Bewertung

Happythankyoumoreplease

"Sadness be gone, let's be people who deserve to be loved, who are worthy, cause we are worthy."

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Inhalt

Sam Wexler (Josh Radnor) ist ein junger, ambitionierter Autor in New York, dessen Debütroman "The Other Great Thing About Vinyl" keinen Abnehmer gefunden hat. Als der ziellose Sam in der U-Bahn auf den kleinen Rasheen (Michael Algieri) trifft, der von seiner Pflegefamilie getrennt wird, nimmt er ihn kurzerhand für ein paar Tage mit. Ohne sich der Konsequenzen dessen bewusst zu sein versucht er für den Jungen da zu sein. Nebenbei trifft er auf die hübsche Mississippi (Kate Mara). Und auch seine Freunde haben mit ihren Problemen zu kämpfen. So steht die Beziehung von Mary Catherine (Zoe Kazan) und Charlie (Pablo Schreiber) vor einer großen Entscheidung und Sams beste Freundin Annie (Malin Akerman), die an Alopecia leidet, sucht verzweifelt nach der Liebe und findet sie in jemandem, mit dem sie niemals gerechnet hätte...

Kritik

Es hört sich ein bisschen wie die Entstehungsgeschichte von "Garden State" an. Josh Radner, der in der Comedy-Serie "How I Met Your Mother" seit fünf Jahren in der Hauptrolle des New Yorker-Architekten Ted Mosby zu sehen ist, schreibt ein Drehbuch und dreht unter der eigenen Regie einen wunderbaren, kleinen Independentfilm, in dem er der Stadt, in der er lange lebte, Tribut zollt. Und tatsächlich berührt und unterhält "Happythankyoumoreplease" auf sehr ähnliche Weise, wie es Zach Braffs "Garden State" machte. Dabei zeigt Radnor vor allem eines - er kann unglaublich gute, zu Tränen rührende und zum Schreien komische Drehbücher schreiben. "Happythankyoumoreplease" ist im ganzen Schwall der Komödien, die aus den USA über den Teich schwappen, eine wunderbare Ausnahme, die beweist, dass zumindest das amerikanische Independentkino immer noch zu Überraschungen fähig ist.

Der Film steht und fällt mit seinen so einzigartigen und doch normalen Charakteren, die mit ihren ganz unterschiedlichen Verwirrungen, Problemen und Ängsten zu kämpfen haben. Und obwohl es schon seltsam anmutet, einen 30-jährigen jungen Mann in einer "Mid-Life-Crisis" zu beobachten, so funktioniert dies in diesem Film und mit Radnor unglaublich gut. Gerade wenn mit Rasheen und Mississippi zwei neue Menschen in das Leben des erfolglosen Autors treten, wächst er einem schnell ans Herz. Dabei ist die Naivität von Sam, gemischt mit seinem Selbstmitleid und seiner Antriebslosigkeit zwar eine gefährliche Mischung, die auch beim Zuschauer nicht immer gut ankommt, aber er schafft zum Glück im genau richtigen Moment den Ausstieg, so dass man es ihm kaum übel nehmen kann. Auch die Charaktere abseits von Sams Storyline überzeugen. So ist vor allem die Beziehung von Mary Catherine und Charlie unglaublich schön und realitätsnah gezeichnet. Ob sie sich nun streiten oder sich verliebt ansehen, die Beziehung und Liebe der beiden wirkt so authentisch und ehrlich, wie man sie lange nicht mehr in einem Film gesehen hat. Das Herzstück und die mit Abstand berührenste Geschichte des Films zeigt sich aber anhand des Charakters von Annie, die, trotz sichtbarer Krankheit, vor Lebensfreude nur so zu sprühen scheint und doch auch ihre traurigen Momente hat. Annie ist wohl das beste Beispiel, dass dieser Film gar nicht erst versucht sich anzupassen und doch rührt er gerade hier sehr zu Herzen.

Beim Casting des Films hat wohl auch der Name und die Prominenz von Radnor geholfen. So konnte er mit Malin Akerman eine Gastdarstellerin aus "How I Met Your Mother" (#5.23 Ballast-Stoff) für die Rolle der wunderbaren Annie gewinnen, die in der Rolle aufzugehen scheint und hier wohl mehr Schauspieltalent zeigt, als in "All Inclusive" und "Nach 7 Tagen - Ausgeflittert" zusammen. Kate Mara dürfte vor allem durch ihre Rollen in "Nip/Tuck - Schönheit hat ihren Preis", "24 - Twenty Four" und "Entourage" bekannt sein und zeigt hier eine herrlich erfrischende Seite von sich, in der sie auch ihr Gesangstalent zeigen darf. Die Chemie zwischen ihr und Radnor funktioniert wunderbar auf der Leinwand und die flippige Mississippi mit dem ausgefallenen Namen erweist sich oft als normalste in dieser ungewöhnlichen Beziehung.

Die wunderbaren Charaktere mit ihren kleinen Geschichten erfinden jetzt das Rad des großen Drama-Komödien-Films nicht neu und dennoch sprühen sie nur so vor Witz und Schwung. Das ist vor allem dank der wunderbaren Dialoge so, die witzig, berührend und ergreifend daherkommen. Nebenbei ist der Film auch eine Liebeserklärung an New York und Radnor hat es sich auch nicht nehmen lassen, den ein oder anderen (offensichtlichen) Seitenhieb auf Los Angeles unterzubringen. Der Soundtrack zeigt sich unterdessen mit einem Mix aus alten, neuen Hits und Indie-Musik als herrlich abwechslungsreich, so dass der Film fast an einen TV-Piloten erinnert, was in dem Falle jedoch keinesfalls schlecht ist. Die Stimmung der Musik passt sich wunderbar der Stimmung der Charaktere an.

Fazit

"Happythankyoumoreplease" ist ein wunderbar gelungenes Regie- und Drehbuchdebüt des "How I Met Your Mother"-Stars Josh Radnor, nach dessen Ansehen der Titel tatsächlich Programm ist. Man will mehr davon, bitte!

Eva Klose - myFanbase
08.09.2011

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