Bewertung
Sofía Alvarez

Because of You

Foto: Belmont Cameli & Emma Pasarow, Because of You - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Emily V. Aragones/Netflix
Belmont Cameli & Emma Pasarow, Because of You
© 2022 Netflix, Inc.; Emily V. Aragones/Netflix

Inhalt

Den Sommer vor Collegebeginn verbringt Auden (Emma Pasarow) in der Küstenstadt Colby, um dort ihrem Vater (Dermot Mulroney) wieder näherzukommen und auch um den Neuanfang in ihrem Leben zu wagen. Während die ersten Tage aber nicht gerade auf positive Veränderungen hindeuten, trifft sie auf Eli (Belmont Cameli), der wie sie nachts nicht gut schlafen kann. Als er herausfindet, dass Auden keine klassische Kindheit hatte, beschließt er, dass sie auf eine Mission gehen, um all die Dinge nachzuholen, die man in einer sorglosen Kindheit und Jugendzeit erlebt. Dabei kommen sich die beiden nicht nur näher, sondern Auden kann wirklich wieder nach vorne blicken.

Kritik

Mit "Because of You" hat mir Streamingdienst Netflix einen wirklichen Festtag beschert, denn es ist eine Adaption meiner liebsten Jugendbuchautorin Sarah Dessen, die ich bereits seit bald 20 Jahren noch bis heute lese, auch wenn sie inzwischen nicht mehr so regelmäßig Bücher veröffentlicht. Von Dessen sind zuvor bereits die beiden Romane "Someone like You" und "Der Sommer mit dir" lose miteinander vermischt und fürs Kino vermischt worden und das Ergebnis war "How to Deal", der 2003 mit Mandy Moore in der Hauptrolle veröffentlicht wurde. Auch wenn ich den Film an sich mochte, so war die Adaption wirklich nur im weitesten Sinne zu interpretieren, denn gerade das Vermischen von Inhalten hat die ursprünglichen Intentionen natürlich nicht aufrechterhalten können. Nach diesem Film habe ich mich wirklich oft gefragt, warum nicht mehr von Dessen adaptiert wurde, beispielsweise auch für eine Serie, denn gerade mit dem riesigen Erfolg von "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" nach John Green sind Jugendbuchadaptionen doch wieder en vogue gewesen. Da brauchte es nun offenbar erst Netflix, wo wirklich in regelmäßigen Abständen Filme und Serien erscheinen, die auf Jugendbüchern basieren, dass ich die nächste Dessen-Adaption präsentiert bekomme und das wieder zu einem Liebling von ihr: "Along for the Ride". Im Deutschen wurde der Titel auf "Because of You" geändert, da das der Titel der deutschen Übersetzung (bei Amazon bestellen) entspricht.

Der Abschnitt von gerade wird schon deutlich gezeigt haben, dass dieser Film ein absoluter Fangirl-Moment für mich ist, weswegen ich hier noch ein wenig damit fortfahren muss, bevor ich mich aber um eine objektivere Betrachtung bemühen werde, versprochen! Mich hat natürlich schon unglaublich glücklich gemacht, dass es eine extrem getreue Adaption geworden ist. Während ich den Film gesehen habe, habe ich so oft wieder das Buch und die jeweiligen Szenen daraus vor Augen gehabt und da ich das Buch gleich mehrfach gelesen habe, wirkte alles so vertraut, dass ich mich tatsächlich von Minute zu Minute glücklicher gefühlt habe. Erst zum Ende hin merkt man deutliche Veränderungen, die vorgenommen wurden. Der Ausgang ist hier wie dort derselbe, aber der Weg dahin ist etwas angepasst worden und das auf eine sehr sensible Art und Weise, weswegen ich das auch sofort geistig abgedeckt habe. Es ist auch wundervoll, dass die Autorin selbst einen kleinen Cameo-Auftritt haben durfte und es ist genauso großartig, dass selbst Kleinigkeiten wie die Ketten mit Anhänger und Schlüssel, die auf einen weiteren Roman von Dessen, "Lock and Key" (dt. "About Ruby"), basieren, auch übernommen wurden, auch wenn Nicht-Fans hiermit nicht anfangen können, aber das ist egal, denn andere und ich nehmen es wahr und es macht das Fanherz schon sehr glücklich. Dazu trägt natürlich dann auch der Cast bei, denn das Erlebnis muss ja auch Gestalt annehmen und es ist wunderbar durch die engagierten Schauspieler*innen gelungen, dass ich die Figuren aus dem Buch so wiedererkannt habe, wie ich sie damals kennengelernt habe. Besonders gelungen finde ich das Casting von Kate Bosworth, die im Grunde auch eng mit meiner Jugend verbunden ist und sie hat die quirlige und lebensbejahende Stiefmutter Heidi, die als junge Mutter völlig überfordert und dennoch immer sehr bemüht um Auden ist, sehr herzerwärmend gespielt. So habe ich sie lange nicht mehr erleben dürfen.

Kommen wir nun aber zu dem objektiveren Teil. "Because of You" ist genau richtig bei Netflix veröffentlicht worden, denn es ist ein typischer Sommerfilm, der perfekt auf die warme Jahreszeit einstimmt, etwas Fernweh auslöst und auch Wärme ins Herz lässt. Das ganze Setting der Küstenstadt – es wurde auch tatsächlich in Wilmington, North Carolina gedreht – passt hervorragend und sorgt für eine leichte Stimmung. Dennoch ist es keine durchgängig lockere Sommerromanze, die uns geboten wird, denn Auden und Eli haben beide mit ihren Dämonen zu kämpfen. Aus unterschiedlichen Gründen sind zu jungen Erwachsenen geworden, für die die Nacht zum Tag wird. Beide haben sich längst mit ihrem Schicksal abgefunden und als sie sich Nacht für Nacht zusammenfinden, entsteht eine besondere Magie, denn sie haben sofort Verständnis füreinander, ohne exakt zu wissen, um was es geht, aber zwei verwundete Seelen haben sich gefunden. Bei Auden bekommen wir ihr Leiden natürlich sofort zwischen den Zeilen mit, denn sie ist der Fokus des Films. Sie ist eine junge Erwachsene, die eigentlich eine alte Seele ist, denn ihre Kindheit ist mit der Scheidung der Eltern (dargestellt von Andie MacDowell und Mulroney) abrupt geendet. Beide sind auch Intellektuelle, die Auden nie haben Kind sein lassen, sondern sie schon früh an Themen herangeführt haben, denen andere – wenn überhaupt – im Studium begegnen. Auden hat sich also immer wie eine Außenseiterin gefühlt und will das mit dem College ändern, weswegen sie vorher den Schulterschluss mit ihrem Vater sucht. Robert ist aber wirklich schrecklich, weswegen es kaum verwundert, als er einmal äußert, besser nie Ehemann und Vater geworden zu sein, denn er ist nur mit sich selbst beschäftigt. Auden wiederum ist eigentlich ein offener und sensibler Mensch, aber sie ist auch in sozialen Kreisen groß geworden, die sie unweigerlich geprägt haben und das muss sie schmerzhaft in Colby feststellen. Denn dort leben sehr offene und ehrliche Menschen und Auden stößt alle mit ihrer Art vor den Kopf, aber nicht absichtlich.

Bei Eli wiederum bekommen wir nach und nach die Infos, dass er einen schweren Verlust miterleben musste, der ihn sich hat sozial zurückziehen lassen und auch seine beruflichen Ambitionen liegen brach. Er ist sofort von Auden fasziniert, denn er weiß vieles über sie, weil man in einer Kleinstadt wie Colby eben alles weiß, sie weiß aber nichts über ihn, was er für sich nutzt, weil er dadurch Eli sein darf; und nicht Eli, der einen wichtigen Menschen verloren hat. Diese beiden treffen also genau richtig füreinander aufeinander und es wird eine schöne zarte Liebesgeschichte erzählt, die in der Nacht natürlich eine ganz eigene Magie erweckt. Die Mission, die besagt, typische Kindheitserlebnisse nachzuholen, wird nicht übertrieben angepackt. Es geht um Minigolf, nachts Schwimmen etc. Richtig viel Raum nimmt die gemeinsame Mission letztlich nicht ein, das war im Buch deutlich mehr, aber für dramaturgische Gestaltung ist es nachvollziehbar. Das wiederkehrende Element ist ohnehin das Fahrradfahren, denn Eli spürt instinktiv, dass Auden das nicht kann, was sie aber immer wieder vehement leugnet, weil es ihr peinlich ist. Insgesamt ist in dem Buch das Fahrradfahren die durchgängige Metapher für vieles. Auch das ist nicht ideal im Film rübergekommen, weil auch der große Fahrradladen von Eli und Co nur als kleine Garage geendet ist, aber die guten Absichten sind alle zu erkennen und ich denke auch, dass es für Nicht-Buchkenner gut zu verstehen ist, auch ohne größeren Kontext.

Abschließend möchte ich auch noch auf die generelle Beziehungsgestaltung eingehen, denn nicht nur Auden und Eli strahlen sofort etwas Inniges aus, sondern mit Maggie (Laura Karuki), Leah (Genevieve Hannelius) und Esther (Samia Finnerty) haben wir auch ein tolles Frauentrio, mit dem sich Auden zunächst schwertut, aber die Freundschaften, die sie knüpfen, werden mit vielen kleinen Momenten wirklich wunderbar unterstrichen, so dass man gut nachvollziehen kann, dass die Bindung so schnell wächst. Aber auch Victoria und Auden, Mutter und Tochter, die sich eigentlich am besten kennen, machen noch eine Entwicklung durch, weil Victoria erkennen muss, dass sie ihre Tochter loslassen muss. In dieser insgesamt doch immer optimistisch bleibenden Atmosphäre wird all das gut eingebunden und auch die musikalische Untermalung sichert die Stimmung, so dass am Ende nur Glücksgefühle vorherrschen können.

Fazit

"Because of You" ist für mich als riesiger Buchfan natürlich ein echt tolles Endergebnis einer Adaption, wenn auch mit ganz kleinen Abstrichen. Dementsprechend kann ich meine völlige Subjektivität zu diesem Thema kaum unterdrücken, aber auch ansonsten ist es ein gelungener Jugendfilm mit süßer Liebesromanze, mit Tiefgang und ganz viel guter Laune geworden, so dass für alle Fans den Genres definitiv die Unterhaltung gesichert sein dürfte.

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Lena Donth - myFanbase
08.05.2022

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