Bewertung
Christopher Nolan

Interstellar

We used to look up at the sky and wonder at our place in the stars, now we just look down and worry about our place in the dirt.

Foto: Copyright: 2014 Warner Bros. Ent.
© 2014 Warner Bros. Ent.

Inhalt

In einer nahen Zukunft lebt der Witwer und ehemalige NASA-Pilot Cooper (Matthew McConaughey) mit seinen beiden Kindern und dem Schwiegervater auf einer abgelegenen Farm. Es besteht schon lange Nahrungsmangel und wer überleben möchte, muss sein Essen selbst anbauen, so auch Cooper, der als Farmer tätig ist. Um die Welt vor einer drohenden Naturkatastrophe zu retten, wird Cooper von Professor Brand (Michael Caine) angeheuert, um mit dessen Tochter (Anne Hathaway) und zwei anderen Wissenschaftlern zu einer entfernten Galaxie zu reisen, um zu untersuchen, ob dort ein Leben wie auf der Erde möglich wäre. So muss sich Cooper entscheiden, ob er ins Weltall reist, um die Menschheit zu retten, oder bei seiner Familie bleibt.

Kritik

Christopher Nolans neuester Film "Interstellar" ist ein richtig großer Brocken, dauert der Streifen doch erstaunliche 169 Minuten. Durch die Fülle an Geschichten, eindrucksvollen Bildern, berauschender Musik und viel Emotionen wird dem Zuschauer im Verlauf der Spielzeit keineswegs langweilig, dennoch hat man manchmal das Gefühl, dass hier ein bisschen weniger mehr gewesen wäre.

Zunächst einmal führt uns Christopher Nolan eine typische, amerikanische Mittelschichtfamilie vor, welche mit scheinbar alltäglichen Problemen, wie Schwierigkeiten in der Schule oder finanziellen Sorgen, zu kämpfen hat. Dabei sticht sogleich die enge Verbindung zwischen Vater Cooper und Tochter Murph hervor, welche auch im weiteren Verlauf immer wieder eine entscheidende Schlüsselfunktion einnimmt. Sowohl Matthew McConaughey, welcher seit geraumer Zeit und berechtigterweise zu den großen, neuen Helden Hollywoods gezählt wird, als auch Mackenzie Foy beziehungsweise Jessica Chastain in der Rolle von Murph können vollkommen überzeugen und sorgen oftmals für sehr emotionale, fesselnde Momente.

Allgemein liefert Christopher Nolan einen sehr gefühlsbetonten Film ab, übertreibt es mit den Emotionen aber nicht, sondern setzt diese gekonnt ein, manchmal sogar fast unscheinbar, sodass man von der darauffolgenden Wucht überwältigt wird. Dabei greift der Regisseur auch gleich einige fundamentale Fragen auf, wie beispielsweise, ob das allgemeine Wohl der Menschheit über dem subjektiven Wohl des Einzelnen steht und ob es wichtiger ist, das Kollektiv zu retten, anstatt die Menschen, die man liebt, zu beschützen. In diesem Konflikt finden sich insbesondere die Hauptfigur Cooper, aber auch Professor Brand wieder und es sind auch diese beiden Figuren, welche einige Parallelen zueinander haben: beide sind Väter, welchen das Wohl ihrer Familie am Herzen liegt, die aber dennoch ihr Leben hinter das Wohl der Menschheit stellen und somit auch ihre Familie in einer Art und Weise opfern, um die Menschen auf dem Planeten Erde zu retten.

Während Nolan also fundamental hochinteressante Fragen aufwirft und seine Figuren immer wieder moralischen Konflikten gegenüberstellt und sie herausfordert, spielen das Weltall und die verschiedenen Planeten und Wurmlöcher aber natürlich auch eine Rolle. Hierbei verzichtet Nolan auf großartige Effekte, welche man von einem Sciene-Fiction-Film normalerweise erwarten würde, weiß aber dennoch durch eindrucksvolle und imposante Bilder zu überzeugen. So wird auch auf 3D-Aufnahmen verzichtet, was diesen Film allerdings in keinster Weise weniger erstaunlich erscheinen lässt. Nolan geht es in seinem Film weniger um physikalische Erscheinungen, Formeln oder wissenschaftliche Phänomene, sondern vielmehr um die Menschen und deren Träume und Sehnsüchte, sodass "Interstellar" sicherlich zu Nolans emotionalsten Werken zählt. Oft zeichnet sich fast schon eine melancholische Sehnsucht hinter dem Weltraum-Geschehen ab, was beispielsweise durch poetische Verse des Dichters Dylan M. Thomas mit den Worten "Do not go gentle into that good night" unterstrichen wird. So setzt Nolan doch klar einen Akzent auf die Figuren, deren Emotionen und ihr Verlangen, zu überleben.

Was man an diesem Filmepos jedoch bemängeln bzw. kritisieren könnte, sind zum einen die teilweise fehlenden charakterlichen Details, welche es dem Zuschauer anfangs schwer machen, einen Zugang zu den Figuren zu finden. Zwar steht gleich zu Beginn fest, dass die Beziehung zwischen Cooper und Murph sehr eng ist und in späterer Folge sicherlich noch eine entscheidende Rolle spielen wird, dennoch fehlt hier insbesondere eine Erklärung dafür, warum sich Cooper so schnell dazu entschließt, ins Weltall zu reisen und seine Familie zurückzulassen. Hier hätte man sich dann doch ein wenig mehr Zeit lassen können, um seine Entscheidung zu erörtern und die Reaktionen der anderen Figuren mitzuverfolgen. Zum anderen versucht Nolan unheimlich viele verschiedene Geschichten in seinem neuen Film abzuhandeln, wobei manche Einzelheiten ruhig hätten weggelassen werden könnten bzw. andere ausschweifender ausgeführt hätten werden können, hier vor allem auch das Ende. Anfangs wirkt der Film doch etwas träge und es braucht seine Zeit, bis er an Fahrt gewinnt. Auch in der Mitte des Films hätte man auf so manch eine Erzählung verzichten und so die doch etwas überzogene Spiellänge kürzen können.

Nichtsdestotrotz ist "Interstellar" einer jener Filme, welcher auch nach dem Kinogang in Erinnerung bleibt und auf den man immer wieder zu sprechen kommen wird, sei es nun aufgrund der tollen Bilder, der Gänsehaut verursachenden Musik von Hans Zimmer, der grandiosen Schauspieler oder auch nur wegen der extremen Spiellänge. Man muss "Interstellar" mit eigenen Augen erlebt haben, um sich ein Bild davon zu machen, und es ist sicher schwer, diesen Film gänzlich erfassen zu können und sich somit eine Meinung zu bilden. Fest steht aber, dass er ungeachtet dessen einen Kinobesuch allemal wert ist, sei es auch lediglich darum, den Film gesehen zu haben.

Fazit

"Interstellar" weiß vor allem durch imposante Bildaufnahmen des Weltalls, einer berauschenden Musik und hervorragenden Schauspielern zu überzeugen. Auch wenn der Streifen an einigen Stellen etwas lang wirkt und es manchmal an Charakterzeichnung bzw. Erklärungen fehlt, ist der Film doch ein tolles Erlebnis und einen Blick wert.

Melanie E. - myFanbase
31.12.2014

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