Bewertung
Noel Clarke

Streets of London: Tag der Vergeltung

Was dich nicht tötet, macht dich hart! Hart genug, um auf Londons Straßen zu überleben?

Foto: Copyright: capelight pictures
© capelight pictures

Inhalt

Sechs Jahre sind vergangen, seit Sam (Noel Clarke) Trife umgebracht hat und damit nicht nur sein Leben aufgewühlt hat. Sechs Jahre, in denen er im Gefängnis saß und seine Freunde zwischenzeitlich erwachsen wurden. Einige von ihnen haben tatsächlich den Absprung geschafft und studieren jetzt Jura, andere sind noch tiefer in den Drogensumpf gefallen.

Nun kommt Sam wieder aus dem Gefängnis und geht zurück in sein altes Viertel. Doch erst wenige Stunden wieder auf freiem Fuß, wird ihm klar, dass man ihn nicht gerade mit offenen Armen empfangen wird. Rache treibt seine ehemaligen Freunde dazu, ihn umbringen zu wollen. Auch seine Familie ist vor der Rache nicht sicher und so macht sich Sam auf, um sein neues Leben starten zu können. Ob ihm das gelingen wird, hängt jedoch nicht nur an ihm.

Kritik

Verzeihung - ist das möglich? Kann man jemandem verzeihen, der den besten Freund, einen Kumpel oder einen Cousin umbrachte? Das ist das große Thema im zweiten Teil von "Streets of London".

Als 2006 der Film "Streets of London" veröffentlicht wurde, ahnte wohl kaum einer, was für ein Erfolg dieser werden würde. Zahlreiches Kritikerlob und eine große Fangemeinde machten es schließlich möglich, dem Film eine Fortsetzung zu geben, deren Drehbuch wieder einmal Hauptdarsteller Noel Clarke schrieb, der nun auch zum ersten Mal Regie führt. Mit einem Sprung von sechs Jahren sorgt Clarke dafür, dass seine Charaktere aus der Pubertät herausgewachsen sind und nun – zumindest teilweise – mitten im Leben stehen. Dabei ist die Entwicklung innerhalb der sechs Jahre wohl das, was diesen Film interessant macht. Denn während Sam im ersten Teil der Böse war und am Ende sogar die Hauptfigur tötete, zeigt er sich nun nach sechs Jahren reumütig, hat seine Gefängnisstrafe abgesessen und hofft auf ein besseres Leben. Andere haben sich da weniger entwickelt, so sind einige immer noch auf der Straße zu Hause, haben weiterhin Drogenprobleme und bekommen ihr Leben nicht in den Griff.

Der deutsche Titel "Tag der Vergeltung" passt hier ungewöhnlich gut zum Film, denn es dreht sich ziemlich genau um die ersten 24 Stunden, in denen Sam wieder in Freiheit ist und erst einmal herausfinden muss, wer ihn wegen des Mordes vor sechs Jahren immer noch tot sehen möchte. Während sich der erste Teil primär um den Alltag der Kids auf den Straßen von London gedreht hat, ihre Beziehungen zueinander und ihre Erfahrungen in der Pubertät, geht es im zweiten Teil etwas anders zu. Denn von Alltag kann man wohl kaum sprechen, wenn der Mörder des ehemaligen Freundes wieder aus dem Gefängnis kommt. Auch für Sam ist dies alles andere als ein normaler Tag.

Und gerade hier liegt auch das Problem des Films, denn während die Entwicklungen innerhalb der sechs Jahre für viele der Charaktere gewaltig sind, so bietet der Film keine Zeit und keinen Raum für weitere Entwicklungen. Die Charaktere handeln am Ende des Films noch aus den gleichen Motiven wie am Anfang, was bei einem Plot, der sich nur um 24 Stunden dreht, auch weniger verwundert. Dennoch bleibt der Film über die ganze Zeit hinweg spannend, will man doch zumindest wissen, ob es Sam schaffen wird, den Rest seiner Ex-Gang von seiner Reue zu überzeugen.

Die Elemente des Films haben sich ebenfalls geändert. Obwohl schon der erste Film mit modernen Methoden gearbeitet hat, um seine Geschichte zu erzählen, so verwendet der Film hier bekannte Elemente, wie sie auch in der Serie "24" ihre Anwendung finden. Mit geteiltem Bild werden mehrere Personen und Kameraeinstellungen gezeigt und es wird so erklärt, was diese gerade machen. Das verstärkt natürlich den Eindruck des Films, der dadurch nur noch moderner und zeitgemäßer wirkt. Weiterhin trägt der Score zu dem Gesamtbild des Filmes vieles bei. Mit modernen Hip-Hop-Beats, ebenso wie mit ruhigen Tönen werden die Stimmungen des Filmes perfekt eingefangen.

Schon beim ersten Teil war der Drehbuchautor Noel Clarke auch als Darsteller im Film zu sehen, nun übernimmt er die Dreifachrolle des Drehbuchautors, Hauptdarstellers und Regisseurs und meistert dies, ohne Abstriche machen zu müssen. Neben ihm überzeugt auch der Rest des Casts außerordentlich, vor allem die junge Scarlett Alice Johnson weiß als Lexi zu überzeugen und sichert sich schnell die Sympathien der Zuschauer.

Fazit

Die Kids sind erwachsen geworden und so zeigt "Streets of London: Tag der Vergeltung" ein anderes Bild der jungen Gang und bringt auch viele der abgebrochenen Storylines aus Teil 1 zu einem runden Ende. Moderne Elemente, ein überzeugender Cast und die passende Musik sorgen für ein rundes Gesamtwerk. Wer Teil 1 also mochte, wird auch bei Teil 2 unterhalten werden.

Eva Klose - myFanbase
06.04.2010

Diskussion zu diesem Film