Bewertung
Max Barbakow

Palm Springs

Foto: Palm Springs - Copyright: LEONINE
Palm Springs
© LEONINE

Inhalt

Nyles (Andy Samberg) ist in einer Zeitschleife gefangen und erlebt die Hochzeit der besten Freundin Tala (Camila Mendes) seiner Freundin Misty (Meredith Hagner) wieder und wieder. Doch dabei weckt vor allem die Schwester der Braut, Sarah (Cristin Milioti), sein Interesse, denn sie ist das schwarze Schaf der Familie und kann scheinbar nichts recht machen. Ihm wiederum scheinen sämtliche Konventionen völlig egal zu sein, was sie fasziniert. Das sorgt jedoch dafür, dass Sarah selbst Teil der Zeitschleife wird und nun müssen sich die beiden dem Gedanken einer gemeinsamen Ewigkeit stellen.

Kritik

Das Thema Zeitschleife ist schon vielfach umgesetzt worden. Das prominenteste Beispiel hierfür dürfte sicherlich "Und täglich grüßt das Murmeltier" aus dem Jahr 1993 sein, das Bill Murray in der Hauptrolle zeigt, der immer wieder den 2. Februar neu erlebt. Aber auch in jüngerer Vergangenheit war die Thematik oft in Produktionen zu entdecken, sei es die preisgekrönte Netflix-Serie "Matrjoschka" (Original: "Russian Doll") oder der Amazon Prime Video-Film "The Map of Tiny Perfect Things". Ist die Idee damit nicht vielleicht ausgelutscht? Meiner Meinung nach beweist "Palm Springs", dass es wohl schlichtweg auf die Umsetzung ankommt und den zeitlichen Kontext, in die die Produktion eingebunden ist. "Palm Springs" hat nämlich mitten im Lockdown 2020 zunächst auf dem Sundance-Festival zu begeistern gewusst und sich von dort aus einen Namen gemacht. Einen entscheidenden Anteil daran wird auch gehabt haben, dass man sich als Beteiligte einer gesamtgesellschaftlichen Ausnahmesituation tatsächlich oft selbst wie in einer Zeitschleife gefühlt haben dürfte. Von daher verkörpert Nyles, von dem nicht genau bekannt ist, wie viele Male er die Hochzeit nun schon erlebt hat, wohl jeden, dessen Leben in der Pandemie eine ganz neue Wendung genommen hat.

Aber zeitliche Umstände sind natürlich nicht alles. Zum einen fand ich "Palm Springs" nun wirklich nicht so erzählt, dass ich dachte: "Hast du doch schon unzählige Male gesehen!", zum anderen kann natürlich auch der entsprechende Cast dafür sorgen, dass ohnehin alles ganz wunderbar wirkt. Für mich war es mit Samberg als Nyles schon im Vorfeld zu erahnen, denn in "Brooklyn Nine-Nine" kann er nun schon so lange mit seinem komödiantischen Talent überzeugen, aber in der konkreten Umsetzung hat sich dann restlos bewiesen, dass ein besserer Nyles-Schauspieler wohl nicht hätte gefunden werden können. Aber Nyles wäre auch nicht Nyles gewesen, wäre ihm mit Milioti nicht die perfekte Sarah an die Seite gestellt worden. Die beiden sind wirklich die ideale Ergänzung füreinander. Denn wenn schon mit Samberg wirklich alles zu machen ist, ohne dass es lächerlich übertrieben wirkt, dann muss das auch mit dem Gegenpart gelingen und das ist bei Milioti ohne Frage der Fall. Dass sie einen großen Spaß beim Dreh hatte, ja, das kann man merken. Da Nyles und Sarah den Film so sehr inhaltlichen dominieren, hätte man die anderen Rollen reintheoretisch mit irgendwem besetzen können. Dennoch war es natürlich schön, viele weitere Film- und Serienstars wie J.K. Simmons, Peter Gallagher oder Tyler Hoechlin im Nebencast zu entdecken. Aber mit ihnen steht und fällt der Film nicht. Den Job haben Samberg und Milioti und sie beherrschen jede Szene, vor allem dann, wenn sich Tragik und Humor die Hand geben und die beiden im emotionalen Leid noch das Schöne suchen.

Kommen wir noch einmal auf die Erzählweise zu sprechen, denn die hat sich in meinen Augen als sehr geschickt erwiesen. Denn wenn man sich nicht gerade die Synopsis des Films durchgelesen hat, verrät der Auftakt des Films gar nicht, dass sich Nyles in einer Zeitschleife befindet. Zwar ist offensichtlich, dass er ganz klar von etwas gequält ist und spätestens wenn er im Hawaiihemd Gast einer edel gekleideten Hochzeitsgesellschaft ist, schrillen die Alarmglocken, aber Antworten gibt es erst, als Sarah selbst Teil der Zeitschleife wird. Das ist sicherlich ein weiterer Schachzug, dass Nyles für den Zuschauer und die Zuschauerin nicht alleine die Zeitschleife durchlebt. Das hat er offenbar schon sehr lange gemacht, aber der Film setzt da an, als er mit Sarah eine Partnerin bekommt. Natürlich dürfen wir auch den von Simmons dargestellten Roy nicht vergessen, aber seine Rolle kommt auch überraschend um die Ecke. Genau das ist eben auch mein liebster Punkt in Bezug auf den Film, denn dass eine Komödie von zahlreichen Wendungen lebt, ist gewiss kein Standard, aber in "Palm Springs" gibt es genug Überraschendes. Hier hilft stellenweise dann auch, dass der Film kurzzeitig wieder in Rückblenden erzählt, um eine andere Perspektive darzustellen. Was bis dato als Wahrheit galt, wird dann wieder auf den Kopf gestellt. Möglicherweise fehlt nur der Auslöser für die Geschichte, also wie Nyles in die Zeitschleife geraten ist, aber ansonsten ist ein lückenloses inhaltliches Korsett entstanden, das zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen lässt.

In einem letzten Punkt möchte ich noch ansprechen, dass mir der Ton von "Palm Springs" unheimlich gut gefallen hat. Es war sicherlich in erster Linie eine Komödie, die sich oft dem schwarzen Humor zuordnen lässt und dennoch hat sich der Film thematisch nicht an Oberflächlichkeiten abgearbeitet. Deswegen trifft es im Gesamten Tragikomödie eigentlich besser, denn die Fragen des Lebens, mit denen sich Nyles und Sarah auf einmal konfrontiert sehen, sind nicht mit einem Augenzwinkern abzuarbeiten. Natürlich ist es dann absurd, wie sie als Neuling der Zeitschleife immer mal wieder Methoden des Freitods sucht, da sie in den Zwängen der familiären Erwartungen nicht immer wieder den gleichen Tag erleben will. Was vielleicht nicht völlig gezündet hat, ist der Fakt, dass unbedingt eine Liebesgeschichte erzählt werden musste. Diese Bemängelung liegt nicht an fehlender Chemie, denn die hatten Samberg und Milioti miteinander. Aber im Rahmen des Films hätte eine Freundschaft völlig ausgereicht, die durchaus später zu mehr hätte erwachsen können. Aber der inhaltliche Fokus war eben so mit anderen Themen beschäftigt, dass sich der Liebesaspekt nicht wirklich aufgedrängt hat.

Fazit

Natürlich hatte ich Hoffnungen, dass mich "Palm Springs" überzeugen würde, aber eine Garantie ist das eben noch lange nicht, weswegen ich jetzt doch sehr erleichtert bin, dass die Tragikomödie vor allem über die Chemie von Andy Samberg und Cristin Milioti sehr, sehr gut zu funktionieren wusste. Die Thematik der Zeitschleife ist mitten in der Pandemie wieder en vogue, aber es ist kein bloßes Aufkochen von Altem, sondern der Film hat definitiv eine eigene Stimme gefunden und speziell mit überraschenden Wendungen zu überzeugen gewusst. Deswegen spreche ich eine klare Empfehlung aus!

Lena Donth - myFanbase
09.07.2021

Diskussion zu diesem Film