Bewertung
Marc Webb

Amazing Spider-Man 2, The: Rise Of Electro

"Du wolltest der Held sein. Jetzt musst du den Preis dafür zahlen."

Foto: Copyright: 2014 Sony Pictures Releasing GmbH
© 2014 Sony Pictures Releasing GmbH

Inhalt

Die Schulzeit ist für Peter Parker (Andrew Garfield) endlich Geschichte. Auf der faulen Haut ausruhen tut er sich deshalb noch lange nicht. Seine Pflicht als Spider-Man ruft, auch wenn das nicht jeder Bewohner in New York City zu schätzen weiß. In seinem Job als Superheld findet er zudem eine gute Ablenkung, um seine Gefühle für Gwen (Emma Stone) kurzzeitig verdrängen zu können. Seit Peter dem verstorbenen Mr. Stacy (Denis Leary) das Versprechen gab, Gwen zu beschützen und sich somit von ihr fernzuhalten, nagt ein ungutes Gefühl an ihm, sobald er mit seiner großen Liebe zusammen ist.

Parallel hat der Oscorp-Mitarbeiter Max Dillon (Jamie Foxx) unter der fehlenden Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen zu leiden. Gefragt ist er nur, wenn es irgendwo in der Technik streikt, ansonsten ist er scheinbar ein Niemand. Das ändert sich bei einem missglückten Routineeinsatz. Plötzlich steht Max ganz schön unter Strom und entpuppt sich als ein kräftezehrender Gegner für Spidey – in Gestalt des blauhäutigen Electro. Trotz all der Strapazen freut sich Peter über ein Wiedersehen mit seinem Jugendfreund Harry Osborne (Dane DeHaan), das wiederum neue Schattenseiten mit sich bringt.

Kritik

Ein Kinojahr ohne einen neuen Marvelfilm, dieses Szenario ist mittlerweile mindestens genauso unvorstellbar wie ein Erdenbesuch vom Donnergott "Thor" ohne seinen göttlichen Hammerschlag oder einem ausbleibenden Gastauftritt von Comicautor Stan Lee - obgleich letzterer dieses Mal vergleichsweise unspektakulär ausfällt. Mit anderen Worten: Das Marveluniversum boomt und webt unaufhaltsam ein intaktes Netz aus Superhelden-Action und drohender Weltuntergangsstimmung. Nichts anderes verspricht der neuste Coup von Regisseur Marc Webb. Mit "The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro" zaubert dieser wiederholt (und im wahrsten Sinne des Wortes) eine elektrisierende Hochspannung auf die Kinoleinwand und spinnt den überraschenden "The Amazing Spider-Man"-Erfolg von 2012 infolgedessen recht solide weiter. Gelegentlich wird der Strom allerdings um ein paar Volt zu stark aufgedreht.

Nachdem Andrew Garfield vor knapp zwei Jahren in die Rolle des Peter Parker schlüpfte und somit in die (vorab doch eher kritisch beäugten) Fußstapfen von Tobey Maquire trat, zeigte sich: Die Wiederbelebung des sprücheklopfenden Spinnenmannes war eine gute Entscheidung! Trotz des Neustarts war Spidey wieder cool und punktete mit Drama, Witz, reichlich Action und frischen Darstellern. Die tragische Vorgeschichte um Peters Verwandlung in die großartige Spinne wurde erfolg- wie verlustreich reanimiert und das wiederum eröffnete eine neue Dimension gravierender Konflikte und Entscheidungen. Für "The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro" bedeutet das im Klartext: Die High-School-Zeit ist vorbei. Neue Herausforderungen, neue Widersacher und neue Verluste stehen Peter & Co. bevor. Nicht nur der mysteriöse Tod von Peters Eltern findet endlich eine spannende Auflösung, auch seine scheinbar unmögliche Liebe zu Gwen wird auf eine harte Probe gestellt, weil Peter ein Versprechen gab, das nun schwer auf ihm lastet.

Und so erlebt man binnen weniger Filmminuten einen zerrissenen Helden, der sich in akrobatischer Bestform über die Dächer von New York schwingt und sich in seiner Rolle als anonymer Retter in Nöten sichtbar wohlfühlt. Hinter der Maske jedoch lauert die bittere Realität aus Verlustangst und Wahrheitsfindung. Neue Feinde bringen unwiderruflich neue Gefahren mit sich und davon gibt es im "The Amazing Spider-Man"-Sequel reichlich zu bestaunen. Das alles natürlich in der beliebten 3D-Optik, die sich in diesem Fall lohnt und mitunter für ein bildgewaltiges wie zerstörungswütiges Popcorn-Kino der schnelllebigen Art sorgt.

Im Kinosaal knistert es schon gewaltig, wenn der psychisch labile Oscorp-Mitarbeiter Max Dillon, gespielt von Oscarpreisträger Jamie Foxx, seine Wandlung in den missverstandenen Electro vollzieht und seiner Wut als ungeliebter Blitzableiter – in nun nicht mehr ganz menschlicher Gestalt (die "Blue Man Group" lässt grüßen!) – ordentlich Ausdruck verleiht. Untermalt mittels eines düster-paranoiden Sounds aus der Komponistenschmiede von Hans Zimmer, kommt die mentale Explosion des Max Dillon dabei bestens zur Geltung, während dieser durch die New Yorker Straßen irrt und in dem einst vergötterten Helden schließlich einen verhassten Todfeind findet. Das wurde aber auch Zeit! Die Vorgeschichte des stereotyp skizzierten Max Dillon zählt nämlich nicht unbedingt zu den Sternstunden im neusten Spider-Man-Abenteuer. Obgleich Jamie Foxx den zunächst unfreiwilligen Bösewicht wortwörtlich erstrahlen lässt, bleibt er doch überwiegend farblos in seiner menschlichen Erscheinung... und eben vorhersehbar.

Ein ähnliches Schicksal erleidet das Wiedersehen zwischen Peter Parker und Jugendfreund Harry Osborne. Der düstere Pfad dieser einseitigen Freundschaft ist von vornherein vorgezeichnet und hält nur eine minimale Spielfläche für eine emotional nachvollziehbare Konflikterschaffung bereit. Viel zu spät wurde der Charakter des impulsiven Harry Osborne in den (Gesamt-)Plot hineingewoben und zudem mit einer äußerst simplen Motivation versehen, die zu allem Überfluss in Höchstgeschwindigkeit durch die Story transportiert wird und schlussendlich in einem überstrapazierten Showdown mündet - zwei beziehungsweise drei Bösewichte sind dann doch einer zu viel! Nichtsdestotrotz gelingt es Dane DeHaan mit seiner Darstellung des verzweifelten wie selbstverliebten Oscorp-Erben dem an einigen Stellen doch recht fadenscheinig ausgearbeiteten Script unterhaltsam entgegenzuwirken. Eine ähnliche Glanzleistung vollbringen Andrew Garfield und Filmpartnerin Emma Stone. Trotz reichlich Drama und Herzschmerz stimmt die verliebte Chemie zwischen Peter Parker und Gwen Stacy, was wiederum angenehme Erholungsphasen neben all den hochdosierten Actionszenen und dem manchmal weniger zündenden Wortwitz bereithält. Insgesamt betrachtet macht das diesen Spider-Man nicht unbedingt "amazing", aber doch sehr sehenswert.

Fazit

Das neueste Action-Feuerwerk um Spidey & Co. kann sich sehen lassen. Gelungene 3D-Effekte und eine elektrisierende Hochspannung garantieren ein funkensprühendes Popcorn-Kino, inklusive reichlich Drama und Herzschmerz. Manchmal ist es allerdings zu viel des Gut-Bösen!

Doreen B. - myFanbase
30.04.2014

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