Bewertung
Jean-Marc Vallée

Dallas Buyers Club

"Got a news flash for y'all. There ain't nothing out there that can kill Ron Woodroof in 30 days."

Foto: Copyright: 2014 Ascot Elite Filmverleih GmbH
© 2014 Ascot Elite Filmverleih GmbH

Inhalt

Harte Drogen, schneller Sex, und schwulenfeindliche Sprüche zeichnen das unbekümmerte Leben des Elektrikers Ron Woodroof (Matthew McConaughey) aus. Nach einem Arbeitsunfall wird er ins Krankenhaus eingeliefert und bekommt eine erschreckende Diagnose. Die Ärzte stellen fest, dass er HIV-positiv ist und geben ihm noch 30 Tage zu Leben. Ron verlässt fluchtartig die Station, um mit seinem bisherigen Leben weiterzumachen. Als es ihm immer schlechter geht, nimmt Ron die aus dem Krankenhaus verschriebenen Standardmedikamente. Doch diese schaden, statt zu helfen. Durch Zufall entdeckt er Medikamente aus Mexiko, die in den USA aber nicht zugelassen sind. Doch genau diese Arznei scheint zu helfen und so beginnt Ron, sie in die USA zu schmuggeln.

Ron erkennt, dass man daraus ein Geschäft machen kann und gründet den Dallas Buyers Club. Gegen eine Mitgliedschaftsgebühr von 400 US-Dollarn verschafft er den an AIDS erkrankten Menschen die verbotenen Tabletten. Hilfe bekommt er von dem ebenfalls erkrankten Transvestit Rayon (Jared Leto) und Dr. Eve Saks (Jennifer Garner). Doch der Behörde in Texas sind Rons Schmuggelgeschäfte ein Dorn im Auge. Ron sagt ihnen den Kampf an und setzt sich für die Rechte von AIDS-Kranken ein. Dabei realisiert er gleichzeitig, dass er seine Vorurteile gegenüber Homosexuellen revidieren muss.

Kritik

Es fällt schwer, nach so einem wuchtigen Film die richtigen Worte zu finden. Nicht umsonst wurde "Dallas Buyers Club" in den "Big Five"-Kategorien für den Oscar nominiert und zählt nicht nur in einer Kategorie zu den heißen Favoriten. Genau wie Oscar-Konkurrent "The Wolf of Wall Street" hat man es hier mit einer biographischen Verfilmung einer Lebensgeschichte zu tun, die tief unter die Haut geht.

Eines gleich vorab: Der Film wäre nicht halb so gut geworden, wenn man nicht Matthew McConaughey für die Hauptrolle verpflichtet hätte. Lange wurde er durch Filme wie "Der Womanizer – Die Nacht der Ex-Freundinnen" und "Ein Schatz zum Verlieben" als Schönling abgetan, doch nach dieser einzigartigen Performance hat er sich in ganz Hollywood Respekt verschafft. Man kann ihm in seiner Rolle als aidskranker Ron Woodroof den Kampf ums Überleben aus dem Gesicht lesen. McConaughey, der für diese Rolle 25 Kilos abnehmen musste und selbst an seine Grenzen gegangen ist, liefert eine beängstigende Schauspielkunst vom feinsten ab. Er ist dabei ganz und gar nicht der sympathische Protagonist, sondern eher der Anti-Held, der rassistisch und egoistisch handelt. Erst durch seine Krankheit erkennt er, wer seine wahren Freunde sind und macht eine äußert realistische und intensive Wandlung durch. Und genau deshalb, weil nicht versucht wird, durch Mitleid Sympathie zu gewinnen, zählt die Figur Ron Woodroof zu einer der authentischsten Charaktere, die in letzter Zeit auf die Leinwand gezaubert wurden.

Nicht weniger beeindruckend ist Jared Leto als transsexueller Rayon, der mit McConaughey ein Traumteam abgibt. Ihre gemeinsamen Szenen zählen zu den Highlights des Films. Rayon ist genau das Gegenteil von Ron und Leto bringt das Selbstbewusstsein als auch die Zerbrechlichkeit des jungen Mannes perfekt zum Ausdruck. Zudem sorgt er für die humorvollen Szenen und lockert die bedrückende Stimmung mit gutem Timing und noch besserem Wortwitz auf, ohne dass die Ernsthaftigkeit der Thematik verloren geht. Während McConaughey und Leto gemeinsam eine Glanzleistung vollbringen, bleibt Jennifer Garner in der Rolle der Ärztin leider hinter den Erwartungen zurück. Sie wird von ihren männlichen Kollegen an die Wand gespielt und schafft es nicht, aus der Rolle mehr zu machen. Zum Teil ist es auch das Verschulden des Drehbuchs, da diese Rolle zu stereotypisch angelegt wurde und ein wenig dem Moralapostel gleicht, was "Dallas Buyers Club" nicht nötig gehabt hätte. Deshalb ziehen sich ihre Szenen teilweise etwas und die Chemie mit Matthew McConaughey ist nicht so stimmig, wie man es sich erhofft hätte.

Der kanadische Regisseur Jean-Marc Vallée hat sich keinem leichten Film angenommen. Drogensucht, Schwulenfeindlichkeit und den Umgang mit der tödlichen Krankheit AIDS in einen Film unterzubringen, ohne zu melancholisch oder mitleiderregend zu sein, ist nicht einfach. Der Tod ist ein großer Bestandteil des Films, aber mehr noch geht es um das Leben und die Momente, die ein solches lebenswert machen. Es gibt viele Szenen, die ohne Verschönigung Rons Erschöpfung und Krankheit zeigen und dem Zuschauer einiges abverlangen. Ebenso bekommt man hoffnungsvolle Momente, in denen Ron den Rassisten und den Ärzten den Kampf ansagt. Besonders der Vergleich der ersten und letzten Szene sorgt für einen großen Gänsehautmoment.

Manchmal und besonders in der Mitte wirkt es so, als würde "Dallas Buyers Club" so vor sich hinplätschern. Es gibt keinen personifizierten Bösewicht, keine große Wendung in der Handlung und von Anfang an ist klar, welche Richtung "Dallas Buyers Club" einschlagen wird. Doch genau diese ungetrübten Szenen und die nüchterne Darstellung des Lebens von Ron Woodroof lassen den Film so echt und zum Greifen nahe wirken. Es sind viele einzelne Szenen, die für sich sprechen und mit vielen Details zu überzeugen wissen. Manchmal sind es nur Gesten oder Blicke von Ron und Rayon, die Bände sprechen lassen. Das Erzähltempo ist gemächlich, doch die Szenen selbst sind intensiv gestaltet und auch die Kamera tut ihr übriges, um den Szenen noch mehr Ausdrucksstärke zu verleihen. Die triste Location in Texas in den 80ern gibt dem Film zusätzlich eine bedrückende Atmosphäre.

Fazit

"Dallas Buyers Club" ist ein intensives und authentisches Drama, das wahrlich keine leichte Kost ist und den wichtigsten Lebensabschnitt eines Mannes aufzeigt, der eine enorme Entwicklung durchmacht. Highlight sind die beiden Darsteller Matthew McConaughey und Jared Leto, die den Film über weite Strecken tragen und für Gänsehautmomente sorgen.

Tanya Sarikaya - myFanbase
09.02.2014

Diskussion zu diesem Film