Bewertung
RZA

Man with the Iron Fists, The

"When you forge a weapon, you need three things: the right metal, temperatures over fourteen hundred degrees... and someone who wants to kill. Here in this village, we got all three."

Foto: Copyright: 2013 Universal Pictures Germany
© 2013 Universal Pictures Germany

Inhalt

In Jungle Village, einem Dorf im China des 19. Jahrhunderts, sind zahlreiche rivalisierende Gruppen angesiedelt. Der ebenfalls ansässige Schmied (RZA) versorgt sie mit für deren Kämpfe und Akte der Zerstörungen notwendige Werkzeuge. Als ein riesiger Goldschatz seinen Weg direkt durch das Dorf findet, ruft das eine Vielzahl von Kriegern und allerlei zwielichtigen Gestalten auf den Plan, die die Beute an sich nehmen möchten und dafür vor nichts zurückschrecken. Die Ankunft von Jack Knife (Russell Crowe), einem opiumabhängigen britischen Soldaten, sorgt schließlich für die Eskalation der Gewalt. Der Schmied sieht nur eine Lösung, um das Dorf und dessen Bewohner vor dem drohenden Untergang zu bewahren und setzt all sein Können ein, um sich zur ultimativen Waffe zu machen.

Kritik

Die Vorliebe der legendären Hip-Hop-Gruppe des Wu-Tang Clan für Martial-Arts-Filme, insbesondere derjenigen aus Hong Kong in den 70er Jahren, ist allseits bekannt und wird nicht nur anhand zahlreicher Aussagen der Mitglieder der Combo aus New York gestützt. Schließlich war das 1978 erschienene Meisterwerk der Shaw Studios, "Die 36 Kammern der Shaolin", Pate für das Debütalbum, die Ideologie der Shaolin fand auch oft Einzug in die Texte von RZA, Method Man, Ol' Dirty Bastard und Co. oder wurde durch Samples nicht selten direkt zitiert. Daher überrascht es auch wenig, dass RZA, der den kreativen Output des Wu-Tang Clan maßgeblich formte und steuerte, fast ein Jahrzehnt daran arbeitete, seine Vision einer Hommage an das Martial-Arts-Kino der 70er Jahre zu realisieren. Dafür holte er sich Unterstützung bei durchaus fähigen Vertretern des modernen Trash-Kinos: Eli Roth ("Cabin Fever", "Hostel") der das Drehbuch in Teilen umschrieb, sowie dem Großmeister persönlich, Quentin Tarantino, dessen Form der Inszenierung und Herangehensweise an das Medium Film RZA so stark beeindruckte, dass er ihn einen Monat lang bei den Dreharbeiten zu "Kill Bill" begleitete. Herausgekommen ist ein ambitioniertes Werk, dem man deutlich die negativen Auswirkungen eines zu harten Schnitts anmerkt und das sich durch so manche hausgemachte Probleme das Leben unnötig selbst schwer macht.

Ganze 4 Stunden (in Worten: vier!) umfasste die ursprüngliche, von RZA erstellte Rohfassung des Films. Dass am Ende bei lediglich gut eineinhalb Stunden Laufzeit so manches verloren geht, liegt in der Natur der Sache. In diesem Fall jedoch sind die Auswirkungen der angesetzten Schere umso schwerwiegender, weil sie einen beträchtlichen Einfluss auf die Geschichte, die Charaktere, deren Beziehungen untereinander und die Geschwindigkeit der Inszenierung hatten. Der Fokus auf den Goldschatz wurde erst wirklich zu einem, als man ihn zu diesem hochstilisierte. Vorher war dies lediglich der Ausgangspunkt, um ausführlich die verschiedenen Kampfclans und deren mannigfaltige Figuren und Kampfstile zu etablieren. Eine Story im klassischen Sinne ist nicht mehr vorhanden. Vielmehr dient sie nur noch dazu, den kleinstmöglichen Rahmen um die exzessiven Martial-Arts-Szenen zu bilden. Dieser große Pluspunkt des Films, die wirklich gut choreographierten Kampfszenen, bleibt auch bei der deutlich verringerten Laufzeit. Allein, nun fehlt der Kontext. Die Handlung scheint überstürzt und nur Mittel zum Zweck, um möglichst viel Blut fließen zu lassen, die Dialoge haben jegliche Bedeutung verloren, wenn sie denn in der Rohfassung je eine angemessene hatten. Und ja, es fließt unaufhörlich, womit man aber durchaus konsequent das zu Ende führt, was die Shaw-Brüder in den 70er Jahren begonnen haben.

Bei den Charakteren selbst hat man sich gar nicht die Mühe gemacht, sie sonderlich mehrdimensional zu gestalten, wie allein die Namensgebung zeigt – Jack Knife für einen britischen Soldaten und dessen Lieblingswaffe, oder Lady Silk für eine Prostituierte mit wahrlich seidener Haut. Im Kontext der Hommage ist dies auch gewollt und kaum zu kritisieren. Letzten Endes handelt es sich ja um Nebenfiguren, die mit ihren Aktionen die Handlung vorantreiben sollen und dabei vielleicht noch mit je einer erinnerungswürdigen Szene ausgestattet werden. Dennoch sind vor allem Russell Crowe als lasteraffiner und eher berüchtigt als berühmter britischer Soldat sowie Byron Mann als Antagonist mit ihren Leistungen positiv hervorzuheben. Dass aber der Hauptcharakter, der Schmied bzw. "der Mann mit den eisernen Fäusten", über den gesamten Verlauf des Films derart blass bleibt, muss letzten Endes vor allem auf die limitierten Schauspielfähigkeiten von RZA zurückgeführt werden. Sein Schlafzimmerblick und seine beschränkte Möglichkeit, sich in irgendeiner Form vor allem emotional zu artikulieren, sind allgegenwärtig und führen nicht selten dazu, dass man mit der Hauptfigur schlicht kaum mitzufiebern vermag.

Beim Soundtrack wiederum kann RZA beweisen, was seine eigentliche Berufung ist und schafft gemeinsam mit Komponist Howard Drossin, mit dem er in der Vergangenheit bereits öfter zusammenarbeitete und der unter anderem für Beyoncé Knowles und The Black Keys den musikalischen Rahmen festlegte, eine ansprechende Mischung aus aktuellem und klassischen Hip Hop, R&B und Neo-Soul. Da passt jede Note und Nuance mit dem Geschehen auf der großen Leinwand zusammen und beweist einmal wieder, wie gut insbesondere Hip Hop und Martial Arts eigentlich zusammenpassen. Auch die eigentliche Inszenierung von "The Man with the Iron Fists", die stark an Tarantino angelehnt ist, sowie das stimmige Setting zeigt das Talent, das RZA hierbei zweifelsohne aufweist. Am Ende wird man jedoch das Gefühl nicht los, als hätte er sich in seiner Mehrfachrolle als Regisseur, Produzent, Drehbuchautor, Schauspieler und Soundtrackverantwortlicher aufgrund mangelnder Erfahrung schlichtweg übernommen und als ob er dafür so manchen faulen Kompromiss eingegangen wäre, um sein Umfeld zu beschwichtigen. Nie und nimmer hätte der Film in dieser arg geschnittenen und schlichtweg wesensveränderten Form auf den Markt gebracht werden dürfen.

Fazit

In den guten Momenten trashig und nostalgisch, in den schlechten kaum auszuhalten ob all des unfokussierten Sammelsuriums aus lächerlichen Dialogen, einem langweiligen Hauptcharakter und einer Story, der die zahlreichen Schnitte sichtlich nicht gut getan haben und die nur noch dazu da ist, Kampfszenen anzukündigen – das ist "The Man with the Iron Fists". Für Liebhaber von Martial-Arts-Filmen der Shaw-Brüder kann bedingt RZAs Erstlingswerk empfohlen werden, alle anderen sollen sich entweder die Originale zu Gemüte führen oder sich von Tarantinos "Kill Bill" zeigen lassen, wie eine gute Hommage funktioniert. Schade. Man kann nur hoffen, dass die angekündigte Fortsetzung weniger Zugeständnisse macht.

Andreas K. - myFanbase
14.04.2013

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