Bewertung
Patrick Morris, Neil Nightingale

Afrika - Das magische Königreich

"Entfliehe dem Alltag und reise in ein magisches Königreich."

Foto: Copyright: 2015 Constantin Film Verleih GmbH
© 2015 Constantin Film Verleih GmbH

Inhalt

Weite Wüsten, ewige Dürre – Afrika stellt mit Sicherheit nicht den idealen Lebensraum dar. Wasser ist knapp; sengende Hitze am Tag und klirrende Kälte in der Nacht stellen jedes Lebewesen vor die scheinbar unlösbare Aufgabe zu überleben. Vier Jahre Recherche und Filmarbeiten stecken in BBC Earths neuem 18-Millionen-Mammutprojekt "Afrika – Das magische Königreich", welches sich in die Reihe seiner Vorgänger "Unser Leben" und "Dinosaurier – Im Reich der Giganten" eingliedert. Für 87 Minuten ist der Zuschauer in dieser 3D-Dokumentation ein Teil Afrikas, zusammen mit Affen im Regenwald, in der endlosen Wüste und den endlosen Weiten der trockenen Steppe.

Kritik

Die Dokumentation beginnt anders als geglaubt nicht in Afrika, sondern in einer verregneten Stadt inmitten von Häusern und Menschenmassen. Von dort wird der Zuschauer durch das Prasseln der Regentropfen hindurch in die vollkommen vertrocknete Steppe Afrikas katapultiert – die Wichtigkeit von Wasser, überall auf der Welt, aber im Speziellen in der afrikanischen Steppe wird so von einem Moment auf den anderen furchtbar bewusst. Es ist der Einstieg zu dem, was man als Ausflug in eine andere Welt bezeichnen kann.

Dem Gecko, der alleine in der weiten Wüste ist und sich durch die endlosen Massen an Sand tanzt als wäre es das Normalste auf der Welt, ist die Knappheit der Wasserressourcen vermutlich bewusster als allen anderen. Mit Tanzmusik unterlegt kann der Zuschauer beobachten wie die kleinen Füße des Geckos über die einzelnen Sandkörner tanzen, um sich nicht zu verbrennen. Was durch die Musik zum Schmunzeln anregt, führt zur Beobachtung eines beeindruckenden Überlebenswillens in den widrigsten Bedingungen. Dass diese Bedingungen sich auf radikalste Weise rasend schnell verändern können, erfährt man durch großartige Zeitrafferaufnahmen eines Flusses. Dort wo tagsüber das Wasser umgeben von grünen Wiesen und Blumen den Berg herunterrauscht, entsteht nachts eine einzigartige Eislandschaft, die eher an die Alpen erinnert als an eine Landschaft in Afrika.

Was bei BBC-Dokumentationen immer wieder auffällt und mittlerweile durchaus schon zum Markenzeichen von BBC-Earth-Produktionen geworden ist, sind die Luftaufnahmen von atemberaubenden Landschaften. Auf der Suche nach Gnu-Herden und sich auf der Jagd befindenden Raubkatzen stoßen die Naturfilmer diesmal auf eine riesige Ansammlung von Flamingos, welche sich am einzigen Wasserloch der Gegend erfrischen. Mitnichten geht es der BBC hier nur um die Weitergabe von Bildern, sondern auch um die Vermittlung von Wissen – so erfährt der Zuschauer, dass die unterschiedlichen Rottöne der Vögel mit der Masse der Aufnahme einer bestimmten Algenart zusammenhängen. Unterstützt durch die Bildgewaltigkeit der Dokumentation ist das unterbewusst angeeignete neue Wissen über die Vielfältigkeit der afrikanischen Lebenswelt ein gern genommener Bonus und fühlt sich nicht an wie eine Belehrung, sondern eher wie etwas, was man schon immer einmal wissen wollte.

Der Kampf ums Überleben bezieht sich in "Afrika – Das magische Königreich" selten nur auf die Naturgewalten, von denen Afrika in den verschiedensten Formen immer wieder heimgesucht wird, sondern auch auf den Kampf zwischen den Tieren. So gibt die BBC einen detaillierten Einblick in das Jagdverhalten von Krokodilen, die es auf eine Herde Gnus abgesehen hat. Mitnichten ist dies ein angenehmes Bild, dennoch gehört es zum Gesamteindruck Afrikas. Auf der anderen Seite präsentiert die Dokumentation aber auch wunderschöne Aufnahmen von Jungtieren aller Art. Speziell die jungen Schimpansen, wie sie im dichten Regenwald durch die Bäume toben und mitunter ihre Artgenossen in den Wahnsinn treiben, geben ein entspannt verspieltes Bild ab. Selbstverständlich ist der BBC bewusst, dass Jungtiere sehr gut beim Publikum ankommen, dennoch haben sie es nicht übertrieben, sondern lediglich zwischendurch zum Beispiel Löwenjungen und kleine Elefanten im Verbund ihrer ausgewachsenen Artgenossen in die Dokumentation eingebunden. Trotzdem ist die Niedlichkeit der sehr verspielten Kleinen, die teilweise noch mit unvergleichlicher Ungeschicktheit durch die Welt laufen, kaum zu überbieten.

Zum Ende der Dokumentation befinden wir uns wieder in der verregneten Stadt. Der Ausflug in die unbekannte Welt ist vorbei und muss den uns umgebenden Häusern und Menschenmassen weichen. Ein magischer Ausflug geht so zu Ende, wie er begonnen hat – in der bekannten Umgebung, fernab von Wüsten, Steppen, Dürre und Eis.

Fazit

Beeindruckende Luftaufnahmen riesiger Tierherden und Detailaufnahmen von kleinsten Lebewesen erscheinen in 3D deutlich realer als die gewohnten Bilder aus Film und Fernsehen und bringen den Zuschauer direkt in die vielfältige Welt Afrikas. Vor den Kameras der BBC ist ein winziger Wüstengecko auf einmal riesengroß und eine Ansammlung von Flamingos auf einmal winzig klein. "Afrika – Das magische Königreich" ist eine Reise durch einen fremden Kontinent, welche trotz ihres Versuchs, den ganzen Kontinent darzustellen, immernoch nur kleine Teile Afrikas wiederspiegelt. Zwischenzeitlich wird sich lange bei einem Phänomen oder Tier aufgehalten, anstelle eines noch breiteren Blickwinkels auf die Vielfalt Afrikas zu werfen. Dennoch überzeugt die schiere Gewaltigkeit der sorgfältig ausgewählten Aufnahmen auch bei genereller Skepsis gegenüber 3D-Filmen – ein schönes Erlebnis, wenn der Urlaub in der Wildnis gerade nur in weiter Fremde existiert.

Jeanne Plaumann - myFanbase
20.03.2015

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