11.08.2014 – Robin Williams

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Es gibt wenige Menschen auf dieser Welt mit einer derartigen Gabe, ihr Umfeld zum Lachen zu bringen und dabei gleichzeitig ihr Herz zu wärmen. Robin Williams, am 21. Juli 1951 in Chicago, Illinois, als Sohn eines ehemaligen Models und einer Führungskraft beim Automobilhersteller Ford geboren, war sicherlich einer davon. Nach ersten Ausflügen in die Politikwissenschaft entschied er sich rasch, es als Stand-Up-Comedian und Schauspieler zu versuchen. Er war vielseitig wie kaum jemand, was seine Schauspielerei betrifft. So hat er in zahlreichen Komödien sein Talent ebenso unter Beweis gestellt wie auch in einigen Tragikomödien oder Dramen. Die letzteren haben ihm schließlich den einzigen Oscar in seiner einzigartigen Karriere eingebracht. Für seine Rolle als Psychiater des schwierigen Genies Will Hunting konnte er endlich den begehrten Academy Award gewinnen, nach drei vorangegangenen Nominierungen, zwei Emmys und insgesamt sechs Auszeichnungen mit dem Golden Globe.

"And if these pictures have anything important to say to future generations, it's this: I was here. I existed. I was young, I was happy, and someone cared enough about me in this world to take my picture."
(als Seymour "Sy" Parrish in "One Hour Photo")

Aber es waren nicht seine unzähligen Erfolge, die Williams so einzigartig machten. Es waren nicht die Großen ihrer Zunft, mit denen er immer und immer wieder die Leinwand und teils auch die Bühne teilte. Denn zum einen war seine Rollenwahl sicherlich oft arg verbesserungswürdig, selbst wenn es ihm im Grunde jedes Mal gelang, jeder noch so klischeebeladenen und teils vor Pathos triefenden Geschichte und jeder noch so hanebüchenen Verknüpfung von möglichst vielen Lachern seinen Stempel aufzudrücken und in guter Erinnerung zu bleiben. Zum anderen aber war Williams ein Mensch, der laut seinem Umfeld und denen, mit denen er die Wege kreuzte, immer einen Blick für die Kleinen, für die Underdogs und die Benachteiligten hatte. Über ihn kursieren unzählige Geschichten darüber, wie er gänzlich bodenständig und geradezu schüchtern sein Umfeld dazu brachte, sich besser zu fühlen, manchmal mit kleinen Szenen, manchmal aber auch mit einer allumfassenden und direkten Portion an Zuwendung. Da berichten vergleichsweise unbekannte Stand-Up-Comedians davon, wie Robin Williams sie anrief und für sie da war, wenn ihre Depression zu schlimm wurde. Wie er nach den Terroranschlägen des 11. September stundenlang in einer Schlange stand und die Leute dort beruhigte und einfach nur mit ihnen redete.

"You're a good man. I know that. Even if you've forgotten it."
(als Walter Finch in "Insomnia – Schlaflos")

Vor allem aber mehren sich die Stimmen von ehemaligen Weggefährten oder denjenigen, die nur kleine Augenblicke mit ihm gemeinsam erleben durften, die von seiner in jeglicher Form herzerwärmenden und zuvorkommenden Art berichten. Wie er trotz seiner weltweiten Berühmtheit und des Umstands, dass er wirklich überall erkannt wurde, geradezu schüchtern war und man immer das Gefühl hatte, er fühle sich ein wenig fehl am Platze. Und wie er vielleicht nur deshalb witzig war, weil er sein eigenes Unwohlsein überspielen wollte. Wie ein bekannter Bewältigungsmechanismus bei einer Depression, unter der Williams litt, der ist, allen um sich herum möglichst offensichtlich vorzuspielen, dass es einem gut geht und sie sich keine Sorgen machen müssten und depressive Menschen manchmal auch gleichzeitig die witzigsten sind. Diejenigen, die selber ähnliche Phasen haben, können nachvollziehen, wie wichtig es manchmal ist, gerade in diesem Zustand Freude in die Welt hinaus zu senden. Natürlich ist es zu leicht, jetzt darauf hinzuweisen, wo seine Depression Teil der Öffentlichkeit geworden ist. Das ist in etwa so ideenreich wie als Nachbar einem gelangweilten Nachrichtenreporter zu erzählen, dass man bei dem nebenan wohnenden Amokläufer immer irgendwie ein mulmiges Gefühl gehabt hätte. Aber man konnte sich trotzdem des Eindrucks nicht erwehren, dass Robin Williams immer eine gewisse Traurigkeit umgab, die seinen Augen zu entnehmen war.

"So if I asked you about art, you'd probably give me the skinny on every art book ever written. Michelangelo, you know a lot about him. Life's work, political aspirations, him and the pope, sexual orientations, the whole works, right? But I'll bet you can't tell me what it smells like in the Sistine Chapel. You've never actually stood there and looked up at that beautiful ceiling; seen that. If I ask you about women, you'd probably give me a syllabus about your personal favorites. You may have even been laid a few times. But you can't tell me what it feels like to wake up next to a woman and feel truly happy. You're a tough kid. And I'd ask you about war, you'd probably throw Shakespeare at me, right, 'once more unto the breach dear friends.' But you've never been near one. You've never held your best friend's head in your lap, watch him gasp his last breath looking to you for help. I'd ask you about love, you'd probably quote me a sonnet. But you've never looked at a woman and been totally vulnerable. Known someone that could level you with her eyes, feeling like God put an angel on earth just for you. Who could rescue you from the depths of hell. And you wouldn't know what it's like to be her angel, to have that love for her, be there forever, through anything, through cancer. And you wouldn't know about sleeping sitting up in the hospital room for two months, holding her hand, because the doctors could see in your eyes, that the terms 'visiting hours' don't apply to you. You don't know about real loss, 'cause it only occurs when you've loved something more than you love yourself. And I doubt you've ever dared to love anybody that much."
(als Sean Maguire in "Good Will Hunting")

Williams war eine Naturgewalt in seinen Filmen, vor allem in den zahlreichen Komödien. In den meisten Fällen hat er am Ende ohnehin so offensichtlich allen die Show gestohlen und dabei nur allzu oft sein persönliches Stand-Up-Programm in einen Filmcharakter gekleidet, dass man sich manchmal durchaus die Frage stellen konnte, wer denn die Handschrift hier trägt – der Regisseur mitsamt Drehbuchautor(en) oder der quirlige Hauptdarsteller. Er war ein Clown, einer, der dafür lebte, alle um sich herum zu unterhalten. Auch in Interviews oder öffentlichen Auftritten verfiel er schnell in seine unzähligen grandiosen Imitationen diverser Persönlichkeiten, seine Wortspiele und eine larger-than-life-Performance, die entweder komplett begeisterte oder zu einem Gefühl der Befremdung führte. Am Ende war er vor allem eines: eine Person des öffentlichen Lebens, die nie übermutig wurde und bei der man immer ihr unendlich großes Herz wahrnehmen konnte.

"No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."
(als John Keating in "Der Club der toten Dichter")

Er war scharfzüngig, wenn er wollte und bewies ein feines Gespür für den politischen Diskurs, wenn man ihm dazu eine Plattform bot. Von den Schattenseiten seines Lebens erzählte er durchaus freimütig, wenn dies erforderlich war oder wenn er das Gefühl hatte, dass er ein Signal in der Öffentlichkeit setzen muss für all diejenigen, die dieselben Probleme haben wie er. Williams war während den späten 70er und frühen 80er Jahren schwer kokain- und alkoholabhängig. Erst der Tod seines damaligen Freunds John Belushi brachte ihn dazu, den Drogen und dem Alkohol abzuschwören. 2003 begann er schließlich wieder, zu trinken und ließ sich 2006 in ein Rehabilitationszentrum einweisen. Es ist unklar, wann sich seine Depression entwickelte, aber man kann davon ausgehen, dass er diese Krankheit schon lange mit sich herum trug. Eine Depression ist entgegen anderer uninformierter Meinungen nicht heilbar. Man kann nur versuchen, sie in den Griff zu bekommen. Am 11. August 2014 hat Robin Williams in seinem Anwesen in Marin County, Kalifornien, den Kampf gegen sie verloren. Er hinterlässt seine Frau und drei Kinder. Er hat die ganze Welt zum Lachen gebracht, ihm ist es aber nicht gelungen, selbst glücklich zu sein.

"Genie, you're free."
(Aladdin zu Dschinni (Williams) in "Aladdin")

Andreas K. - myFanbase

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