todeszelle aussah. Er hat Frau und Kind, ein Haus, einen Job. Ein glückliches Leben, wie man meinen sollte. Doch nach und nach kommen Dinge in sein Leben, sodass er im Prinzip alles verliert. Nur seine schwer kranke Kollegin von "Deathwatch" (einer Menschenrechtsorganisation, die sich sehr engagiert gegen die Todesstrafe einsetzt) und die Organisation selbst bleiben ihm. Als Constance dann auch noch tot aufgefunden wird, ist es David, der verdächtigt und schließlich zum Tode verurteilt wird, denn man fand Spermaspuren und Fingerabdrücke von ihm bei ihr, alles eindeutige Hinweise. Doch bei Bitseys Ermittlungen wird nach und nach klar, dass die Geschichte in Wirklichkeit anders verlaufen ist. Doch reicht das, um David frei zu sprechen? Beim Schauen des Films habe ich mir selbst immer versucht auszumalen, wie der Tod von Bitsey verursacht werden konnte. Vielleicht ist ja auch Selbstmord im Spiel oder jemand anders, zum Beispiel der mysteriöse Cowboy, der mitten in der Nacht auftaucht, für den Mord verantwortlich. Es ist ein perfektes "Spurenverwischen" seitens des Regisseurs beziehungsweise des Autors vollzogen worden, bei dem erst in der wortwörtlich letzten Sekunde die wahre Geschichte raus kommt.

Das Thema Todesstrafe ist natürlich Dreh- und Angelpunkt des Films. Aber es wird nie in irgend einer Weise gesagt: "Du musst dafür sein" oder "Du musst dagegen sein", sondern von beiden Seiten immer mal etwas gezeigt. So wird fast am Ende des Films gesagt, dass die Todesspritze viel billiger ist als die Alternative Gefängnis. Auf der anderen Seite wird von "Deathwatch" gesagt, dass man auch mal an die Familie des Todeskandidaten denken soll. Jedoch scheint die Arbeit der Organisation nicht viel zu bringen, denn nach und nach werden alle Todeskandidaten, von denen sie Bilder an der Wand hängen haben, durch gestrichen. Das bedeutet also, dass die meisten schon exekutiert worden sind.

Dass der Bundesstaat Texas für den Film gewählt wurde, ist die klügste Entscheidung, die getroffen werden konnte. Hier werden nun mal in den USA die meisten Todesstrafen durchgesetzt und die meisten Menschen zum Tode verurteilt. Austin (Hauptstadt von Texas) ist die Stadt, in der der Film spielt.

Die Spannung im Film ist nicht zu übertreffen. Schon weil man selbst mitdenken muss, kann gar keine Langeweile auftreten. Und das, gepaart mit den perfekten schauspielerischen Leistungen, die die Emotionen der Charaktere super wiedergeben, ist ein Film entstanden, den man einfach gesehen haben muss. Schon, um einen Einblick in das taburisierte Thema Todesstrafe zu bekommen und mitreden zu können. Dass Alan Parker überhaupt einen Stoff über Todesstrafe verfilmt hat, ist schon erstaunlich, da es ja doch ein Tabuthema ist. Es soll außerdem verdeutlicht werden, dass auch unschuldige Menschen im Todestrakt sitzen und diese dann einen sinnlosen Tod sterben müssen.

Neben der Spannung sind aber auch einige kleinere witzige Szenen vorhanden, ebenso wie erotische. Actionszenen gibt es zwar auch, aber diese sind eher die Ausnahme. Zum Ende hin beginnt allerdings eine spannende hektische Zeit, bei der man sich fragt: "Wird es Bitsey noch schaffen, David zu retten oder nicht? Und wenn sie es nicht schaffen sollte, bleibt dann trotzdem noch etwas für die Nachwelt übrig?"

Die Story ist einfach super geschrieben, da gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Die Dialoge sind sehr gut (zum Beispiel "Der Tod ist ein Geschenk"), jedoch erscheint einigen der Film manchmal etwas verwirrend, vor allem das "wirkliche" Ende. Wenn man aber wirklich mitdenkt, bekommt man den Sinn des wirklichen Endes aber schnell mit und man merkt, auf welches wahre Ziel David hinaus wollte; wie der Werbeslogan schon sagt: "The crime is clear. The truth is not" ("Das Verbrechen ist klar. Die Wahrheit nicht"). Am Ende ist dann auch die Wahrheit klar, nur nicht, warum erst solche drastischen Mittel eingesetzt werden mussten, damit die Ziele erreicht werden. Es wird auch nicht gezeigt, ob das alles überhaupt etwas gebracht hat (für Texas und die Welt im Film).

Alan Parker hat ein Meisterwerk hin bekommen, das mich persönlich wirklich sehr viele Tränen vergießen ließ, weil er emotional so tiefgreifend ist. Nach dem Ende des Films konnte ich nicht anders als erstmal alles zu verdauen und später im Internet nach Informationen über die Todesstrafe zu suchen, was schon etwas Besonderes ist, zumal das kein anderer Film vorher bei mir erreicht hat.

Für all diejenigen, die sich noch mehr Informationen zulegen wollen, kann ich die Internetseiten Wikipedia und Todesstrafe.de (mit aktuellen Informationen; im Moment wird sie noch ausgebaut) empfehlen.

Fazit

Ein packender, informativer und emotional tief greifender Film, bei dem man einen Einblick in das Thema Todesstrafe erhält. Leider wurde dem Film nie viel Beachtung geschenkt, aber macht euch am besten selbst ein Bild.

Elsa Claus - myFanbase
01.11.2006

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