Bewertung
Jane Anderson

Eine Frage der Liebe

Liebe. Ehe. Akzeptanz. Geschlechtsumwandlung.

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Inhalt

Roy (Tom Wilkinson) und Irma Applewood (Jessica Lange) scheinen ein glückliches, amerikanisches Kleinstadtpaar zu sein. Die beiden beliebten Mitglieder ihrer Kirchengemeinde sind seit 25 Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Während Sohn Wayne (Joseph Sikora) als Musiker und Bandmitglied viel auf Reisen ist, lebt Teenie-Tochter Patty Ann (Hayden Panettiere) noch zu Hause.

Aber zwischen den Eheleuten bestehen Konflikte, die sie in die Beratung von Reverend Muncie (Randall Arney) führen. Dort macht Roy der verstörten Irma ein Geständnis, das ihr Zusammensein für immer verändern wird: Er fühlt sich als Frau, gefangen im Körper eines Mannes. Jetzt will er seine ganz persönliche Hölle endgültig verlassen und nach einem geplanten operativen Eingriff ein neues Leben als "Ruth" beginnen. Während Irma ihn zunächst aus dem Haus wirft, nimmt Roy den harten Kampf gegen alle Widerstände auf. Für sich – und für seine Familie...

Kritik

"Normal" lautet der wunderbare Originaltitel dieser HBO-Produktion aus dem Jahr 2003, die sich auf höchst sensible Weise dem Thema Transexualität nähert. Weder ist Roy pervers, so die eindeutige Botschaft des Films, noch ist gar bei irgendwem die Schuld für seine verzweifelte Lage zu suchen. Punkt.

Das Hauptaugenmerk liegt weniger auf den Reaktionen der Personen außerhalb des engsten familiären Umfelds. Vielmehr beschäftigt sich das TV-Drama mit den Konsequenzen, die Roys Entscheidung für seine Ehe hat. In angenehm unaufgeregter und respektvoller Weise werden den unterschiedlichen Gefühlen der Verheirateten ausreichend Platz eingeräumt. Diese etwas andere Liebesgeschichte berührt und stimmt nachdenklich.

Niemals wird explizit gesagt, die Applewoods würden in einer Kleinstadt wohnen. Doch das muss es auch gar nicht, denn die zwischendurch gezeigten Einstellungen von Feldern, deren Saat reift und schließlich gepflügt wird, reichen da völlig aus. Zudem dienen sie dem Zuschauer als Orientierung darüber, über welche Zeitspanne hinweg er dem Leben der Figur und vor allem der seelischen sowie körperlichen Entwicklung Roys zu Ruth beiwohnt. Eine wirklich schöne Idee.

Völlig überflüssig dagegen ist jener Handlungsstrang um die sich anbahnende Affäre zwischen Irma und Roys Boss Frank (Clancy Brown). Besonders, weil Frank plötzlich ohne Angabe von Gründen einfach wieder verschwindet. Die Szenen mit ihm und Irma sollen wohl noch einmal verdeutlichen, wie stark die Liebe zu ihrem Gatten ist. Bloß, diese zusätzliche Versicherung wäre angesichts anderer, viel ausdrucksstärkerer Szenen nicht weiter von Nöten gewesen.

Lange und Wilkinson liefern beide eine exzellente Leistung ab. Wilkinson verleiht Roy/Ruth Würde und vermeidet es, die Figur der Lächerlichkeit preiszugeben. Panettiere muss hoch angerechnet werden, dass sie neben ihren Filmeltern positiv auffällt und nicht eine Sekunde zu verblassen droht. Joseph Sikoras gelingt es, als Wayne eigene Akzente zu setzen.

"Eine Frage der Liebe", der auch als offizieller Beitrag auf dem Sundance Film Festival lief, erhielt insgesamt sechs Emmy- und drei Golden-Globe-Nomierungen, darunter jeweils in den Kategorien Bester TV-Film, Bester Hauptdarsteller und Beste Hauptdarstellerin. Einzig für die Maske gab es am Ende den begehrten Emmy.

Fazit

Sensibles und bewegendes Plädoyer für Toleranz, das den transexuellen Protagonisten nicht bloßstellt, sondern mit Respekt begegnet. Weiteres Lob gebührt der großartigen Besetzung.

Maren Langos - myFanbase
16.04.2010

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