Bewertung
Vincenzo Natali

Splice - Das Genexperiment

She Is Not Supposed To Exist.

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Inhalt

Die Genetikexperten Clive (Adrien Brody) und Elsa (Sarah Polley) stehen vor ihrem wissenschaftlichen Durchbruch. Das Paar hat zwei neue Lebewesen geschaffen, indem sie das Erbgut von Tieren gemischt haben. Während der Pharmakonzern diese Entdeckung als Meilenstein in der Genforschung anpreist, entwickeln Clive und Elsa im Geheimen noch etwas ganz anderes: Sie erschaffen ein Mischwesen aus menschlicher und tierischer DNA. Entgegen ihrer Erwartungen überlebt die Kreatur und wächst im Labor schnell heran. Clive drängt, das Wesen loszuwerden, doch Elsa entwickelt langsam Muttergefühle und nennt es Dren (Delphine Chanéac). Als sich allmählich beide mit ihrer neuen Schöpfung anfreunden und glauben, alles im Griff zu haben, eskaliert die Situation, als Drens wahre Züge an die Oberfläche kommen.

Kritik

Wie weit darf man für die Wissenschaft und in der Genforschung gehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der kanadisch-französische Science-Fiction-Film "Splice – Das Genexperiment" von dem bis dato eher unbekannten Regisseur Vincenzo Natali. Während bei diesem Film immer wieder die Rede von einem Horrorfilm ist, so ist diese Genrekategorie etwas unglücklich gewählt. Denn obwohl "Splice – Das Genexperiment" ein paar Schockmomente enthält, so ist er eher ein psychologisches Drama als ein Horrorfilm.

Man muss dem Film zugute halten, dass Dren wirklich beeindruckend etabliert wird. Ihre physische Wandlung mit all den Bewegungsdetails übertrifft so manch große Hollywoodproduktionen. Der Film wäre nur halb so effektiv geworden, wenn Dren nicht mit größter Sorgfalt und viel Liebe zum Detail gestaltet worden wäre. Deshalb sorgen alle Szenen, in denen Dren beteiligt ist, für eine gruslige Atmosphäre, aber von Horror kann nicht die Rede sein. Dazu gibt es zu wenige Schockmomente, wobei das Ende in Richtung Trash abdriftet und keinesfalls überraschend kommt. Doch auf charakterlicher Ebene schafft man es durchaus, die Figur Dren weiterzuentwickeln und obwohl sie kein einziges Wort von sich gibt, versteht man ihre Gefühlswelt durch ihre Mimik und Gestik komplett – mehr sogar als man es von den beiden Protagonisten sagen kann.

Leider ist die Handlung rund um Clive und Elsa nämlich nicht immer nachvollziehbar. So kommt es zu einer sehr denkwürdigen Szene, die man Clive nicht zugetraut hätte bzw. die den Charakter auf einen Schlag zu etwas macht, das er zu Beginn nicht war. Er und Elsa machen eine große Wandlung durch, aber richtig logisch erscheint sie nicht. Während die beiden zu Beginn noch rational handeln, wird ihr Handeln mit zunehmender Laufzeit fragwürdiger. Clive und Elsa sind an sich interessant ausgelegt und es macht Spaß, ihre Reaktionen auf Dren psychologisch zu deuten und zu verfolgen. Elsa ist sofort begeistert von Dren und sieht sie als ihr Kind an, welches sie schon immer haben, aber nie selbst gebären wollte. Clive reagiert zunächst abweisend und sieht nur das Monster in Dren. Der Konflikt, ob Dren nun ein wissenschaftliches Experiment oder ein eigenständiges Wesen ist, steht die ganze Zeit über im Raum und wird von den Protagonisten unterschiedlich ausgelegt. Diese spezielle Dreierkonstellation ist das Herzstück des Films, wird aber von der vorhersehbaren Story und dem unausgereiften Pärchen etwas getrübt.

Der Film transportiert eine sehr wichtige Message und je komplizierter die Frage nach Richtig und Falsch ist, desto menschlicherere Züge nimmt Dren an. Doch je weiter die Handlung vorangetrieben wird, desto mehr ignorieren Elsa und Clive die drohenden Konsequenzen, obwohl diese mit erhobenem Zeigefinger mehr als deutlich und nicht gerade unaufdringlich dem Zuschauer vorgeführt werden. Am Ende erwischen die Darsteller Adrien Brody und Sarah Polley trotz großer Bemühungen den undankbaren Teil, da sie von Dren alias der genialen Delphine Chanéac in den Schatten gestellt werden und ihre Figuren drehbuchtechnisch noch besser hätten ausgearbeitet werden müssen. Dies trübt leider den Gesamteindruck des Films, obwohl "Splice – Das Genexperiment" doch vieles richtig gemacht hat.

Fazit

"Splice – Das Genexperiment" beeindruckt mit seinen Effekten und zeigt gekonnt die Grenzen der Gentechnik auf, enthält aber leider ebenso viele Logikfehler und ein vorhersehbares Ende, welches den Gesamteindruck des Films trübt.

Tanya Sarikaya - myFanbase
12.11.2014

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