Bewertung
Clint Eastwood

Jersey Boys

Everybody remembers it how they need to.

Foto: Copyright: 2015 Warner Bros. Ent.
© 2015 Warner Bros. Ent.

Inhalt

Frankie Valli (John Lloyd Young), Tommy DeVito (Vincent Piazza) und Nick Massi (Michael Lomenda) wachsen in den 50er Jahren gemeinsam in den Straßen von New Jersey auf und spielen abends gemeinsam Musik auf den Bühnen verschiedener Bars, während sie nebenher für Mafiaboss Gyp DeCarlo (Christopher Walken) hin und wieder einen Gefallen tun. Sie hoffen auf den großen Durchbruch, brauchen dafür jedoch einen vierten Mann. Diesen finden sie in dem Songwriter und Sänger Bob Gaudio (Erich Bergen), der das Quartett komplettiert, das von nun an als The Four Seasons auftritt und weltweite Berühmtheit erlangt. Von Hits wie "Sherry", "I've Got You Under My Skin" und "Can't Take My Eyes Off Of You" über die privaten Probleme der Bandmitglieder bis hin zum Zerfall der Gruppe erzählt "Jersey Boys" die Geschichte der Four Seasons über mehrere Jahrzehnte hinweg nach.

Kritik

Es ist eine Erfolgsgeschichte, wie sie im Buche steht: Vier Jungs träumen vom großen musikalischen Erfolg, landen einen Megahit und starten eine gigantische Musikkarriere. Dass auf diesem harten Weg private Einbußen gemacht werden müssen, innerhalb der Band nicht immer alles reibungslos verläuft und die Gruppe schließlich zerfällt, ist natürlich absehbar. Ganz klar: Clint Eastwoods "Jersey Boys" behandelt eine für das Genre klassische Story, die in ihrer ganzen Klischeehaftigkeit dennoch auf wahren Begebenheiten beruht – irgendwo nehmen Klischees ja schließlich ihren Anfang. Doch leider ist es genau diese stereotype, vorhersehbare Abfolge von Ereignissen, die dem Film das Genick bricht.

Das Problem ist dabei gar nicht mal unbedingt die Klischeehaftigkeit der Geschichte. Es ist das Drehbuch, das zu viel will und sich viel zu sehr auf die Aneinanderreihung von Schlüsselmomenten konzentriert, anstatt eine kohärente, sich Stück für Stück weiterentwickelnde Story zu erzählen. In dem Versuch, jedem der vier Bandmitglieder Raum zu geben, verliert der Film seine Linie und schwenkt von einer Szene in Frankies Privatleben zu Tommys zwielichtigen Geschäften, quetscht irgendwo noch einen kleinen Moment mit Nick hinein oder zeigt Bob dabei, wie er einen Song konzipiert. Diese ganzen Momentaufnahmen fügen sich aber leider nicht zu einem kohärenten, interessanten Ganzen zusammen. Vielmehr wirkt "Jersey Boys" oft langatmig, ziellos und uninspiriert. Als Charaktere sind Frankie, Tommy, Nick und Bob schablonenhaft und eindimensional, und auch die Beziehungen unter den Bandmitgliedern werden dem Zuschauer nie so richtig nahe gebracht. Vielleicht blitzt bei diesem oder jenem Auftritt auf der Bühne mal kurz die gemeinsame Freude an der Musik auf, doch der Funke springt nie auf den Zuschauer über. Stattdessen wird viel geredet, viel gestritten, viel diskutiert und es kommt nichts wirklich dabei heraus.

Problematisch ist aber nicht nur, dass der Film von allen vier Bandmitgliedern etwas erzählen will, dabei dann auch noch erfolglos versucht, das Drama aus deren Privatleben emotional zu verpacken, sondern auch, dass er über 30 Jahre Bandgeschichte abzudecken versucht. Hier scheitert der Film an zwei Fronten: Zum einen am besagten Drehbuch, zum anderen aber auch an der Maske bzw. der Unmöglichkeit, die jungen Schauspieler um mehrere Jahrzehnte altern zu lassen. Gerade John Lloyd Young schaut mit 17 genauso aus wie mit 40 und so tut man sich als Zuschauer schwer, dem zu Beginn noch so naiven Jüngling plötzlich den scheltenden Vater abzunehmen.

Die Espritlosigkeit des Drehbuchs ist enorm schade, hätte die Story der Four Seasons doch eigentlich sehr viel Potential für ein richig packendes Musik-/Biopicdrama gehabt. Doch ohne einen Fokus – mal ist Tommy der Erzähler, mal Nick, mal Bob, mal Frankie – verliert sich die Story in einer recht monotonen Abfolge einzelner Szenen, die die Bandbiographie regelrecht abhandeln. Die einzigen Lichtblicke sind hier die teilweise doch sehr nett inszenierten Konzertauftritte der Four Seasons, wie etwa der nachgestellte Auftritt der Truppe bei "American Bandstand". Musikalisch ist hier nichts auszusetzen, denn Frankie-Darsteller John Lloyd Young klingt dem echten Frankie Valli unheimlich ähnlich und gemeinsam mit Piazza, Lomenda und Bergen klingen die Coverversionen fast wie die Originalsongs. Doch das reicht leider nicht für unterhaltsames Kino.

Fazit

Obwohl ein solch großer Name wie Clint Eastwood dahinter steht, liefert "Jersey Boys" ein sehr dürftiges Bandporträt der legendären Four Seasons ab. Das träge und langatmige Drehbuch, das einfach nur Szene für Szene aneinanderreiht, ohne eine Entwicklung nachzuzeichnen oder einen Spannungsbogen aufzubauen, erzählt vielleicht die faktischen Begebenheiten der Bandgeschichte, enthält jedoch kaum etwas von dem Charme und der Energie, die die Four Seasons damals ausmachten.

Maria Gruber - myFanbase
01.02.2015

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