Bewertung
Allen Coulter

Remember Me

"Someone comes into your life and half of you says danger stay in your cage, you're nowhere near ready and the other half says make her yours forever. I'm working on the forever part." - Tyler

Foto: Copyright: 2010 Concorde Filmverleih GmbH
© 2010 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

Seitdem sich sein Bruder vor ein paar Jahren umbrachte, hat Tyler Hawkins (Robert Pattinson) den Halt in seinem Leben verloren. Nicht nur der junge Mann leidet unter dem Verlust seines großen Bruders, auch seine Familie ist daran zerbrochen. Sein Vater Charles (Pierce Brosnan) hat sich in die Arbeit gestürzt und beachtet ihn und seine Schwester Caroline (Ruby Jerins) nun noch weniger als zuvor schon. Als Tyler dann in einer dunklen Nacht in New York in eine Schlägerei gerät, wird er vom Polizisten Neil Craig (Chris Cooper) wenig freundlich behandelt, so dass er auf Rache sinnt. Die hübsche Tochter des Polizisten, Ally (Emilie de Ravin), kommt da genau richtig und so beginnt er ein Gespräch mit ihr. Doch was als Gemeinheit beginnt, entwickelt sich für beide zur wahren Liebe, die jedoch viel zu früh auf harte Proben gestellt wird.

Review

Dass Robert Pattinson gequält gucken kann, dürfte jedem aufmerksamen Kinobesucher mittlerweile klar sein ("Twilight"), doch dass er auch noch abseits des Hypes um seine Person und der Darstellung eines Vampirs ein guter Schauspieler sein kann, dafür musste man sich schon für das Independent-Kino oder seine Person im Besonderen interessieren. "Remember Me" soll nun auch dem breiteren Publikum einen neuen Robert Pattinson zeigen und obwohl dies durchaus gelingt, so ist auch "Remember Me" noch längst nicht der Schlag auf den Tisch, den Pattinson braucht, um aus seiner Paraderolle des Edward Cullen herauszuwachsen. Doch mit ein wenig mehr Gesichtsfarbe, einem teilweise guten Drehbuch und einer ebenso guten Schauspielpartnerin schafft es der junge Mann durchaus, ein hervorragendes Schauspiel hinzulegen, besser als es ihm bisher als Vampir gelungen ist.

Dabei ist sein Tyler eine wirklich wundervoll geschriebene Figur. Seine Angst, seine Verzweiflung und seine Wut wird mit jeder Minute, die der Film voranschreitet, immer greifbarer und authentischer. Ihn als einfaches Problemkind zu beschreiben, wäre ebenso falsch, wie als psychisches Wrack. Tyler hat den Verlust seines Bruders nicht verarbeitet und noch weniger hat er die Reaktionen seiner Familie auf diesen Verlust verarbeitet. Wo andere Familien zusammenhalten und sich gemeinsam aus der Krise hinaus helfen, sind die Hawkins zerbrochen. Die Ehe der Eltern, ebenso wie die ohnehin schon gefährdete Beziehung der Kinder zum Vater. Bei all dem jedoch hat Tyler noch viel Liebe zu geben, was gerade in der Beziehung zu seiner jüngeren Schwester deutlich wird. Das hochbegabte Mädchen hat es alles andere als leicht, wird sie wegen ihrer Intelligenz doch nicht nur von ihren Mitschülern verachtet und gemobbt, sondern leidet auch unter der Zurückweisung durch ihren Vater. Einzig Tyler scheint da eine Hilfe zu sein.

Und auch de Ravin als junge Ally zeigt sich in dieser Rolle einmal von einer anderen Seite. Als junges Kind musste Ally mitansehen, wie ihre Mutter erschossen wurde, seither lebt sie unter der führenden Hand ihres überfürsorglichen Polizistenvaters, der seine Tochter vor allem nur beschützen will, so dass er sie am Leben hindert. Ally schafft es nur schwer ihrem Vater zu entkommen. Genau im richtigen Moment trifft sie auf Tyler, der ihr dabei zu helfen vermag.

Das alleine würde schon ausreichen, um den Film mit Emotionen zu füllen, ihn vollzuladen und auf die Tränendrüse zu drücken. Doch genau dies macht Regisseur Allan Coulter nicht. Mit einigen wunderbaren Szenen und Bildern schafft er es, gerade die Beziehung von Pattinsons und de Ravins Charakteren einfach nur authentisch zu machen und dem Zuschauer zu zeigen, dass zwei kaputte Seelen zusammen doch ein Ganzes werden können. Würde man dies nun so belassen, gäbe es an dem Film wohl nur wenig auszusetzen. Doch schon früh in der Entwicklung merkt man, dass der Film mehr möchte, als die einfache Geschichte dieser zwei jungen Erwachsenen zu zeigen. Dabei verliert er sich und übertreibt es oftmals. Es sind vor allem die Geschichten der Nebenfiguren, denen zu viel wertvolle Screentime gegeben wird.

Im Nachhinein betrachtet, wird einem schon im Prolog - als Allys Mutter vor ihren Augen ermordet wird – klar, dass der Verlust das entscheidende Thema dieses Films ist. Alle Figuren, ob nun die beiden Hauptfiguren oder ihre Familien, haben einen geliebten Menschen verloren und sind seither auf der Suche nach sich selbst. Sie scheitern am Schmerz, an der Angst vor Nähe und an der eigenen Courage und schaffen es dabei nicht, dem Leben noch einmal eine Chance zu geben.

Aber die Entwicklungen im Film lassen den Charakteren Zeit zur Verarbeitung. Miteinander wird der Schmerz kleiner und die Gefühle größer. Doch kurz vor dem Ende sorgt dann ein Ereignis für eine 180°-Drehung des Plots. Die große Warum-Frage wäre hier nur allzu angebracht. Und genau bei der Frage werden sich die Zuschauer in zwei Lager teilen. Denn während einige das Ende wohl als großen Abschluss ansehen werden, so werden andere im Ende den endgültigen Absturz des Films sehen. Egal wie, es wird darüber geredet werden müssen.

Fazit

Fernab der üblichen Darstellung einer Liebesgeschichte erzählt "Remember Me" auf emotionale, dramatische Weise die Geschichte von Tyler und Ally. Erst kurz vor Ende wird diese Geschichte auf ein anderes Level gehoben. Ob dies aber der Absturz des Films oder der krönende Abschluss sein soll, darüber wird der Zuschauer wohl selbst entscheiden müssen.

Eva Klose - myFanbase
20.03.2010

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