Bewertung
Jim Strouse

Love Again

Foto: Love Again - Copyright: 2023 Warner Bros. All Rights Reserved.
Love Again
© 2023 Warner Bros. All Rights Reserved.

Inhalt

Mira Ray (Priyanka Chopra Jonas) hat vor zwei Jahren ihren Freund John (Arinzé Kene) verloren und es fällt ihr schwer, wieder nach vorne zu sehen. Auf den Rat ihres Kumpels Mohsen (Omid Djalili) hin schreibt Mira Nachrichten an Johns alte Nummer, nichtwissend, dass die geradewegs an Rob Burns (Sam Heughan) gehen, der gerade die Nummer durch ein neues Arbeitshandy erhalten hat. Der von der Liebe gefrustete Musikredakteur ist berührt von den Worten der Unbekannten und würde sie gerne kennenlernen, doch er ahnt, dass es eine sensible Angelegenheit werden könnte. Als er ein Porträt über Céline Dion (als sie selbst) schreiben soll, lernt er sie besser kennen und sie öffnet ihm die Augen, so dass Rob eine zweite Chance der Liebe wagen will.

Kritik

In den letzten Jahren sind die Biopics über bereits verstorbene Musiker sehr beliebt geworden. Wir hatten Rami Malek als Freddie Mercury in "Bohemian Rhapsody" und wir hatten auch Austin Butler als Elvis Presley in "Elvis". Genauso gibt es auch die Filme, die sich auf künstlichere Weise mit dem Musikkatalog eines Stars auseinandersetzen. Zu nennen wäre da "Blinded by the Light", wo ein Jugendlicher aus Großbritannien, der aus einer pakistanischen Familie stammt, über die Musik von Bruce Springsteen seinen Platz im Leben findet oder es gibt auch "Yesterday", wo auf einmal alle die Musik von den Beatles vergessen haben, so dass ein erfolgsloser Singer-Songwriter mit deren Lieder ganz neu durchstartet. Man sieht, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Für "Love Again" wurde nun ein Mittelweg gefunden. Es ist keine direkte Biographie über Céline Dion, aber ihre Erfahrungen und wie das auch ihre Lieder beeinflussten hat, sind ein großer Fokus des Liebesfilms. Im Hintergrund sind dann auch immer wieder ihre Lieder zu hören. "Love Again" beruht auf dem deutschen Film "SMS für dich" mit Karoline Herfurth und Friedrich Mücke in den Hauptrollen. Den habe ich noch nicht gesehen, aber vor allem der Teil zu Dion zeigt deutlich, dass ein ganz anderer Schwerpunkt für die US-amerikanische Adaption gefunden wurde. Wie das alles genau zusammengekommen ist, ich weiß es nicht, aber da Dion ihre Erkrankung am Stiff-Person-Syndrom bekannt gemacht hat, kann ich gut nachvollziehen, dass dieser Film für sie eine Möglichkeit war, zu ihren Bedingungen wichtige Lektionen ihres eigenen Lebens im Inhalt verarbeitet zu sehen.

Ich persönlich habe mich mit dem Einstieg in den Film erst etwas schwer getan. Es waren viele verschiedene Eindrücke, verschiedene Emotionen, aber alles nicht solange anhaltend, dass ich mich irgendwo hineinkrallen konnte. Zu Beginn lernen wir Mira kennen sowie kurz auch ihren Freund John. Es ist nie eine leichte Aufgabe, mit nur einer einzigen Szene den Zuschauer*innen zu vermitteln, dass wir gerade Augenzeugen einer wirklich besonderen Liebesgeschichte werden. Auch wenn mich die Chemie zwischen Chopra Jonas und Kene nicht gestört hat und man ihnen abgekauft hat, dass sich ihre Rollen lieben, so war es doch auch nicht DER Moment, den ich nachher so zu fassen bekommen habe, um mit Mira wirklich in diesem Trauerprozess drin zu sein. Ich habe gerade erst "Good Grief" auf Netflix gesehen, wo es um eine ganz ähnliche Aufgabenstellung ging, die meiner Meinung nach dort besser gelöst wurde, auch weil der Trauerprozess intensiver war. Hier überbrücken wir nach dem schrecklichen Unfall zwei Jahre wie nichts und Mira ist noch mitten drin, während ihre jüngere Schwester Suzy (Sofia Barclay) genug hat und ihre Schwester drängt, endlich das Elternhaus zu verlassen. Die von ihr hinterlassenen Nachrichten auf dem Anrufbeantworter leiten die humorvolle Momente des Films ein, doch hier passt es noch nicht so ganz, denn Miras Zustand passt überhaupt nicht zu Suzys Druck. Heughan hat als Rob seine erste Szene erst relativ spät für einen Film, wo seine Geschichte genauso von Bedeutung ist. Dazu will es auch dort nicht richtig Klick machen. Wo Mira verständlicherweise noch in einem Loch steckt, ist Rob quasi vor dem Altar stehen gelassen worden und hat sich seitdem eine Attitüde angelegt, die sich auch extrem auf seinen Job auswirkt. Es war also von der Stimmung her zunächst sehr düster.

Im Verlauf wird es besser, denn man merkt Mira an, dass es ihr gut tut, einige Gedanken in den Orbit zu schicken, der für sie John repräsentiert. Rob wiederum hat eben die Nachrichten, die ihn berühren und faszinieren und er hat die Gespräche mit Céline Dion. Er geht zwar mit einer wirklich unpassenden Einstellung daran, denn er liest ihre Songtexte und interpretiert nur das, was er nicht mehr selbst fühlen kann. Der Film macht es für Dion natürlich sehr sympathisch, indem sie diejenige ist, die Robs mangelnde Einstellung beim Pressegespräch locker-humorvoll nimmt und die etwas in ihm sieht, so dass sie ihn auch bei einem Einzelinterview nicht sofort rausschmeißt und ihm sogar später in Bezug auf Mira einen Gefallen erfüllt. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass Dion so nicht tatsächlich ist oder dass ich schon konkret Gegenteiliges über sie gehört habe, aber natürlich ist es mit etwas Vorsicht zu genießen. Eine Sache war aber eindeutig echt und das war alles Persönliche, was Dion in den Gesprächen mit Rob und später auch mit Mira geteilt hat. Dabei ging es wie bei einem Liebesfilm wenig verwunderlich um ihre gemeinsame Geschichte mit René Angélil und man hat ihr angemerkt, dass sie es zur Verarbeitung auch brauchte. Es war dann auch wirklich rund, Dions Werke als Soundtrack im Hintergrund zu hören, weil dadurch schnell deutlich wurde, sie hat immer schon mitten aus dem Leben gesungen und genau deswegen auch ihre Erfolge gehabt, weil es bei den Menschen angekommen ist.

Ich war auch überrascht, wie wenig der Film so verlief, wie ich es zwischendurch erwartet hätte. Ich dachte eher, dass Rob irgendwann auf Miras Nachrichten reagiert. Dem war nicht so, weswegen es etwas ungelenk war, wie er dann herausgefunden hat, wer hinter den Nachrichten steckte. Auch wenn Mira Hinweise auf Aufenthaltsorte hinterlassen hat, aber es war jeweils doch auch ein Faktor von Wahrscheinlichkeit dabei. Das ist generell eine Beobachtung, die für den ganzen Film gelten kann, denn manchmal war "Love Again" holprig. Die Übergänge passten nicht ganz, dann wurde es einfach passend gemacht und dann wollte der Funke natürlich nicht so überspringen. Aber wenn der Film sich mal selbst von der Leine lässt, dann gibt es durchaus Highlights. Eins davon ist sicherlich die gemeinsame Szene von Chopra Jonas mit ihrem Ehemann Nick Jonas, der ihr Date Joel spielt. Auch wenn Joel als Figur wirklich furchtbar war, aber die Szene im Taxi, sie war herrlich. Chopra Jonas gab selbst in einem Interview an, dass sie ihren Mann aufgrund des Drehbuchs selbst ins Spiel gebracht hat, weil sie es mit niemandem sonst hätte drehen können. Ich habe es irgendwie verstanden, aber das war dann auch echt ein Moment, wo der Humor auch saß. Chopra Jonas hat aber auch Chemie mit Heughan. Nachdem es dann endlich mal zwischen ihnen in den Gang kommt und sie die erste große Szene in der Oper haben, dann wird auch deutlich, das kann wirklich was werden.

An der Liebesgeschichte hat mir besonders gefallen, dass Mira ihren Trauerprozess trotz der Öffnung ihres Herzens für etwas Neues nicht einfach abgebrochen, sondern fortgeführt hat. Da passte dann auch Rob, der selbst zwar keinen Verlust in diese Kategorie erlebt hat, der aber dennoch mit großem Verständnis dabei ist. Liebesgeschichten, die nach einem Trauerfall spielen, gibt es viel und da geht es stets um Schuld dem Verstorbenen gegenüber, aber auch für die neue Partnerschaft Eifersucht, weil die Konkurrenz zu jemand Totem auch ungewöhnlich ist und sich falsch anfühlt. In dem Sinne passte es hier für Rob, wie geduldig er war und dass er sich am Ende bewusst ist, dass in dieser Beziehung auch John immer ein Teil von sein wird. Im Bereich der Nebenfiguren war ich zwar nicht absolut glücklich, weil selbst Schwester Suzy für mich keinen Nachhall ausgelöst hat, aber sie waren zumindest alles sympathisch. Mohsen war sicherlich der, der am wichtigsten war, weil er in einer ähnlichen Situation wie Mira steckte. Wie sie sich gegenseitig inspiriert haben, wieder nach vorne zu schauen, das was packend. Aber die Sidekicks von Rob, Lisa (Lydia West) und Billy (Russell Tovey), die waren leider austauschbar. Aber gerade auf der Filmebene muss man oft damit leben, dass für die Nebenfiguren nicht so viel Raum ist.

Fazit

"Love Again" ist kein überragender Liebesfilm, aber einer, der mit der persönlichen Involvierung von Céline Dion durchaus ein Alleinstellungsmerkmal hat. Sie hat es sehr emotional werden lassen und dafür im Umkehrschluss eine passende Plattform für ihre Herzschmerzlieder bekommen. Ansonsten ist die Geschichte oft etwas holprig, aber gerade wenn es in die Tiefe geht, dann gibt es wichtige und schöne Botschaften. Chopra Jonas und Heughan sind auch Darsteller*innen, die sowas tragen können, so dass ich insgesamt durchaus eine Empfehlung ausstellen würde.

Lena Donth - myFanbase
30.01.2024

Diskussion zu diesem Film