Bewertung
Isabel Coixet

Another Me - Mein zweites Ich

Jedes Foto erzählt die Geschichte von einem Moment in deinem Leben. Aber was wäre, wenn du etwas siehst, das du nie erlebt hast?

Foto: Copyright: 2014 Twentieth Century Fox
© 2014 Twentieth Century Fox

Inhalt

Das Leben der hübschen Fay (Sophie Turner) nimmt eine dramatische Wendung, als ihr Vater Don (Rhys Ifans) mit multipler Sklerose diagnostiziert wird und sein Ableben nur eine Frage der Zeit ist. Das Familienleben ist zerrüttet und Fay zieht sich immer mehr zurück. Plötzlich beginnt sie ein Mädchen zu sehen, das genau so aussieht, wie Fay selbst. Zuerst unterstellt sie ihrer Mitschülerin Monica (Charlotte Vega), sie zu kopieren. Doch dann taucht ein unheimlicher Schatten neben Fay auf den Fotos auf. Leidet Fay unter einer Persönlichkeitsstörung oder wird sie tatsächlich von etwas Übernatürlichem heimgesucht?

Kritik

Horrorfilme mit Doppelgängermotiven und Dämonen versprechen so einige Gruselmomente und sind ein klischeehaftes Stilmittel in diesem Genre. Regisseurin und Drehbuchautorin Isabel Croixet scheint ihre Hausaufgaben jedoch nicht gemacht zu haben, denn statt den angepriesenen Horrorfilm "Another Me - Mein zweites Ich" wirklich gruselig zu gestalten, findet man sich plötzlich in einem Teenagerdrama wieder.

Denn immer, wenn es gerade spannend oder gruselig wird, ist die Szene auch schon vorbei. Schreckmomente gibt es so gut wie keine und selbst ein nicht so abgehärteter Kinogänger dürfte sich in dem gesamten Film höchstens zwei Mal gegruselt haben. Zudem werden die typischen Horrorelemente, wie eine quietschende Schaukel oder ein Sprung im Glas, zig Mal wiederholt, was konsequenterweise zu einer ermüdenden Eintönigkeit führt. Die Inszenierung des Spannungsaufbaus geht leider völlig in die Hose, ist aber nun mal eines der wichtigsten Erwartungen der Zuschauer. Handlungstechnisch versucht man das Geheimnis von Fays zweitem Ich so lange wie möglich hinauszuzögern, um am Ende mit einer Erklärung aufzutrumpfen. Nur kommt diese Auflösung zu überraschungsarm wie nur möglich rüber und eigentlich interessiert sich am Ende auch niemand mehr für die Erklärung, da der Film sowieso schon zu langatmig wirkt.

Anstatt als Horrorfilm könnte man "Another Me" eher noch als Drama einstufen. Denn Fays Familienverhältnisse sind so dramatisch wie nur möglich gestaltet. Als Teenagerdrama würde sich der Film durchaus gut eignen, denn Fay ist auf einem Selbstfindungstrip und macht eine schwere Phase in ihrem Leben durch. Verstärkt wird das durch die angespannte Beziehung zu ihrer Mutter und dem kranken Vater. Nur die Szenen zwischen Fay und ihrem Vater Don können auf emotionaler Ebene überzeugen, aber wenn man sich auf das Genre Horror eingestellt hat, kommen einem die besten dramatischen Szenen irgendwie fehl am Platz vor.

Schauspielerin Sophie Turner, die als Sansa Stark aus HBOs Hitserie "Game of Thrones" bekannt ist, ist das erste Mal in einer Hauptrolle zu sehen. Ihre Rolle ist sehr dankbar, da sie die meiste Zeit über das verängstigte Mädchen spielen muss und dies gelingt Turner auch über weite Strecken. Die Liebesgeschichte mit Gregg Sulkin alias Drew darf natürlich in einem Teenagerdrama nicht fehlen, nur lässt diese kaum Emotionen zu und ist, ebenso wie die Horrorelemente, nur Nebensache. Völlig verschenkt wurde das Potential von Jonathan Rhys Meyers, der nur als Randfigur in Erscheinung tritt und in einer Minirolle nicht mal ansatzweise so etwas wie schauspielerische Qualitäten beweisen kann. Fehlgecastet ist auch Claire Forlani, die als Mutter von Fay weder zu ihrer Filmtochter noch zu Don eine Chemie aufbaut.

Fazit

"Another Me – Mein zweites Ich" begeht einen großen Fehler: Der Film gibt sich als Horrorfilm aus, wobei das Genre Drama wie die Faust aufs Auge passt. So werden die Erwartungen des Zuschauers zwangsweise enttäuscht, obwohl der Film eigentlich nicht schlecht gemacht ist.

Tanya Sarikaya - myFanbase
07.09.2014

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