Bewertung
Neill Blomkamp

Chappie

He's the key to the revolution. A machine that can feel and think. He can outsmart the enemy and free us all.

Foto: Copyright: 2015 Sony Pictures Releasing GmbH
© 2015 Sony Pictures Releasing GmbH

Inhalt

Deon Wilson (Dev Patel) arbeitet bei einem großen Waffenkonzern. Seine bisher größte und wichtigste Erfindung sind Polizei-Androiden, die in Südafrika bereits die meisten Menschen in diesem Job ersetzt haben. Seit einiger Zeit arbeitet Deon vergeblich an einem Programm, welches Robotern ermöglicht, ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln. Als es ihm endlich gelingt, diese künstliche Intelligenz zu erschaffen, verweigert ihm seine Vorgesetzte Michelle Bradley (Sigourney Weaver) es ihm jedoch, einen Feldversuch zu starten. Deon bleibt nichts anderes übrig als einen der Androiden zu entwenden, um sein Programm zu testen. Gerade als er sich auf den Weg macht, wird er von Ninja (Ninja) und Yolandi (Yo-Landi Visser) entführt, da sie seinen Roboter benötigen, um einen Raubüberfall zu starten. Unter Zwang spielt Deon das Programm auf und es funktioniert. Doch noch ist Chappie – so der Name des Androiden – wie ein menschliches Baby, das erst erzogen werden muss.

Kritik

Was "Chappie" betrifft, gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Von einigen Kritikern wurde der Film regelrecht zerrissen, wobei andere ihn einfach nur wundervoll finden. Auch wenn die Idee, eine künstliche Intelligenz zu erschaffen, alles andere als neu ist, das Drehbuch einige Schwächen aufweist und die Darstellungen der Schauspieler nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sind, schafft "Chappie" es dennoch zu überzeugen und zu unterhalten. Regisseur Neill Blomkamp wird es vermutlich nicht so schnell schaffen, mit irgendeinem Film an seinen Erfolg von "District 9" aus dem Jahre 2009 anzuknüpfen, doch das sollte man auch nicht erwarten. Sein neuer Science-Fiction-Thriller hat nämlich trotzdem alles, was man für einen guten Filmabend braucht – Action, Spannung, Humor und ganz viel Herz.

Das erste Problem des Films war tatsächlich sein Trailer, der für viele absolut nicht ansprechend war. Er war nichtssagend und wirkte wie eine zusammengewürfelte Mischung aus "Nummer 5 lebt", "I, Robot" und "Wall-E". Doch ist "Chappie" ganz anders. Nachdem der Roboter das System für die künstliche Intelligenz aufgespielt bekommen hat, ist er wie ein kleines Baby. Es ist unfassbar niedlich, Chappie dabei zuzusehen, wie er langsam heranwächst und sich weiterentwickelt – was bei ihm nur wenige Tage dauert. Er wächst bei den Gangstern Ninja, Yolandi und Amerika auf, die ihm beibringen, wie er sich zu benehmen hat, wenn er einer von ihnen sein möchte. Es gibt sehr viele durchaus amüsante Augenblicke, wenn der kleine Android versucht, coole Sprüche zu klopfen oder sich auf den Weg macht, Autos zu klauen. Blendet man sein metallisches Äußeres einfach aus, so bekommt man das Gefühl als stünde ein Mensch vor einem. Auch Deon ist wahnsinnig stolz auf seine Erfindung, denn er hätte es sich niemals erträumen lassen, sein Ziel wirklich zu erreichen. Alle diese Figuren schließen Chappie wahnsinnig schnell ins Herz, denn er wird ein fester Bestandteil ihrer Leben. Er hat menschliche Gefühle, sein eigenes Bewusstsein und wünscht sich nichts sehnlicher, als einfach leben zu dürfen. Teilweise ist die Darstellung Chappies so herzzerreißend wie die des kleinen David in "A.I. – Künstliche Intelligenz". Blomkamp hat mit dieser Figur einen wahren Sympathieträger geschaffen, der genauso lieben kann wie ein Mensch.

Hugh Jackman übernimmt in diesem Film die Rolle des Bösewichts Vincent, der eifersüchtig auf den großen Erfolg von Deon ist, den er mit seinen Polizei-Androiden erlangt hat. Auch er hat einen kampffähigen Roboter erfunden, der allerdings niemals zum Einsatz kommen soll. Jackman ist ein fabelhafter Schauspieler, das weiß vermutlich jeder. Auch als hasserfüllter Fiesling kann er überzeugen und bietet dem Film einen gewissen Kick. Er, Weaver und Patel sind die einzigen Darsteller in "Chappie", die es wirklich drauf haben und man schaut ihnen sehr gerne zu. Dass sich hinter Ninja und Yolandi keine Schauspieler verbergen, das merkt man den gesamten Film über. Hinter ihnen verbirgt sich das südafrikanische Rapper-Duo "Die Antwoord", das in Zukunft hoffentlich wieder auf die Konzertbühne zurückkehrt. Allerdings ist deren Darbietung so unterirdisch, dass sie fast schon wieder amüsant ist. Am besten sollte man einfach das Hirn abschalten und den Film in aller Ruhe genießen.

Das gilt vor allem für die Momente, in denen das Drehbuch voller platter Dialoge und "coolen" Sprüchen ist, die absolut trashig und sicherlich nicht jedermanns Fall sind. Viele werden "Chappie" für den allergrößten Schrott halten, aber Zuschauer, die beispielsweise auch ihren Spaß an den "Transformers"-Filmen haben, die werden auch an "Chappie" ihre Freude finden. Es gibt bildgewaltige Actionsequenzen, charmante Charaktere, wundervolle Filmmusik von Oscarpreisträger Hans Zimmer und einen zuckersüßen Roboter, den man einfach lieb haben muss. Einige Szenen werden zwar so überzogen dargestellt, dass sie leicht ins Lächerliche abdriften können, allerdings kann man aufgrund der eben genannten Aspekte getrost darüber hinwegsehen.

Fazit

Vieles an "Chappie" mag im Grunde schlecht sein, aber manchmal kann schlecht auch in der Tat gut sein. "Chappie" ist actionreich, spannend, witzig und hat liebevolle Charaktere. Wer auf "Transformers" steht, wird seinen Gefallen an "Chappie" finden. Alle anderen sollten am besten keine allzu hohen Erwartungen haben, denn man bekommt keine hervorragend durchdachte oder gar neue Story geliefert.

Sanny Binder - myFanbase
22.03.2015

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