Bewertung
Reginald Hudlin

Candy Cane Lane

Foto: Candy Cane Lane - Copyright: Amazon Studios
Candy Cane Lane
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Inhalt

Nachdem Chris Carver (Eddie Murphy) gekündigt wurde und ihm klar wird, dass es das letzte Weihnachtfest in traditioneller Art werden könnte, weil seine Kinder Joy (Genneya Walton) und Nick (Thaddeus J. Mixson) bald beide aus dem Haus sind, ist der jährliche Wettbewerb der Straße um die schönste Deko für ihn eine ideale Gelegenheit. Das wird noch dadurch verstärkt, dass ein das Event begleitender Fernsehsender 100 000 USD als Gewinnsumme ausruft. Gemeinsam mit seinem Nesthäkchen Holly (Madison Thomas) stößt Nick auf einen Weihnachtsladen und ehe er sich versieht, hat er einen Pakt mit einer Elfe namens Pepper (Jillian Bell) abgeschlossen, doch er ahnt nicht, was das für Konsequenzen hat. Zwar hat er nun den Sieg vor Augen, doch dafür droht die Stadt ins Chaos zu stürzen und Nick selbst könnte für den Rest seines Lebens zur einer Holzfigur werden, wenn er nicht eine unlösbar erscheinende Aufgabe erfüllt.

Kritik

Eddie Murphy macht nun also auch Weihnachtsfilme. Wobei sofort klar ist, wo Murphy mitwirkt, da gibt es wahrlich kein Kitsch, keine glücksselige Stimmung, nein stattdessen Chaos, Lärm und vielleicht ein bisschen Herz. Deswegen war auch eindeutig Murphy nicht der Grund, warum ich eingeschaltet habe. Das war dann doch eher seine Filmehefrau Tracee Ellis Ross, die ich seit "Black-ish" immer auf dem Schirm haben werde. Jedoch muss ich schon sagen, als Fan von ihr bin ich bei "Candy Cane Lane" nicht auf meine Kosten gekommen. Sie ist als Carol wahrlich nicht komplett untergetaucht, aber sie hatte in ihrer Rolle einige anstrengende Momente. Zudem finde ich bei ihr immer herausstechend, dass sie in ihrem humorvollen Schauspiel immer auch das Herz der Handlung ist und eine schöne Wärme ausstrahlt. In dem Chaos, das uns stellenweise präsentiert wurde, da wäre es umso nötiger gewesen, genau diese Eigenschaften ausgelebt zu sehen, aber das habe ich leider nicht so empfunden. Insgesamt war ich überrascht, was für mich die schönen Seiten des Films erzeugt hat.

Zunächst fand ich den Einstieg in den Film eigentlich sehr vielversprechend. Wir lernen die Familie Carver genauer kennen und es war für mich das klassische Chaos einer Familie, was aber zu dem Zeitpunkt eindeutig sehr sympathisch rübergekommen ist. Auch wenn Joy die Flügel anderweitig ausbreiten will und Nick sich in seiner Liebe für die Musik nicht ernstgenommen fühlt, man kann durchaus merken, dass sie zusammenhalten und dass sie eine enge Beziehung haben, die einfach gewisse Freiheiten braucht. Deswegen war auch die Szene, wo Chris nach seiner Kündigung nach Hause kommt und realisiert, wie anders nun alles wird und wie wehmütig ihn das gemacht hat, sehr bewegend. Zu diesem Zeitpunkt war ich wirklich gespannt, was nun wohl kommen wird, aber danach wurde dieser Stil eilig begraben und es wurde stattdessen ein wilder Mix an Action, Comedy und kleineren stillen Momenten geboten. Holly ist das Kind der Carvers, das eigentlich alles zusammenhält. Sie ist schon reif für ihr junges Alter, weswegen sie auch intuitiv bemerkt, dass ihr Vater dieses Abenteuer an Weihnachten braucht, aber sie glaubt auch an den Zauber noch intensiv. Auch die Holzfiguren Pip (Nick Offerman), Gary (Chris Redd) und Cordelia (Robin Thede) haben mich gewärmt. Denn auch wenn speziell Gary etwas übergriffig und Cordelia sehr leidenschaftlich agierten, so hat man in ihrer ganzen Art gemerkt, dass ihnen ihr reguläres Leben genommen wurde, so dass immer ein gewisser Schmerz in ihrem Handeln liegt. Das sind die Teile, wo der Film für mich gut funktioniert hat. Beim Rest dagegen wurde es anstrengend, auch weil es manchmal ganz schön schwer war, alles zu sortieren.

Die Grundidee ist also, dass Elfe Pepper all die bestraft, die den Sinn der Weihnacht nicht verstanden haben. Grundsätzlich nehme ich das als Botschaft gerne zur Kenntnis, denn die Konsumsucht rund um Weihnachten steigt gefühlt von Jahr zu Jahr an. Jedoch finde ich nicht, dass Chris unbedingt der ideale Kandidat war. Ihm mag es nicht gefallen haben, dass Nachbar Bruce (Ken Marino) ständig den Straßenwettbewerb gewinnt, aber mein Eindruck rührte eher daher, dass er mit ihm generell als Mensch nicht so gut auskommt, was man ihm nach der ersten Begegnung mit Bruce wahrlich nicht vorwerfen kann. Ja, Chris hat es dann irgendwann auf den Preis abgesehen und ja in Murphy-typischer Manier mutiert er zu einem Wahnsinnigen. Aber zuvor war doch sehr anschaulich, dass er Weihnachten vor allem im Familiensinn zelebriert. Dazu auch die Namen der Kinder, die eine Verbindung zu Weihnachten verraten, und für mich verdichtet sich das Bild eines Mannes, der Weihnachten sicherlich nicht der Geschenke wegen feiert. Damit war für mich dann schnell auch klar, dass dieser Film irgendwie ohne Botschaft ist. Zumal eben Pepper auch ein ganz fürchterlicher Charakter ist. Auch wenn Bell offensichtlich Spaß mit ihrer Rolle hat, aber sie wird nicht näher ergründet. Für eine Elfe ist sie wirklich gemein und richtige Einsicht war auch am Ende nicht zu erkennen. Wer nämlich so penetrant auf den Sinn von Weihnachten pocht, aber dann selbst nichts davon ausstrahlt, den kann man auch nicht ernstnehmen.

Auch abseits dieser Prämisse war es wirklich schwer mit einem roten Faden. Zuerst eben der Wettbewerb und als für die Carvers alles nach Sieg aussieht, da kommt dann nach der Nacht das große Chaos mit den Ornamenten, die zum Leben erwacht sind und nun mal harmlos, mal gemeingefährlich die Straße und auch den Job von Carol gefährden. Dann kommen die Holzfiguren aus dem Nichts, dann erfahren wir von einem Quest mit den Ringen, der an Herr der Ringe denken lässt und nach und nach wird auch die Familie noch abgeholt, damit es dann auch wirklich ein Familienfilm ist. Die Szene mit Joys Laufwettbewerb und wie sich Nick parallel in den Proberaum zurückgezogen hat, das war eine Sequenz, wo die Rädchen besser ineinandergegriffen haben und wo ich dann auch mal herzlich lachen konnte. Im Showdown wurde es an allem aber auch schon wieder zu viel. Die Moderationsmomente von Emerson (Timothy Simons), Kit (Danielle Pinnock) und Josh (D.C. Young Fly) haben für mich zu viel Zeit eingenommen und waren auch überhaupt nicht lustig und selbst Black Santa Claus (David Alan Grier) hat nichts als Kultfigur ausgelöst. Das waren alles so Nebenschauplätze, die dann von der Familie viel weggenommen haben, denn nachdem sie einmal als Team besser eingespielt waren, hätte man das mit schönen Botschaften und emotionalem Schwerpunkt gut gestalten können. So plätschert der Film zu Ende und auch jetzt frage ich mich, was ich da eigentlich alles zu sehen bekommen habe und ob das wirklich nur ein einziger Film war. Ja, war es. Es war ein wildes Abenteuer, das man sicherlich schauen kann. Aber angesichts der vielen existierenden Klassiker bei den Weihnachtsfilmen, da hat "Candy Cane Lane" keine Werbung für sich gemacht, in diese Riege aufzusteigen.

Fazit

"Candy Cane Lane" ist eine absurde Mischung an höchst unterschiedlichen Eindrücken, so dass ich am Ende das Empfinden hatte, gleich mehrere Filme unter einen Titel gesehen zu haben. Der Weihnachtsfilm hatte seine Momente ganz am Anfang und mittendrin wie Puderzucker drübergestreut. Insgesamt habe ich aber keine entscheidende Botschaft entdeckt und muss daher vor allem das Drehbuch für den chaotischen Eindruck rügen.

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Lena Donth - myFanbase
20.12.2023

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