Bewertung
David Frankel

Wie beim ersten Mal

Arnold: Okay, nächster Schritt. Was steht an? Ein Gedicht schreiben? Ein Liedchen singen? Händchen halten?
Dr. Feld: Sie haben Sex.
Arnold [flüstert zu Kay]: Lass uns unsere Sachen packen und abhauen.

Foto: Copyright: 2012 Muschalik Digitale Medien
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Inhalt

Kurz nach dem 31. Hochzeitstag fasst Hausfrau Kay (Meryl Streep) einen Entschluss: So kann es mit Gatte Arnold (Tommy Lee Jones) nicht weiter gehen. Man schläft in getrennten Zimmern, es mangelt an Zärtlichkeiten und der letzte Sex liegt Jahre zurück. Nachdem Kay zufällig auf ein Buch des Paartherapeuten Dr. Feld (Steve Carell) stößt, beschließt sie, sich hilfesuchend an ihn zu wenden und kauft zu Arnolds Entsetzen zwei Flugtickets nach Maine. Dort soll eine einwöchige, intensive Therapie der Ehe zu neuem Schwung verhelfen und die eingeschlafene Sexualität wiedererwecken. Gar nicht so einfach, wenn die Alltagsrountine eine Beziehung derart fest im Griff hat und der eine Partner dies nicht weiter einsieht...

Kritik

Die typische Hollywood-Love-Story erzählt in der Regel vom Aufeinandertreffen zweier – zumeist junger – Unbekannter, die nach einigen Irrungen und Wirrungen fest zusammen kommen. Selten aber wird dabei ein reiferes (Ziel-)Publikum angepeilt, fehlt es doch oft an Figuren, mit denen sich auch der etwas ältere Zuschauer altersmäßig identifizieren kann. Ein Film wie "Was das Herz begehrt" bildet da eine gelungene Ausnahme. David Frankels "Wie beim ersten Mal" erzählt nun auf unterhaltsame Weise, wie das gemeinsame Leben eines in die Jahre gekommen Liebespaares aussehen kann, das schon eine ganze Weile miteinander lebt. Getragen wird die warmherzige Tragikomödie dabei von zwei vorzüglichen Hauptdarstellern.

Mit gutem Gespür für Humor begleitet der Film seine beiden lebensnahen Protagonisten bei alltäglichen Ritualen, die sich längst verselbstständigt haben. Spontanität hat hier keinen Platz mehr und so muss der Verführungsversuch Kays zu Beginn des Film einfach scheitern. Erst später, nach einigen Sitzungen mit Dr. Feld, wird sie sich wieder trauen, die Intiative zu ergreifen. Das Thema "Sex im Alter" wird hier verbal relativ direkt, grafisch aber zurückhaltend-keimfrei angegangen. Nie wird sich über das Paar lustig gemacht. Stattdessen werden ihre Ängste, Sorgen und Wünsche behutsam behandelt. Immer bleibt Kays Verhalten glaubwürdig, während ein einmaliger unerwarteter Gefühlsausbruch Arnolds zu plötzlich kommt. Doch abgesehen von jener kleinen Ausnahme ist dieser nur auf den ersten Blick egoistischer Mann ebenfalls eine in sich schlüssige Figur. Während das Fehlen wirklich origineller Ideen nicht weiter stört, ist die überflüssige Schlusssequenz während des Abspanns beinahe ein echtes Ärgernis, treibt sie doch den zuvor bei Null liegenden Kitschfaktor ordentlich in die Höhe.

Nicht umsonst gilt die dreifache (!) Oscar-Preisträgerin Streep als eine der besten Actricen der US-amerikanischen Filmlandschaft. Hier beweist La Streep erneut ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten. Dank ihres so natürlich wirkenden Spiels und Talents zum leisen Humor formt sie aus der bereits gut geschriebenen Figur der Kay eine Frau, zu der Jung und Alt einen Zugang finden können und welche zudem schnell die Herzen der Zuschauer gewinnt. An ihrer Seite begeistert Tommy Lee Jones, der 1994 den Oscar für "Auf der Flucht" gewann. Findet man Arnold zunächst wegen seiner Grimmigkeit und steten Abwehrhaltung eher unsympathisch, so begreift man dank Jones' fein nuancierter Leistung nach und nach, dass man es mit einem schlicht verunsicherten Mann zu tun hat. Neben den zwei perfekten Akteuren verblasst der keinesfalls schlecht spielende Steve Carell als empathischer Dr. Feld.

Fazit

Sehenswerte, in den Hauptrollen mit Meryl Streep und Tommy Lee Jones wahrhaft ideal besetzte Tragikomödie über die Rettung einer alten Ehe. Witzig, sympathisch, herzlich.

Maren Langos - myFanbase
13.10.2012

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