Bewertung

Lincoln Verschwörung, Die

Eine einzige Kugel tötete den Präsidenten. Aber nicht ein einzelner Mann.

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Inhalt

April 1865: Die Nordstaaten haben den Bürgerkrieg gewonnen. Mitten in die Feierlichkeiten hinein wird Präsident Abraham Lincoln während eines Theaterbesuchs erschossen. Der Täter, John Wilkes Booth (Toby Kebbell), stirbt auf der Flucht, doch einige seiner vermeintlichen Mitverschwörer können gefasst und vor Gericht gestellt werden, darunter auch die Herbergsbesitzerin Mary Surratt (Robin Wright), die bezichtigt wird, Booth und seinen Komplizen Obdach und Unterstützung gewährt zu haben. Der junge Anwalt und Kriegsheld Frederick Aiken (James McAvoy) soll Marys Verteidigung übernehmen, obwohl er selbst von ihrer Schuld überzeugt ist. Als Aiken jedoch erkennt, wie massiv Marys Grundrechte außer Kraft gesetzt werden und mit welcher Skrupellosigkeit die Staatsanwaltschaft eine Verurteilung der Frau erreichen will, um dem Wunsch des Volkes nach Rache zu entsprechen, wird sein Kampfgeist geweckt. Aikens Engagement für Mary drängt ihn bald mehr und mehr ins gesellschaftliche Abseits und gefährdet alles, was er sich aufgebaut hat.

Kritik

Der Mord an Abraham Lincoln im Jahr 1865 zählt ohne Frage zu den berühmtesten Gewalttaten der Menschheitsgeschichte. Lincoln, der die Sklaverei abschaffte und die Industrialisierung vorantrieb, war der erste Präsident der Vereinigten Staaten überhaupt, der einem Attentat zum Opfer fiel. Der Film "Die Lincoln Verschwörung" widmet sich eines der weniger bekannten Kapitel des legendären Präsidentenmordes und wirft so Licht auf ein brisantes Stück amerikanischer Rechtshistorie.

Da John Wilkes Booth, der Mann, der den tödlichen Schuss auf Lincoln abgab, nicht lebend gefangen wird, können nur noch seine vermeintlichen Mitverschwörer vor Gericht gestellt werden. Die einzige Frau unter den Angeklagten ist die verwitwete Mary Surratt, in deren Herberge die Pläne für den Mord an Lincoln geschmiedet worden sein sollen - mit ihrem Wissen. Ihr Sohn John Surratt (Johnny Simmons), der sich auf der Flucht befindet, war ein Freund von Booth. Obwohl sie Zivilistin ist, wird Mary vor ein Militärgericht gestellt, das sich nur aus Nordstaatlern zusammensetzt, welche der Kriegsminister Edwin Stanton (Kevin Kline) persönlich ausgewählt hat. Stanton will unbedingt, dass Mary verurteilt wird, um die Wut der Menschen im Norden zu besänftigen und um zu verhindern, dass der geschlagene Süden neues Selbstvertrauen gewinnt. Marys Anwalt Frederick Aiken, ein hochdekorierter Soldat, kann trotz allem, was er im Krieg erlebt hat, nicht akzeptieren, dass Marys Grundrechte mit Füßen getreten werden. Er kämpft für diese Frau einen aussichtslosen Kampf.

"Die Lincoln Verschwörung" ist ein Filmdrama, das die Zuschauer der Gegenwart auffordert, aus der Vergangenheit zu lernen. Indem er die Geschichte von Mary Surratt erzählt, übt Regisseur Robert Redford unverhohlene Kritik an der Vorgehensweise der Regierung Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001, vor allem an der Gründung des Gefangenenlagers Guantanamo Bay, in welchem Terrorverdächtigen die Menschenrechte verweigert werden. Mary Surratts Schicksal dient als Lehrbeispiel für eine aus Wut und Angst geborene Rachejustiz, die den Prinzipien eines demokratischen Rechtsstaates zuwider läuft. Marys Verhandlung ist eine Farce, bei der Zeugen manipuliert, Beweise nicht anerkannt und Grundrechte einfach nicht beachtet werden. Zu welchen Rechtsmitteln Aiken auch greift, sie werden von höherer Stelle sofort übergangen oder verdreht.

Man kann Redford Lob dafür zollen, dass er mit "Die Lincoln Verschwörung" einen intelligenten, lehrreichen Film geschaffen hat, der einen qualitativ hochwertigen Eindruck hinterlässt, auch aufgrund der Kostüme und der Kulissen. Andererseits stechen durchaus Kritikpunkte ins Auge, denn davon, objektiv und mehrdeutig zu sein, ist dieses historische Gerichtsdrama weit entfernt. Der Zuschauer wird ziemlich klar in eine Richtung gelenkt, so dass kaum Interpretationsspielraum bleibt. Eine etwas diffizilere Betrachtungsweise des ganzen Falles, die auch Platz für andere Meinungen als die des Regisseurs gelassen hätte, wäre sicherlich nicht schlecht gewesen.

Bezüglich der Schauspielleistungen gebührt Robin Wright das größte Kompliment. Sie stellt Mary Surratt sehr authentisch und mit genau der richtigen Mischung aus Würde und Verletzlichkeit dar. Mary ist der Dreh - und Angelpunkt des Films, drängt sich dabei aber nicht zu sehr in den Mittelpunkt. In den Nebenrollen sind viele aus dem TV bekannte Darsteller zu sehen, unter anderem Alexis Bledel ("Gilmore Girls") als Aikens Freundin Sarah Weston, Jonathan Groff ("Glee") als umstrittener Zeuge Louis Weichmann, Chris Bauer ("True Blood") als Major und Norman Reedus ("The Walking Dead") als angeklagter Mitverschwörer.

Fazit

"Die Lincoln Verschwörung" ist ein guter, aber aufgrund seiner zu einseitigen Betrachtungsweise kein überragender Historienfilm.

Maret Hosemann - myFanbase
25.06.2012

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