Vampirdarstellungen: "Twilight" und andere Formate

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Wie in jeder Vampirgeschichte, besitzen auch die Vampire in Twilight übernatürliche Kräfte. Jeder ihrer Sinne ist um ein vielfaches ausgeprägter als bei normalen Menschen, sie sind schneller, stärker und nahezu unsterblich. Außerdem haben sie oftmals die Kraft, Menschen zu beeinflussen und sind übernatürlich schön. Diese Elemente finden sich auch alle in "Twilight" wieder, wobei Stephenie Meyer ihren Vampiren nicht die Fähigkeit gegeben hat, andere Menschen direkt zu beeinflussen. Vielmehr hat sie das Stilmittel gewählt, dass es auserwählte Vampire gibt, die eine besondere Fähigkeit besitzen, die diese wieder von ihren Leidensgenossen unterscheidet. Während die Vampire in "True Blood" den Menschen für sich vereinnahmen und Damon und Stefan aus "The Vampire Diaries" den Willen der Menschen beeinflussen können, wird dieses Stilmittel in "Twilight" kaum verwendet. Dafür haben Edward und die anderen Vampire jedoch einen enormen Vorteil gegenüber den üblichen Vampiren: Sie verbrennen nicht im Tageslicht.

Unverwundbar - Unsterblich?

Hier liegt wahrscheinlich der größte Kritikpunkt der Vampirdarstellung in "Twilight". Denn während das Sonnenlicht eigentlich in jeder Vampirgeschichte die größte Gefahr für die Wesen der Nacht darstellte, hat sie in "Twilight" eigentlich keinen großen Nachteil. Dass Stephenie Meyer sich dafür entschieden hat, ihre Vampire auch bei Tageslicht agieren zu lassen, ist keine Neuheit. In vielen Geschichten wird ein magischer Ring verwendet, den Vampire tragen können und der sie so vor dem Sonnenlicht schützt, damit sie sich frei bewegen können. Aber sollte dieser Ring nicht im Besitz des Vampir sein, wird er auf der Stelle verbrennen, sobald die Sonnenstrahlen ihn berühren. In "Twilight" ist dem nicht so, denn der einzige Nachtteil, der den Vampiren durch das Sonnenlicht entsteht, ist die Tatsache, dass ihre Haut diamanten glänzt. Kein grausamer Tod, kein Verbrennen, lediglich die wunderbare Darstellung einer glitzernden Gestalt ist die große Gefahr, die vom Sonnenlicht ausgeht – und dass auch nur bei der direkten Sonnenstrahlung und nicht, wenn die Sonne durch Nebel oder Wolken verhangen ist.

So romantisch und niedlich wie dies klingen mag, ist es dennoch das größte Manko bei der Darstellung der Vampire in "Twilight", ähnlich wie die anderen nicht vorhandenen Gefahren für Vampire. Denn auch wenn Knoblauch schon lange nicht mehr in Mode ist, wurde der gute Pflock doch zumindest in nahezu allen Vampirdarstellungen noch als Gefahr betrachtet. Dies ist jedoch in "Twilight" auch kein Hindernis, um in Ewigkeit zu existieren, genauso wenig wie ein einfaches Feuer, das bisher noch jeden Vampir vernichtet hat. In "Twilight" gibt es nur eine Art für einen Vampir zu sterben: Das Zerstückeln in viele Einzelteile und die anschließende Verbrennung selbiger. So schön dies für alle Cullen-Fans auch sein mag, muss man sich natürlich dennoch die Frage stellen, was denn eigentlich so grausam am Leben eines Vampirs sein soll, wenn man sich genüsslich von Tierblut ernähren, am Strand spazieren gehen, im Streit mit Pflöcken um sich werfen und mit seiner großen Liebe für alle Ewigkeit zusammen sein kann, mit der einzigen Vorsichtsmaße, dass man sich nicht in alle Einzelteile zerlegen lässt und sich dann nicht schnell genug wieder zusammensetzt, bevor das Feuer eröffnet wird.

Die kritischen Stimmen sind also keineswegs unbegründet, doch wenn man ganz ehrlich ist, sieht man gerne über die viel zu romantische Darstellung von Vampiren in "Twilight" hinweg und hofft darauf, dass Edward Cullen eines Tages vor der Tür steht, man ihn herein bittet und sich beißen lässt, damit man den Rest seines Lebens bzw. bis in die Ewigkeit mit ihm im Sonnenlicht baden kann und dabei diamanten glitzert.

Annika Leichner - myFanbase

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