Bewertung
Pascal Chaumeil

A Long Way Down

Life is looking up.

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Inhalt

In einer kalten Silvesternacht treffen vier wildfremde Menschen zufällig auf dem Dach eines Hochhauses aufeinander, weil sie vorhaben, sich davon zu stürzen und ihrem Leben ein Ende zu setzen. Martin (Pierce Brosnan), Maureen (Toni Collette), Jess (Imogen Poots) und JJ (Aaron Paul) haben allesamt ihre Gründe, wieso sie nicht mehr weiterleben wollen, doch als sie plötzlich zu viert auf dem Dach stehen, springt keiner von ihnen. Stattdessen schließen sie einen ungewöhnlichen Pakt: Sie setzen sich einen neuen Selbstmordtermin, nämlich den Valentinstag, und versprechen sich einander, sich bis dahin erst einmal nicht umzubringen. In diesen sechs Wochen holt sie alle jedoch das Leben wieder auf eine Weise ein, die keiner erwartet hätte...

Kritik

Großbritanniens Belletristik-Liebling Nick Hornby braucht eigentlich keiner mehr vorstellen. Diverse Bestsellerromane, teilweise erfolgreich verfilmt, so wie beispielsweise die beiden immer wieder sehenswerten Werke "High Fidelity" und "About a Boy", ein oscarnominiertes Drehbuch ("An Education"), mehrere erfolgreiche Sachbücher... die Liste ist lang. Mit "A Long Way Down" wagt sich nun der Franzose Pascal Chaumeil an die nächste Verfilmung eines Bestsellers des Popliteraten und geht dabei mit einem erstaunlich guten Feingefühl für den richtigen Ton vor.

Denn unbedingt leichte Kost ist "A Long Way Down" eigentlich nicht – zumindest nicht, wenn man sich die Prämisse der Story ansieht, die sich prinzipiell um vier depressive Menschen dreht, die sich alle vom Dach stürzen wollen. Doch inmitten dieser desolaten Situation, die immer wieder mit typisch bizarrem Hornby-Humor versetzt wird (wie etwa Maureens Frage, die gerade auf dem Dach ankommt, als sich Martin von ebendiesem stürzen will: "Are you going to be long?"), erfahren die Charaktere für einen kurzen Moment etwas, was sie lange verloren geglaubt hatten: Mitgefühl. Das Wissen, dass sich jemand um einen sorgt. Und auch wenn Martin, Maureen, Jess und JJ zunächst vier Fremde sind, die sich gegenseitig eher zufällig vor dem Selbstmord bewahren, so entsteht zwischen den vieren eine Art Verbundenheit im Leid, die sich im Laufe des Films zu einer echten Fürsorge und schließlich Freundschaft weiterentwickelt.

Dabei gehen die Beziehungen der Charaktere natürlich die wirrsten Wege. Während zunächst jeder seines Weges geht, raufen sich die vier schon bald wieder (gezwungenermaßen) zusammen, als das suizide Intermezzo urplötzlich und auf mysteriöse Weise an die Presse gerät. Hier nimmt der Plot eine ganz skurrile Wendung, die nicht zuletzt auch an der Absurdität der medialen Skandalsucht satirisch Kritik übt, und die das Quartett so richtig zusammenschweißt. Freundschaften entstehen, Gefühle verändern sich, Streitpunkte müssen überwunden werden, das alles aber in einem sinnvollen und nachvollziehbaren Rahmen – selbst als die vier vor der Presse auf die Kanaren flüchten, nimmt man ihnen diese Entscheidung als Zuschauer ab, denn die zwischen den einstigen Fremden entstandene Freundschaft kann überzeugen.

Natürlich tragen dazu auch maßgeblich die Schauspieler bei. Mit einer spannenden Mischung aus verlassbarem Talent (Brosnan, Collette) und vielversprechenden Newcomern (Poots, Paul) hat Chaumeil seine Rollen genau richtig besetzt und Darsteller gewählt, die den Buchfiguren auf ihre jeweils ganz eigene Art Leben einzuhauchen vermögen. Dabei sticht vor allem Imogen Poots' Performance als irrationale Jess heraus, deren Rolle sicherlich die anspruchsvollste war, da es sie ist, die die Gruppe anfangs zusammenbringt und letztlich durch ihren verrückten Vorschlag eines Nicht-Selbstmord-Pakts zusammenhält. Poots strotzt nur so vor Energie, verleiht ihrer Figur aber gleichzeitig die nötige Verletzlichkeit und Tiefe, sodass sie über ein bloßes 08/15-Schema hinausgeht.

Fazit

An genannte Hornby-Klassiker wie "High Fidelity" und "About a Boy" kommt "A Long Way Down" nicht heran, doch ist der Film die gelungene Umsetzung eines gelungenen Romans, die solide Unterhaltung bietet und mit der nötigen Sensibilität ein Tabuthema zur Prämisse macht. Der gut aufgelegte Cast und Chaumeils routinierte Inszenierung (plus ein wunderbarer Soundtrack) runden "A Long Way Down" zu einem schönen Film ab.

Maria Gruber - myFanbase
02.04.2014

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