Bewertung
Joe Dante

Meine teuflischen Nachbarn

God, I love this street

Foto: Copyright: Universal Pictures
© Universal Pictures

Inhalt

In einer amerikanischen Vorstadt wünscht sich Ray (Tom Hanks) eine erholsame Woche in den eigenen vier Wänden, doch er hat die Rechnung ohne seine exzentrischen Nachbarn gemacht. Trotz der Warnungen seiner Frau (Fisher) versuchen er und seine neugierigen Freunde Art (Rick Ducommun) und Lt. Rumsfield (Bruce Dern) mehr über die zurückhaltenden und gleichsam mysteriösen Klopeks heraus zu bekommen. Neben diversen Verschwörungs- und Gruseltheorien weiß man so gut wie nichts über die Neuen und der Lärm, der nachts aus ihrem Keller dringt, wirkt umso besorgniserregender, als ein anderer Nachbar scheinbar spurlos verschwindet...

Kritik

Lange bevor die Desperate Housewives die Wisteria Lane bewohnten, diente dieselbe Straße schon anderen Mysterien und Eskapaden als nachbarliche Vorstadt-Idylle. Die Botschaft bleibt jedoch bestehen: Legt euch nicht mit euren Nachbarn an, schon gar nicht in der Vorstadt! Regisseur Joe Dante inszeniert hier in Zusammenarbeit mit den Stars Tom Hanks und Carrie Fisher einen sehr unterhaltsamen und, dem Genre widersprechend, atmosphärisch spannenden Film über Beziehungen, Vorurteile, Geheimnisse und Neugier. Insbesondere letztere scheint die wohl größte, definitiv aber auch gefährlichste Motivation für die Protagonisten zu sein. Der Gefahr gewachsen sind die Charaktere in diesem Film aber allemal.

Gleich zu Beginn werden nicht nur die wichtigsten Charaktere vorgestellt, sondern auch der Ton der Erzählung festgelegt. Die Atmosphäre passt zum sonnigen Wetter und den hübschen Vorzeigevorgärten. Dennoch wirkt nichts lachhaft oder überzogen. Die bunt zusammengewürfelten Bewohner der Vorzeigestraße bedienen dabei gewisse Klischees genauso pointiert wie die ausgewogene Erzählweise. Die Charaktere strotzen nur so vor Eigenarten oder symbolhaften Stereotypen. Egal wie, sie passen perfekt in die Inszenierung. Der Auftritt jeder einzelnen Person ist prägend für den ganzen Film. Das "blonde Dummchen" oder der "Kumpel von nebenan", jede Zuteilung erfüllt im großen Ganzen seine Aufgabe nicht nur routiniert, sondern auch stets angemessen. Die teilweise überspitzten Darstellungen fügen sich nahtlos in die ebenso überspitzte Handlung ein und bringen diese als ein ausbalanciertes Gesamtbild voran.

Tom Hanks ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Seine Sehnsucht nach Ruhe, seine Neugier, seine Gelassenheit und gleichzeitige Wut zeigen sich in jeder Einstellung. Getrieben von den Belanglosigkeiten des arbeitsfreien Alltags zeigen sich in seiner Mimik Unlust und Begeisterung im gegenseitigen Wechselspiel. Ein Bill Murray hätte es nicht besser gekonnt. Neben Hanks erfüllen die anderen Akteure ihren jeweiligen Part zwar mit genau so viel Hingabe, fungieren aber trotzdem lediglich in ihrer Bestimmung als kauzige Nachbarn. Eine Rolle wie die von Carrie Fisher ist verhältnismäßig unbedeutend, aber auch nicht weiter störend. Es wird schnell deutlich, dass sie als Ehefrau bloß den vernünftigen Gegenpol zu ihrem scheinbar etwas labilen Mann darstellt und darüber hinaus keine Funktion hat. Letztendlich hat Fisher es aber besser getroffen als Wendy Schaal, die in der Rolle der hübschen, aber naiven Blondine ein weiteres Hollywoodklischee erfüllen muss.

Zwischen wohl portioniertem Slapstick und subtilem Suspense-Gefühl entfaltet sich nach und nach das Bild einer Vorstadtstraße, in der alles seinen Platz und seine Richtigkeit hat. Die Klopeks werden somit auch für den Zuschauer immer mehr zu einem Fremdkörper. Der Film ist fern davon, eine realistische Observation zu sein und erhebt auch in keiner Weise den Anspruch darauf. Kleine Gesten und Situationen verhelfen dem Zuschauer jedoch, sich trotz aller Skurrilität wiederzuerkennen. Genau darin liegt die Besonderheit. Trotz der Trivialität und dem Gefühl der Geborgenheit besteht ein stetiges Verlangen nach Auflösung. Die mühelos inszenierte Zuspitzung der Ereignisse und das gleichwohl witzige, wie auch gruselige Kennenlernen der Nachbarn entfalten einen angenehmen Sog. So schwungvoll wie der gesamte Film ist auch das Ende temporeich inszeniert. Der Ton des Films bleibt bis zur Auflösung konstant und garantiert somit, dass auch am Schluss niemand enttäuscht wird. Wenn Ray am Ende mit einem Augenzwinkern zu Ricky sagt, dass er ein Auge auf die Straße werfen soll, dann ist das auch genau so gemeint. Augenzwinkernd.

Fazit

Skurrile Charaktere in einer spannenden Komödie, die sich nicht zu ernst nimmt. Ein Vorstadt-Vergnügen!

Gabriel K. - myFanbase
04.04.2016

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