Bewertung
Rob Marshall

Into the Woods

Oh, if life were made of moments, even now and then a bad one - but if life were only moments, then you'd never know you had one.

Foto: Copyright: 2015 The Walt Disney Company Germany
© 2015 The Walt Disney Company Germany

Inhalt

Lange Zeit schon versuchen der Bäcker (James Corden) und seine Frau (Emily Blunt) sich ihren großen Wunsch eines eigenen Kindes zu erfüllen, doch wurden sie von der Hexe (Meryl Streep) mit dem Fluch der Kinderlosigkeit bestraft. Sie verspricht dem Paar, den Fluch aufzuheben, wenn sie in den Wald gehen und ihr eine Kuh so weiß wie Milch, einen Umhang so rot wie Blut, Haar so gelb wie Korn und einen goldenen Schuh besorgen. Die beiden machen sich auf ihre Reise in die Finsternis, wo sie zahlreiche Bekanntschaften unter anderem mit Rotkäppchen (Lilla Crawford), Aschenputtel (Anna Kendrick) und Jack (Daniel Huttlestone) machen. Doch niemals lassen sie ihr Ziel aus den Augen, in der Hoffnung, endlich ihr wohlverdientes Happy-End zu bekommen.

Kritik

Lange war nicht wirklich klar, dass es sich bei diesem Film um ein waschechtes Musical handelt. Der Trailer wirkte eher so, als ob das alte Broadwaymusical als Komödie neuverfilmt wurde, doch kaum sind die ersten paar Minuten vorbei, gibt es auch schon die erste Gesangseinlage. So zieht sich das durch den gesamten Film, Dialoge sind eher eine Seltenheit. Im Grunde ist der Erzähler der Einzige, der sich ab und an zu Wort meldet und die Zuschauer so durch die märchenhafte Geschichte führt. Für Leute, die nicht so gerne dauerhaft Untertitel lesen, ist der Film allerdings nicht geeignet, da die Lieder allesamt im O-Ton sind.

"Cinderella", "Pan" und "Into the Woods" – das Jahr 2015 birgt so manche Märchen für die Lichtspielhäuser und will so die großen und kleinen Zuschauer begeistern. Ob dieses zauberhafte Musical allerdings für Jedermann etwas ist, ist eher fragwürdig. Die Handlung ist im Grunde sehr einfach gestrickt, vielleicht sogar zu einfach für manch einen Filmfan. Sie beginnt mit der spannenden und zugleich lustigen Reise des Bäckers und seiner Frau. Auf ihrem Weg lernt man so manch ein Märchenwesen von einer ganz anderen Seite kennen und sie alle singen fröhlich vor sich hin. Das kleine Rotkäppchen singt davon, dass sie nicht vom rechten Weg abkommen soll, Aschenputtel träumt von einem besseren Leben und der kleine Jack möchte seine schneeweiße Kuh nicht verkaufen, da sie sein einzig wahrer Freund ist. Das Abenteuer des Bäcker-Paars dreht sich rund um diese Charaktere, die ihnen auf ihrem Weg des Öfteren begegnen. Die Lieder in diesem ersten Teil der Handlung sind sehr erheiternd und bringen einen oftmals zum Schmunzeln. Es ist das perfekte Bild einer perfekten Welt mit perfekten Charakteren, die sich allesamt ihr Happy-End wünschen. Doch leider sind ihre jeweiligen Geschichten sehr kurz gehalten und man bekommt kaum Neues geliefert, was sehr schade ist.

In der zweiten Hälfte des Films gibt es eine 180°-Wende. Erst scheint es so, als hätte jeder das bekommen, was er gerne hätte. Doch plötzlich wird die Welt erschüttert und von einer Riesin heimgesucht. Die Atmosphäre verdüstert sich und dies spiegelt sich auch in den Songs wider. Allerdings geht hier alles viel zu schnell: Theoretisch könnte man sagen, dass der Film genau wie das Originalmusical, in zwei Akte gegliedert ist. So wird jeder Handlungsstrang nur sehr oberflächlich behandelt und schnell abgespeist. Man bekommt keinen romantischen Tanz zwischen Cinderella und ihrem Prinzen zu sehen, stattdessen sieht man sie an drei Abenden von dem Ball flüchten. Man bekommt auch keinen kurzen Einblick in die Welt der Riesen, die Jack entdeckt, als er die Bohnenranke hinaufsteigt. Das sind alles Aspekte, die leider zu kurz kommen. Stattdessen wird versucht, diverse Geschichten miteinander zu verknüpfen, um ein großes Ganzes zu schaffen. Durch diese Kurzweiligkeit fällt es einem sehr schwer, eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen und mit ihnen zu sympathisieren. Einzig der Bäcker, seine Frau und die Hexe kann man im Laufe der zwei Stunden ein wenig ins Herz schließen. Eine große Überraschung gibt es allerdings, denn das Ende ist dann doch nicht so happy, wie es in einem Märchen sonst der Fall ist - ein Punkt, der sehr positiv anzumerken ist, denn wenn man das Musical nicht kennt, ist das in der Tat eine unerwartete Wendung, womit sich der Film zumindest hier etwas von sonstigen Märchenfilmen abhebt.

Im Grunde passen die Darsteller perfekt zu den Rollen, die sie in "Into the Woods" verkörpern. Anna Kendrick ist eine wunderschöne Aschenputtel, Meryl Streep eine ernstzunehmende Hexe und auch Emily Blunt überzeugt als arme Bäckersfrau und James Corden als ihr Mann. Es lässt sich allerdings darüber streiten, ob Chris Pine die richtige Wahl für den Macho-Prinzen war und Johnny Depp als böser Wolf geeignet ist, der eher wie ein Mann mit starkem Haarwuchs aussieht. Was die Gesangseinlagen betrifft, ist es gut, dass der Film relativ kurz gehalten wurde, da alle Frauen und der kleine Daniel Huttlestone sehr hohe Gesangsstimmen haben, die auf Dauer etwas auf die Ohren gehen können. Nichtsdestotrotz können die Darsteller mit ihren Liedern vollends überzeugen, sodass man wohl manch einen Ohrwurm aus der Vorstellung mitnehmen und diesen den gesamten Tag vor sich hin singen wird, ob man nun will oder nicht.

Auch wenn der Film manch einen Kritikpunkt aufzeigt, handelt es sich doch um ein sehenswertes Musical, das mit Texten, Kostümen und den unfassbaren Bildern besticht. Allerdings kann "Into the Woods" nicht mit anderen Filmen dieses Genres, wie "Das Phantom der Oper", "Moulin Rouge" oder "Les Misérables"", mithalten.

Fazit

Es handelt sich bei "Into the Woods" um ein amüsantes, märchenhaftes Musical, das trotz einiger Kritikpunkte durchaus sehenswert ist. Ein wenig mehr Tiefgang hätte das Ganze noch runder und zu einem einmaligeren Filmerlebnis gemacht.

Sanny Binder - myFanbase
02.03.2015

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