Bewertung
Phyllida Lloyd

Eiserne Lady, Die

"Watch your thoughts for they become words. Watch your words for they become actions. Watch your actions for they become habits. Watch your habits, for they become your character. And watch your character, for it becomes your destiny!"

Foto: Copyright: 2011 Concorde Filmverleih GmbH
© 2011 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

Margaret Thatcher (jung: Alexandra Roach, später: Meryl Streep) war eigentlich keine große Karriere hervorbestimmt. Der spätere politische Durchbruch der Tochter eines Ladenbesitzers und späteren Bürgermeisters einer Kleinstadt konnte keiner ahnen. Sie war schon damals fasziniert von der Redegewandtheit ihres Vaters. Jedoch erst als sie ihren späteren Ehemann Denis (jung: Harry Lloyd, später: Jim Broadbent) kennen lernt, will sie die politische Männerdömane in London erobern. Sie wird zu einer der bekanntesten und kontroversesten Gesichter Englands. Sie schafft es, viele Grenzen aufzuheben und bleibt wegen ihrer harten Hand und ihrer kalten Züge stets als "Eiserne Lady" bekannt.

Kritik

In ihrer Dankesrede bei den Golden Globes 2012 sagte Meryl Streep "I gotta thank everybody in England that let me come and trample over their history". Schon alleine diese Worte sorgten für einen kleinen Skandal – kurz nachdem der Film in Großbritannien überhaupt erst angelaufen war. Ohne Frage gehört Margaret Thatcher noch heute zu den umstrittensten Politikern in Großbritannien. Die ehemalige Premierministerin, die von 1979 bis 1990 ihr Land führte, war die erste (und bis heute einzige) weibliche Premierministerin und setzte in ihrem Land viele Veränderungen durch. Sie kämpfte hart und entschlossen gegen die Inflation, bekämpfte den großen Einfluss der Gewerkschaften und privatisierte viele staatliche Organe. Der Thatcherismus ist ein geflügeltes Wort für ihre harte politische Linie geworden und doch streiten sich die Parteien bis heute, ob Thatcher nun Gutes oder Schlechtes für ihr Land getan hat. Auch unter den Bürgern wird Margaret Thatcher heute noch heiß diskutiert, so dass sie im Jahr 2002/2003 in der Umfrage der größten Briten in der Geschichte den 13. Platz machte, gleichzeitig aber auch den dritten Platz in der Umfrage der schlechtesten Briten aller Zeiten belegte. Als 2008 bekannt wurde, dass Thatcher unter fortgeschrittener Demenz leidet, wurden Diskussionen in ganz Großbritannien laut, ob sie ein Anrecht auf ein Staatsbegräbnis nach ihrem Tod habe.

Eine Biographie zu verfilmen ist immer eine schwierige Sache, noch mehr, wenn dieser Mensch ein Politiker war und noch mehr wohl, wenn er – wie Thatcher – so umstritten und von vielen Seiten so unterschiedlich aufgefasst wurde. Was in dem Film "Die Queen" mit großartigen Kritiken und vielen Preisen prämiert wurde, geht es bei "Die eiserne Lady" leider nicht so gut aus. Während sich nämlich "Die Queen" auf eine bestimmte Zeit im Leben der Queen konzentrierte, will "Die eiserne Lady" das gesamte Privat- und Berufsleben der noch lebenden Thatcher in einen Unterhaltungsfilm packen. Dabei ist klar, dass nicht alles richtig und mit der nötigen Sorgfalt und Zeit gezeigt werden kann. Ob nun der Fall der Berliner Mauer, der ebenso in die Amtszeit von Thatcher fiel, wie die großen Streiks in Großbritannien - all diesen Ereignissen wird wenig bis gar keine Screentime gegeben.

Der Film konzentriert sich vielmehr auf die Geschichte von Thatcher und ihrem Ehemann Denis, die auch zum Dreh- und Angelpunkt wird. So beginnt der Film mit der alten - an Alzheimer leidenden - Thatcher, die sich mit ihrem bereits verstorbenen Mann in ihrem Altersruhesitz unterhält. Auch mit der Politik drum herum, mit den vielen Konflikten und vielen Ereignissen, bleibt der Film im Nachhinein nicht viel mehr als dies. Dabei hätte "Die eiserne Lady" durchaus noch mehr aus dem Stoff herausholen und ein wirklich interessantes Porträt der ersten britischen Premierministerin kreieren können. Vieles mehr hätten Regisseurin Phyllida Lloyd ("Mamma Mia!") und Autor Abi Morgan ("Shame") aus dem Film machen können, doch was bleibt, ist ein fast unbefriedigender Unterhaltungsfilm, der vieles anschneidet und wenig zu Ende erzählt.

So ist es Meryl Streep fast ganz alleine, die diesen Film noch rettet. Nicht alleine die falschen Zähne und das brillante Make-Up, obwohl dies auch viel zum Gesamtbild beiträgt, nein, Streep brilliert in dieser Rolle wahrlich und zeigt eine einzigartige Leistung. Ihre Augen, ihre Stimme (in der Originalversion), ihre Gestik sind da und wirken perfekt. Wer danach einige Bewegtbilder von Thatcher ansieht, wird bemerken, wie gut sich Streep auf diese Rolle vorbereitet hat und wie viel sie, nicht nur für ihren Akzent, getan haben muss. Ihre Performance – auch in den Szenen als alternde Thatcher – ist beeindruckend. Als krassen Gegensatz zu den harten und starken Worten, die Thatcher immer wieder sagt, ihren Weg, den sie in der Politik eingeht, zeigt der Film auch ihre warme, liebevolle Seite, wenn sie ihren Mann Denis kennen und lieben lernt. In der alten Version des Ehemanns überzeugt Jim Broadbent. Als die junge Margaret Thatcher und der junge Denis überzeugen auch Alexandra Roach und Harry Lloyd.

Fazit

"Die eiserne Lady" erzählt aus dem Leben der umstrittenen Margaret Thatcher. Wenn sich der Film auch nicht ganz entscheiden kann, ob er nun die Geschichte der privaten, oder der beruflichen Thatcher erzählen will, so ist es vor allem Meryl Streep die hier wahrlich brilliert.

Eva Klose - myFanbase
15.02.2012

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