Bewertung
Ruben Fleischer

Gangster Squad

Keine Namen, keine Abzeichen, keine Gnade.

Foto: Copyright: 2013 Warner Bros. Ent.
© 2013 Warner Bros. Ent.

Inhalt

Los Angeles im Jahr 1949: Der Gangsterboss Mickey Cohen (Sean Penn) gewinnt immer mehr Kontrolle über die Stadt. Mit Bestechung und Erpressung hält er sich die Justiz vom Hals und macht seine eigenen Regeln. Der Polizist und Kriegsheld John O'Mara (Josh Brolin) will dabei jedoch nicht tatenlos zusehen und stellt eine kleine Gruppe von aufrechten Außenseiter-Cops zusammen, um Mickey auf andere Weise das Handwerk zu legen. Die geheime Einheit, die sich 'Gangster Squad' nennt, beginnt damit, Mickeys Geschäfte zu ruinieren und ihn um jede Menge Geld zu erleichtern. Bald tobt in Los Angeles ein gefährlicher Machtkampf.

Kritik

Es kommt vor, dass Filme einfach ein schlechtes Timing haben und völlig ungeplant von der Realität eingeholt werden. Die Werbemaschinerie für "Gangster Squad" war gerade in den USA angelaufen, als es in einem Kino in Aurora, Colorado zu einem Amoklauf kam, der zwölf Menschen das Leben kostete. Da es in "Gangster Squad" eine Szene gab, in der Kinobesucher niedergeschossen werden, wurde die Werbung fast überall im Land eingestellt. Es fanden Nachdreharbeiten statt, um die Kinoschießerei durch eine andere Szene zu ersetzen. Der Filmstart erfolgte am Ende vier Monate später als ursprünglich geplant. Dies ist grundsätzlich keine gute Ausgangsbasis für einen Film.

Auch ohne die Kinoschießerei fliegt in "Gangster Squad" aber mehr als genug Blei durch die Luft. Sobald die verfeindeten Parteien aufeinander treffen, rattern die Maschinengewehre minutenlang und zerlegen alles in kleine Fetzen. Merkt euch, sofern ihr vorhabt, diesen Film anzusehen, schon mal folgendes Geräusch: Ratatatata. Ihr werdet es sehr oft hören. Gelegentlich bekommt dieser Sound durch Schüsse aus anderen Feuerwaffen oder auch explodierenden Handgranaten ein bisschen Variation.

Die Kulissen und Kostüme sind sehr ansehnlich und verbreiten den Flair der 1940er Jahre. Der Look dieser Zeit wurde aufwändig nachgestellt und verleiht "Gangster Squad" im Ganzen eine sehr ansprechende Oberfläche. Die allein reicht aber nicht. Neben den Actionsequenzen und der schönen Retro-Optik ist nicht mehr viel da, was "Gangster Squad" auszeichnen könnte, und das empfindet man als zu wenig, gerade bei diesem Cast und der spannenden Zeit, die hier beleuchtet wird. Die Handlung ist viel zu dünn, um die Zuschauer zu fesseln und ein richtiges Eintauchen in den Unterwelt-Krieg zu ermöglichen. Die Charaktere werden auf wenige Merkmale reduziert, die mehrfach überdeutlich bis hin zu übertrieben hervorgehoben werden, was überhaupt keinen Mehrwert für die Zuschauer hat. Viele Dialoge sind einfach nur überflüssig.

Auch eine echte Auseinandersetzung mit dem Thema Selbstjustiz findet nicht statt. Die Gangster Squad will zwar unschuldige Opfer vermeiden, nimmt es aber relativ gelassen, wenn es doch welche gibt. Sobald die Kugeln erst einmal zu fliegen begonnen haben, ist sowieso alles egal, einschließlich der Logik. Von 20.000 Kugeln schlagen 19.000 in Gegenstände oder unbeteiligte Personen ein, und 998 treffen die Verbrecher.

Fazit

Angesichts der Möglichkeiten, die "Gangster Squad" hatte, ist der Film am Ende viel Lärm um nichts. Die Oberfläche stimmt, aber die Tiefe fehlt.

Maret Hosemann - myFanbase
06.12.2013

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