Bewertung
Rowan Woods

Little Fish

Nominiert für den Australian Film Institute Award in 13 Kategorien, ausgezeichnet in fünf. Indizien für einen sehr guten, wenn nicht gar großartigen Film?
Leider nein.

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Inhalt

Tracy Heart (Cate Blanchett) hat es geschafft. Seit vier Jahren ist die einstige Heroinabhängige clean. Unterstützt von ihrer resoluten Mutter Janelle (Noni Hazlehurst) führt sie ein überwiegend geregeltes Leben als Angestellte einer Videothek in der australischen Stadt Sydney. Aber die Vergangenheit ist allgegenwärtig. Noch immer hat Tracy intensiven Kontakt zu ihrem früheren Stiefvater Lionel (Hugo Weaving), der sie damals an die Droge heranführte und der seine eigene Sucht nie besiegen konnte. Die Bank verwährt ihr einen wichtigen Kredit und die Rückkehr ihres Ex-Freundes Jonny (Dustin Nguyen) stürzt Tracy in eine Verwirrung der Gefühle. Was sie nicht ahnt: Johnny und ihr Bruder Ray (Martin Henderson) wittern das große Geschäft. Ein Drogendeal, so der Plan, soll ihnen zu Geld verhelfen...

Kritik

Bei "Little Fish" handelt es sich um einen kleinen Film, der ein größtenteils ruhiges Tempo aufweist und die Entwicklung der Figuren in den Vordergrund stellt. So weit, so gut. Es gibt viele Beispiele für Filme, denen es trotz langsamer Erzählweise, eher unspektakulärer äußerer Gestaltung und dem Schildern vom mehr oder minder Alltäglichem gelingt, eine starke Atmosphäre und Spannung aufzubauen. Nur besaßen diese Werke - im Gegensatz zu "Little Fish" - auch ein entsprechend überzeugendes Drehbuch.

Der Zuschauer begleitet Tracy durch ihr Leben. Beobachtet, wie sie sich um Lionel kümmert, mit ihrer Mutter spricht, das Wiedersehen mit Johnny verarbeiten muss und schaut ihr gleich mehrfach beim Schwimmen zu. So stellt Rowan Woods Drama seine Figuren vor, versucht sie in ihren individuellen Eigenschaften darzustellen und plätschert doch einfach nur vor sich hin. "Little Fish" langweilt. Das Todesurteil für einen jeden Film. Zudem wird der Sinn der Szenen, die eine planschende Tracy zeigen, nicht deutlich. Denn bis auf eine Ausnahme tragen sie kaum zur vertiefenden Charakterisierung der Hauptfigur bei und treiben die Handlung schon mal gar nicht voran.

Andeutungen über vergangene Ereignisse werden gemacht, Fragen werden aufgeworfen. Was ist bei dem Autounfall, durch den Ray einen Unterschenkel verlor, passiert? Wie kam es genau zu Tracys Drogensucht? Wieso reizte sie das Heroin? Was hat es mit ihrem Vater auf sich? Die Liste ließe sich leicht fortsetzen. Zufriedenstellende Antworten sollte man nicht erwarten. Stattdessen kann sich der Zuschauer selbst ein paar Theorien ausdenken. Die Frage aber ist, ob "Little Fish" ihn dafür auch genügend interessiert.

In den letzten 40 Minuten kommt die Überraschung: Der Film wechselt vom Drama- ins Thrillergenre, steigert etwas sein Tempo und vermag plötzlich zu fesseln. Dumm nur, dass er seine neugewonnene Spannung durch ein bizarr anmutendes Ende jäh zerstört.

Das Beste an "Little Fish" ist die Besetzung (in der deutschen Fassung durch eine grauenhafte Synchronisation zumindest stimmlich entstellt). Alle Nominierungen, alle Preise in den Schauspielkategorien waren durch und durch berechtigt. Neben Blanchett bleibt vor allem Hugo Weaving (Mr. Smith aus der "Matrix"-Triologie) nachhaltig in Erinnerung. Es ist das Schicksal seiner Figur, das letztendlich am meisten berührt. Zu verdanken ist dies einzig Weavings starker schauspielerischer Leistung. In weiteren Rollen beweisen Noni Hazlehurst, Martin Henderson, Dustin Nguyen und Sam Neill ihr Talent.

Was aber die Nominierungen der im Teaser dieser Rezension erwähnten Filmpreise in den Kategorien Bester Film und Bestes Originaldrehbuch zu bedeuten haben, wird wohl ewig ein Mysterium bleiben.

Fazit

Eine Frau kämpft gegen ihre Drogenvergangenheit. Mit einem anderen Skript hätte dies zu einer interessanten Charakterstudie oder - mit einer Verlagerung des Hauptplots - zu einem packenden Thrillerdrama werden können. In seiner jetzigen Form aber plätschert "Little Fish" viel zu lange vor sich hin, wirft mehrere Fragen auf, deren Beantwortungen nicht erfolgen und präsentiert ein befremdliches Ende. Schade um den tollen Cast!

Maren Langos - myFanbase
14.01.2010

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