Bewertung
Menhaj Huda

Streets of London

Before adulthood comes... Kidulthood.

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Inhalt

Ein Gruppe Jugendlicher in den Straßen Londons muss sich mit den manchmal doch recht alltäglichen Problemen des Erwachsenwerdens auseinander setzen, doch dabei wird ihr Leben von Gewalt, Drogen und Sex immer wieder aus der Bahn geworfen. Der 15-jährige Trife tut alles, um seinen mächtigen Onkel zu beeindrucken, seine Exfreundin Alisa findet derweil heraus, dass sie schwanger ist. Als dann eines Tages ein Mädchen aus ihrer Klasse nach starken Misshandlungen Selbstmord begeht, haben die Schüler einen Tag frei und nutzen ihn ganz und gar nicht, um über ihre Probleme nachzudenken. Sie nehmen Drogen, gehen einkaufen, legen sich mit ihren Erzfeinden an und wollen am Ende des Tages auf eine Party. Doch das alles bleibt nicht mehr lange ohne Konsequenzen.

Kritik

Ein bisschen schockiert war ich schon, als ich mir diesen Film angesehen habe. Ich bin wohl einfach zu wohlbehütet aufgewachsen und kann mir aus eigenen Erfahrungen nicht vorstellen, wie es vielleicht an anderen Schulen insbesondere in Großstädten zugeht. Gewalt an Schulen ist aber schon lange kein Geheimnis mehr und das Thema wird hier meiner Meinung nach sehr gut und realistisch aufgenommen.

Insbesondere in der Pubertät sind Jugendliche manchmal unberechenbar. Jungs wollen sich profilieren und lassen den großen Macker raushängen, prahlen damit, mit welchen Mädchen sie schon alles geschlafen haben. Das führt auch in dieser Geschichte zu einigen Problemen und Machtkämpfen. Der Hauptdarsteller Trife erfährt etwa zeitgleich, dass seine Ex-Freundin Alisa mit seinem Erzfeind geschlafen hat und noch dazu jetzt ein Kind erwartet. Verständlich, dass er nicht weiß, wem er glauben soll. Alisa, die der Selbstmord ihrer Klassenkameradin ziemlich mitgenommen hat und die jetzt auch noch erfährt, schwanger zu sein, weiß keinen anderen Ausweg als sich mit Drogen zuzudröhnen und damit zu versuchen, das Baby loszuwerden. Unterstützt wird sie in diesem Vorhaben von ihrer Freundin Becky, die sich mehr oder weniger prostituiert, um an Geld für Drogen und Kleidung ranzukommen, denn sie hat nur das Ziel, auf der Party am Abend besonders hervorzustechen.

Man kann sagen, dass dieses Zusammenkommen von Waffenhandel, Drogenmissbrauch, Prostitution, ungewollter Schwangerschaft, Schlägereien in der Schule und Selbstmord vielleicht insgesamt ziemlich übertrieben ist, aber meiner Meinung nach wurde das Ganze sehr glaubhaft übermittelt. Alles hängt voneinander ab, das Verhalten der Jugendlichen in diesem Film führt zu weiteren Problemen, die miteinander gekoppelt wieder zu noch größeren Schwierigkeiten führen - es ist ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist. Alisa scheint aus meiner Sicht die einzige zu sein, die versucht, aus diesem Trott rauszukommen. Man sieht ihr an, wie sie mitleidet, als ihre Mitschülerin verprügelt wird und wie sie es anwidert, dass Becky sich an alle möglichen Typen ranwirft, um an Geld zu kommen. Sie selbst hat diese Hemmschwelle nie übertreten, dass sie selbst zu solchen Mitteln greifen würde. Dennoch tut sie auch nichts dagegen, damit sie nicht aus der Gruppe ausgeschlossen wird.

Verständlicherweise soll so ein Film nicht nur etwas überspitzt zeigen, wie es auf Londons Straßen zugeht. Er soll vielleicht auch den Jugendlichen dort zeigen, wozu ihr Verhalten führen kann, sofern sie sich denn überhaupt noch belehren lassen. Ich glaube, dass es sehr schwer ist und dieser Film wohl eher allen anderen vor Augen führen soll, was direkt vor ihrer Nase passiert, warum man immer mal wieder von Amokläufen in Schulen oder Selbstmorden Jugendlicher in den Nachrichten hört.

Vom Inhalt abgesehen möchte ich noch kurz auf die Produktion dieses Films eingehen. Einige Kameraeinstellungen haben mir sehr gut gefallen, vor allem die Szene, in der Alisa und Becky Drogen nehmen. Das Ganze wurde so auf irgendeine Weise künstlerisch. In anderen Szenen wurden wiederum die Hektik der Stadt oder die Unsicherheit der Teenager sehr gut aufgenommen. Meines Erachtens nach wurde insgesamt ein sehr stimmiges Bild übermittelt, was vielleicht auch unterbewusst dazu beigetragen hat, dass dieser Film glaubwürdig rüberkommt. Des Weiteren spielt die Musik hier eine entscheidende Rolle. In einigen Szenen wird sie benutzt, um das Düstere zu unterstreichen, ein andermal werden die Teenager wieder von Hip Hop-Rhythmen begleitet, die zu ihrem Alltag gehören. Wie bereits geschrieben, war der Film insgesamt sehr stimmig, auch wenn vielleicht hier und da etwas übertrieben wurde. Wahrscheinlich war diese Stimmigkeit auch für Noel Clark, dem Darsteller des Sam, wichtig, denn er hat das Drehbuch komplett selbst geschrieben.

DVD

Zuerst einmal ein dickes Lob an die Aufmachung, die Capelight gewählt hat. Zwei Discs mit Film und einer Menge Bonusmaterial werden in eine Steelbox gefasst, die stark in Grautönen gehalten wird. Das unterstreicht das triste und düstere Leben der Jugendlichen. Auf dem Cover sind neben den deutschen und englischen Filmtiteln die sieben Hauptpersonen zu sehen. Auf der Rückseite finden sich neben den technischen Details und einer kurzen Inhaltsangabe ein paar Episodenbilder und das Bild von Sam, dem Schläger der Schule.

In der Box befindet sich leider kein Booklet, dafür aber zwei DVDs. Zum einen der Film mit einem Trailer und auf der Bonus-Disc finden sich entfallene Szenen, ein Making-Of sowie Interviews mit dem Regisseur und dem Komponisten des Films. Das Menü auf den Discs ist zwar sehr schlicht gehalten, doch das leicht animierte Titelbild wurde mit passender Musik und ein paar Sounds unterlegt. Öffnet man ein Untermenü wird an das Bild rangezoomt und man hat meist nur noch ein oder zwei Charaktere im Bild. Insgesamt zwar schlicht, aber gut.

Fazit

Auch wenn ich das ein oder andere Mal etwas skeptisch war, ob das wirklich alles so passt, hat mich "Streets of London" insgesamt doch ziemlich überzeugt. Der Regisseur Menhaj Huda hat meiner Meinung nach sehr gut das Bild aus einigen Teilen Londons aufgegriffen und dann einem größeren Publikum präsentiert. Mich hat es zum Grübeln gebracht. Nach dem offenen Ende bin gespannt auf die Fortsetzung "Adulthood".

Technische Details

Sprachen: Deutsch, Englisch
Tonformate: Dolby Digital 5.1, DTS 5.1
Bildformat: 16:9
Untertitel: Deutsch

Catherine Bühnsack - myFanbase
20.03.2008

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