Bewertung

Review: #8.13 Der nächste Schritt

Vor drei Episoden habe ich mich für #8.10 The Radical Truth sehr überrascht gezeigt, wie viel Zeit sich "Chicago P.D." für das Privatleben von Adam Ruzek genommen hat. Diesmal gilt dasselbe für Kim Burgess und was ist der gemeinsame Nenner? Beide Episoden wurden von Scott Gold geschrieben. Normalerweise achte ich nicht so sehr auf die Namen der Drehbuchautor*innen, da die sogenannten Writer’s Room oft gut geölte Maschinen sind, in denen vieles ineinanderläuft und es fast schon falsch erscheint, nur eine oder maximal zwei Personen hervorzuheben. Dennoch ist mir der Name dieses Mal regelrecht ins Auge gesprungen, denn die ähnliche Stilistik ist zwischen den beiden Episoden nicht zu leugnen. Gold war in dieser Staffel noch für eine zweite Adam-Episode verantwortlich, also scheint er der geheime Experte für Kim und ihn zu sein und es ist nicht zu leugnen, dass er für die beiden offenbar ein Händchen hat.

Seitdem Kim Makayla Ward bei sich aufgenommen hat, haben wir immer nur sehr kleine Eindrücke von diesem neuen Leben als Mutter/Polizistin bekommen. Mit kleinen Eindrücken ist hiermit aber erstmal Schluss, denn diesmal gab es die volle Dröhnung. Aber das ist wie gesagt positiv gemeint, da die Mutter-Kind-Beziehung, die sich auch erst noch einfinden muss, stark in den Fokus genommen würde. Ich würde sogar behaupten, dass es den Fall der Woche nur gab, weil es eben eine Cop-Serie ist, aber es war definitiv nicht der Kern der Episode. Dennoch bin ich auch froh, dass es nicht nur ein völlig belangloser Fall war. Es war sogar ein sehr tragischer, aber der Fokus lag definitiv mehr auf dem tragischen Schicksal der Opfer als auf der Grausamkeit der Täter. Das hat thematisch hervorragend sowohl auf Kim als auch auf Makalya gepasst, denn beide sind traumatisiert und müssen mit ihren Dämonen leben und sie im Griff behalten, um ein halbwegs glückliches Leben führen zu können. Daher passte in einem weiteren Schritt auch das nächste Verbindungsglied: Die Sorgenpuppen. Also man merkt, alleine von der Symbolik und der Metaphorik dieser Episode her, wurde hier schon alles sehr durchdacht.

Ich finde es auch sinnvoll, Makaylas Trauma so offensiv darzustellen, denn zum einen ist das angesichts ihres Schicksals mehr als nachzuvollziehen, zum anderen bringt das auch Kim an Grenzen, persönlich sowie beruflich. Auf beruflicher Ebene muss sie nun lernen, dass es in ihrem Leben nicht mehr nur den Job, sondern auch die Verantwortung für ein Kind gibt, das nicht nur nach Feierabend Bedürfnis hat. In dem Zusammenhang fand ich es übrigens sehr seltsam, dass ihr ständiges Weglaufen vom Job und abgelenkt sein nicht einmal thematisiert wurde. In solchen Sachen ist Hank Voight jetzt wahrlich nicht der großzügiste Chef. Gerade als Kim ein Verhör abbrach und das wenige Stunden später nahtlos fortsetzen durfte, äh ja. Auf persönlicher Ebene ist es eben die Herausforderung, den Alltag völlig neu zu gestalten und dann auch noch mit einem traumatisierten Kind, dessen Sorgen sie am liebsten selbst tragen würde. Diese neuen Herausforderungen wurde wirklich überzeugend für die Zuschauer*innen transportiert.

Mit der immer näher rückenden offiziellen Adoption wird aber auch eine neue Frage thematisiert, wer nämlich die Vormundschaft von Makayla übernimmt, falls Kim sterben sollte. Es war klar, dass sie die Frage erstmal verdrängt, denn sie hat sich schließlich auf das Thema Mutterschaft eingelassen mit der festen Überzeugung diese mit Beruf einwandfrei unter einen Hut zu bekommen und da drängt man das berufliche Risiko gerne mal weg. Natürlich wurde die Episode so konstruiert, dass Kim sich gleich mehrfach im Kugelhagel wiederfindet, was aber natürlich auch nicht ihren normalen Arbeitsalltag abbildet. Aber es erinnert sie daran, dass diese Frage nach der Vormundschaft tatsächlich geklärt werden muss. Im Endeffekt war ihre Endauswahl nur logisch, dennoch habe ich das Gespräch mit Trudy Platt sehr genossen, denn es hat noch einmal unterstrichen, dass die beiden eine wirklich spezielle Beziehung miteinander haben. Kim wird Trudy nie ernsthaft in Betracht gezogen haben, aber dennoch war es so original Platt-Humor, als sie verkündete, dass sie keinesfalls auserwählt werden will. Für mich ist völlig klar, dass die Frau alles stehen und liegen lassen würde, wenn es tatsächlich drauf ankäme, aber die Verantwortung will sie eben nicht offiziell tragen.

Und wer wurde es also? Klar, Adam. Das Problem bei der Sache war aber natürlich, dass die beiden sich aktuell im Streit befinden, nachdem Kim ihm charakterlich etwas unterstellt hat, was ihn tief verletzt hat. Hier muss ich den Namen Gold jetzt noch einmal ins Spiel bringen, denn genau er war es, der diese emotional mitreißende Streitszene geschrieben hat, der trotz des negativen Ausgangs sicherlich zu den eindrücklichsten Burzek-Momenten aus acht Staffeln gehört. Aber nicht weniger eindrücklich ist nun die 'Versöhnung'. Ich habe Adam sehr gut nachvollziehen können, dass er ihre Bitte um Übernahme der Vormundschaft seltsam fand, nachdem sie ihm vor wenigen Wochen noch unterstellt hat, zu einem Mord fähig zu sein. Aber Kims Erwiderung, dass sie ohnehin Eltern geworden wären und eben eine Familie seien, war genau die richtige Antwort, weil es ihre Beziehung logisch fortsetzt und der Streit musste eh aus dem Weg geschafft werden. Weiterhin hat Adam bereits eine Beziehung zu Makayla aufgebaut und sie vertraut ihm, was ohnehin mit das stärkste Argument sein wird. Deswegen war seine spontane Übernahme der Verantwortung ebenso schön in der Symbolik. Scott Gold ist hiermit offiziell mein Lieblingsautor für Burzek-Momente!

Zum Abschluss möchte ich noch die allerletzte Einstellung erwähnen, bei der ich möglicherweise etwas sehe, was gar nicht da ist. Aber warum wurde am Ende noch einmal Kims durchlöcherte Jacke gezeigt? In einer positiven Auslegung würde das bedeuten, dass die Thematik nun abgeschlossen ist, weil Makayla trotz Loch in der Jacke versorgt ist. In einer negativen Auslegung könnte man aber auch eine Prophezeiung interpretieren. Den letzten Gedanken mag ich gar nicht zulassen, zumal "Chicago P.D." so vorausschauend nicht arbeitet, aber manchmal wird man eben doch überrascht…

Fazit

Mal wieder eine gute Burgess-Episode, die ihre Einfindung in das Doppelleben aus Mutterschaft und Polizeidasein sehr anschaulich transportiert. Der Kriminalfall war diesmal deutlich zweitrangig, hatte aber dennoch einige schöne Parallelen, gerade auf der symbolischen Ebene. Wie immer gehört zu einer guten Burgess-Episode auch einer sehr gute Burzek-Moment, der das Fanherz nach dem letzten Tiefschlag wieder besänftigt. Insgesamt wird somit auch wieder der Schluss bestätigt, dass viel Privatleben der Serie qualitativ definitiv nicht schadet, sondern im Gegenteil sogar fördert.

Lena Donth – myFanbase

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