Bewertung

Review: #3.17 Angriff der Dämonen-Ninjas

Foto: Dylan O'Brien, Teen Wolf - Copyright: MTV
Dylan O'Brien, Teen Wolf
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Eine sehr informative Episode, die gleichzeitig ausgesprochen actionreich und düster war. Der Humor wurde deutlich zurückgefahren, wenn auch nicht gänzlich abgeschaltet, dafür dürften Schock, Spannung und Sorge um einen der Hauptcharaktere selten größer gewesen sein, als am Ende dieser Episode. Und das Ganze inszeniert von Jennifer Lynch, Tochter des Meisters von Grusel und Verwirrung, David Lynch.

Theorie und Action

Diese Episode ist ein Meisterwerk der Verflechtung. Wir haben zwar verschiedene Schauplätze, aber das gesamte Geschehen gehört zum Hauptplot, in den momentan fast alle Charaktere mehr oder weniger involviert sind. Ihre Szenen wurden so kunstvoll zusammengeschnitten, dass selbst eine so informationslastige Episode ungeheuer an Fahrt gewann, weil Erklärungs- und Actionszenen wie ein Zahnrad ineinander griffen und man mit steigender Spannung beobachten konnte, wie Aussagen an einem Punkt geäußert und am anderen in die Tat umgesetzt werden.

Was haben wir nun also an neuen Informationen? Vor 24 Jahren wurde der damals 18-jährige Chris Argent (gespielt von Max Lloyd-Jones, Noah aus "Switched at Birth") von seinem Vater zu seinem ersten Waffengeschäft nach Japan geschickt – zur Yakuza natürlich, Japans organisiertem Verbrechen, Gerard Argent macht schließlich keine halben Sachen. Dort tauchten jedoch die Smokey-Five auf, welche den Namen Oni tragen und unbesiegbar gegenüber menschlichen Waffen sind. Sie erledigten den Großteil der Crime-Family, um ihrem traditionellen Auftrag nachzukommen. Und dieser Auftrag steht im Zusammenhang mit den Kitsune, den Gestaltenwandlern der japanischen Mythologie, von denen es hier 13 verschiedene Formen gibt. Eine davon ist eine bösartige Form, der Nogitsune, der Besitz von jemandem ergreift und sich an Schmerz und Trauer labt. Das alles erfahren wir von Yakuza-Mitglied Silverfinger (gespielt von Cary-Hiroyuki Tagawa, Emily Thornes Sensei aus "Revenge"), dem der junge Chris Argent damals half, sein Gesicht zu wahren, indem er die Teufelsmaske eines der Oni zerschoss. Silverfinger hatte fliehen wollen, was Gesichtsverlust und Hinrichtung bedeutet hätte. So musste er sich lediglich dem Yakuza-Ritual unterziehen, sich ein Stück seines Fingers abzuhacken, dort wo er jetzt die Silberspitze trägt.

Die Oni sind also dämonische Ninjas, aber ihr Auftrag ist vergleichsweise ehrenhaft. Übernatürliche Wesen, die in ihrem tiefsten Inneren sie selbst sind, also nicht besessen, werden mit einem Kanji-Symbol markiert (die gespiegelte 5 aus #3.16 Illuminated) und in Ruhe gelassen. Oni suchen einzig und allein Nogitsune, um diese zu vernichten, wie sie es vor 24 Jahren vor Chris' Augen getan haben. Der Yakuza-Boss war von einem Nogitsune besessen und wurde von den Oni gemeinsam mit ihren Schwertern aufgespießt. Und an dieser Stelle zogen vor meinem inneren Auge düstere Nebelschwaden auf, mir wurde kalt und ich bekam Schüttelfrost wie Isaac, Lydia und alle anderen in der letzten Episode... Die Oni halten sich offensichtlich nicht damit auf, einen Nogitsune auszutreiben, sie töten den Menschen gleich mit!

Die Trumpfkarte

Während wir all dies erfahren, sehen wir das Geschehen im Haus der McCalls, wo eine ganze Menge liebenswerter Beschützerinstinkt am Start war. Scott will Kira beschützen, Derek und die Zwillinge wollen Scott beschützen, Mama McCall will sowohl ihren Sohn, als auch ihren zwischen die Fronten geratenen Ex-Mann beschützen und alles geht drunter und drüber, aber mit richtig rasanter und gut choreographierter Action. Und sobald Scott von Allison mittendrin per Handy über Nogitsune und Oni informiert wird, weiß der wahre Alpha was zu tun ist: Auf sein Herz hören, Vertrauen und Mut beweisen und sich und seine neue Flamme ausliefern, weil er spürt, dass weder er noch sie von etwas Bösem besessen sind. Emotionsgeladene Momente, in denen man den Atem anhält, obwohl man weiß, dass unseren Lieblingen eh nichts passiert - so macht "Teen Wolf" Spaß! So würde man die Episode als eine abhaken, die ähnlich wie #3.08 Visionary viel Neues gebracht hat und sehr gut inszeniert war, aber nicht unbedingt Welten bewegt hat. Und dann kommt die Trumpfkarte!

Genauso wie Dylan O'Brien die Trumpfkarte der Serie ist, ist Stiles die Trumpfkarte in der aktuellen Handlung. Der schlaksige junge Dylan O'Brien, für den "Teen Wolf" der erste Schauspieljob war; der mit seinem Comedy- und Schauspieltalent bald all seine Kollegen in den Schatten stellte, und das in der einen Rolle, in der nicht die Bauchmuskeln gezeigt werden. Dylan O'Brien bekommt hier in dieser zweiten Hälfte der dritten Staffel endlich das Showcase, das er schon lange verdient. Der Comic-Sidekick Stiles, den wir in Nullkommanix lieben gelernt haben, mit dem wir lachen und weinen können, der unser menschlicher Anker zwischen all den übernatürlichen Wesen und Monstern ist... Er gerät nun ins Zentrum der Aufmerksamkeit, weil er derjenige zu sein scheint, der vom Nogitsune besessen ist! Hinfort ist die Sicherheit des Zuschauers, dass unseren Lieblingen schon nichts passiert, hinfort die mitunter amüsierte Gelassenheit, mit der wir unseren Helden zusehen, wenn sie sich in den Kampf stürzen... plötzlich ist es todernst! Plötzlich ist es Stiles, der von den für Menschen unbesiegbaren Oni ins Visier genommen wird. Und was geschieht? VoidStiles tritt in Erscheinung und zeigt den Dämonen, dass sie für ihn nichts weiter als Insekten sind. Himmel, das war dramatisch und Dylans Ausstrahlung in diesem Moment der Macht war überwältigend! Besonders wenn man diese Szene seinen vorherigen in der Episode gegenüberstellt, in denen Stiles von Panikattacken, Beklemmungen und Schlafmangel getrieben im Krankenhausbett landet und Melissa McCall "Mom" nennt, während er sich beim Einschlafen an ihre Hand klammert.

Kann Stiles der Big Bad dieser Staffel sein? Kann man uns das ernsthaft antun? Wenn es so wäre, würde man uns dann jetzt schon (Folge 5 der Winterstaffel) mit der Nase darauf stoßen? Wann werden die anderen merken, dass etwas mit ihm nicht stimmt? Wie spielt seine Mutter da hinein, die offensichtlich unter denselben Symptomen litt? Ist es unter diesem Gesichtspunkt nun Dummheit oder Leichtsinn zu nennen, dass Scott auf sein Gefühl gehört hatte, als er sich und Kira den Oni auslieferte? Schließlich scheint er völlig auf der Leitung zu stehen, als er Stiles in einer recht seltsamen Umgebung im Krankenhaus auffindet, nachdem dieser ihm am Morgen noch in aller Sorge sein Herz über den mysteriösen Schlüssel und die Chemie-Formeln ausgeschüttet und dargelegt hatte, dass anscheinend er Barrow auf Kira angesetzt hat.

Randnotizen

  • Die romantischen Momente zwischen Kira und Scott, das Befühlen seines Wolfsgesichts und der Beinahe-Kuss, sowie Allisons Pep Talk für Isaac mit Kuss und Hand auf Po taten das ihre, um das Herz zwischendurch mal ein wenig zu erwärmen! Beide Pärchen machen Freude beim Zuschauen, allerdings funktionieren Scott und Kira noch ein wenig besser, weil er bei ihr mit seinem Wolfsgesicht nur auf Staunen, Interesse und Wohlgefallen trifft, während Allison in Isaac eben "another werewolf" hat, der im Grunde für all das steht, was sie von Scott getrennt hat. Darüber hinaus ist es fraglich, ob Isaacs düsterer Background das ist, was Allison nach ihrem eigenen Trauma braucht.
  • Die lustigen Momente sind in dieser Episode sparsam gesät, aber Isaacs "I look like I just stepped out of the last period of a Catholic prep school" und sein anschließender Auftritt mit Sonnenbrille und Geldzählmaschine waren immerhin gut für ein sehr sehr breites Grinsen! Zudem gefiel es mir, dass Daniel Sharmans Größe endlich mal zur Sprache gekommen ist, da es mir immer wieder auffiel, dass Isaac in den Szenen oft versetzt steht, damit nicht so auffällt, wie viel größer als alle anderen er ist. Die Tatsache, dass er neben Geno Segers, der letzte Woche noch als indianischer Hüne Chayton Littlestone Sheriff Hood in der Actionserie "Banshee" zu Brei gehauen hat, ganz und gar nicht verlorenging, lässt einen doch mal einen Blick auf Größenangaben werfen. Segers misst 1.93m, Sharman 1.88m und damit überragt er selbst Tyler Hoechlin um 5cm.
  • Dereks Geschichte ruht nach wie vor, aber dafür hatte er auch diesmal wieder eine herausragende Szene, und zwar die, als er die Zwillinge mit ihrer Einstellung konfrontiert. Sie wollen in Scotts Rudel sein, sie sind bereit für ihn zu töten, aber sind sie auch bereit, für ihn zu sterben? Sowas hatten wir auch von Derek noch nicht gehört, oder? Mir wurde in diesem Moment jedenfalls unheimlich feierlich zumute und ich hätte Derek um den Hals fallen mögen!
  • Mama McCall ist die Beste!

Fazit

Diese Episode hat uns überraschend früh auf eine sehr sehr deutliche Fährte gesetzt, dabei aber große Angst um einen der Hauptcharaktere hinterlassen. Das Warten auf die nächste Episode ist beinahe unerträglich!

Nicole Oebel - myFanbase

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