Bewertung
Woody Allen

To Rome with Love

"If something is too good to be true, you can bet it's not."

Foto: Copyright: 2013 Universal Pictures Germany
© 2013 Universal Pictures Germany

Inhalt

Leopoldo (Roberto Benigni) führt ein manchmal recht langweiliges Leben eines einfachen Angestellten, doch dies ändert sich, als er plötzlich aus dem Nichts zu einem beliebten und gefragten Star wird, ohne genau zu wissen, warum. Währenddessen entdeckt der pensionierte Opernregisseur Jerry (Woody Allen) in dem Vater seines Schwiegersohns ein begnadetes Gesangstalent. Das Problem ist nur, dass seine gesanglichen Fähigkeiten nur unter der Dusche die volle Kraft entfalten. Jack (Jesse Eisenberg) hat da ein ganz anderes Problem, beginnt er sich doch in die charismatische Freundin (Ellen Page) seiner festen Freundin Sally (Greta Gerwig) zu verlieben und das, obwohl ihm der erfahrene Architekt John (Alec Baldwin) eindrücklich davor warnt.

Kritik

Ein Filmjahr ohne einen neuen Woody-Allen-Film wäre kein gutes Filmjahr und so brachte der Altmeister auch im Jahr 2012 einen neuen Film in die Kinos, mit dem er seine Europa-Tour nach Besuchen in London, Barcelona und Paris nun in der altehrwürdigen Stadt Rom fortsetzte. Der lockerleichte Ensemble-Film, in dem Woody Allen nach sechs Jahren auch wieder selbst vor der Kamera in Erscheinung tritt, gehört dabei zwar nicht zu den besten Werken des legendären Regisseurs, ist aufgrund seiner heiteren Grundstimmung, den schrägen komödiantischen Einfällen und den gut aufgelegten Schauspielern aber dennoch ein nettes kleines Filmchen geworden.

Nachdem er in seinem letzten Film "Midnight in Paris" der Stadt Paris ein Denkmal setzte und dafür auch einen Oscar erhielt, richtet Woody Allen seinen Fokus auf Italiens Hauptstadt Rom und zelebriert auf eine genüsslich-ironische Weise erneut allerhand Klischees und landestypische Eigenheiten auf eine grundsympathische Art und Weise. In der erzählerischen Grundstruktur liefert Allen hier einen klassischen Episodenfilm ab, in dem er mehrere kleine Geschichten erzählt, die allesamt in Rom spielen, aber sonst keinerlei Verbindungen aufweisen. Dabei verfügen die verschiedenen Episoden über verschiedene Qualitäten: Nicht wirklich funktionieren tut die Verwechslungsstory, in der ein prüder, sexuell unerfahrener Geschäftsmann durch einen Zufall auf ein Callgirl trifft, welches beginnt, ihm neue Horizonte aufzuzeigen. Hier überzeugt eigentlich nur Penélope Cruz, die den ganzen Film über ein verwegenes rotes Kleid trägt, aber auch sie kann die Belanglosigkeit dieser Geschichte nicht wirklich kaschieren.

Wesentlich überzeugender fällt da schon die surreal-schräge Geschichte eines Durchschnittsmenschen aus, der aus heiterem Himmel dafür berühmt wird, berühmt zu sein. Dieser kleine Seitenhieb auf die immer wahnwitziger werdende moderne Starkultur, bei der man häufig gar nicht mehr richtig weiß, wofür diese Menschen überhaupt berühmt sind, überzeugt durch gnadenlose Albernheit und wunderbar schräge Momente, die an Woody Allens erste Slapstick-Granaten, wie "Bananas" oder "Der Schläfer" erinnern. Der eine Gag wird zwar in manchen Momenten ziemlich ausgereizt, Spaß macht diese Ansammlung irrer Momente dann aber trotzdem. Recht witzig gestaltet ist auch die kleine Geschichte, in der Woody Allen selbst als postmoderner Opernregisseur in Erscheinung tritt und im Vater seines zukünftigen Schwiegersohns einen begnadeten Sänger entdeckt, der aber leider nur in der Dusche wirklich zur Hochform aufläuft, was dazu führt, dass auf der Bühne einfach eine Dusche aufgebaut wird. Die Szenen, in der in prunkvollen Theatersälen eine Dusche auf die Bühne geschoben wird, sind wirklich Gold wert und auch die Darstellung des neurotischen Opernregisseurs, der seiner Zeit weit voraus ist, gelingt Allen fabelhaft. Aber auch hier wird eine nette Idee ziemlich aufgeblasen und stellenweise zu sehr strapaziert.

Die stärkste Geschichte des Films und auch die einzige, die etwas mehr in die Tiefe geht, ist die um den Architekten Jack, der der möchtegern-intellektuellen Bekannten seiner festen Freundin Sally verfällt. Der erzählerische Trick hier ist, dass alle Entscheidungen Jacks von dem älteren und in Liebesdingen erfahrenen Architekten John kommentiert werden, was zu allerhand schräg-ehrlichen Momenten führt. Der Umstand, dass man sich manchmal in Menschen verliebt, bei denen eigentlich deutlich ersichtlich ist, dass sie einem nicht gut tun und bei denen alles eigentlich Fassade ist, wird hier auf wunderbare Weise thematisiert. Hier glänzen auch die Schauspieler, allen voran eine ungeheuer charismatische Ellen Page, bei der man sofort versteht, warum alle Männer ihr verfallen, ein vor Liebe blind gewordener Jesse Eisenberg und Alec Baldwin als Stimme des Gewissens, die zumeist gekonnt ignoriert wird.

Fazit

Insgesamt kreiert Woody Allen in seinem neuesten Film einen unterhaltsamen, wenn größtenteils auch etwas belanglosen Bilderreigen, der für nette, stargespickte und äußerst kurzweilige Unterhaltung sorgt, im Vergleich zu anderen Werken Allens aber auch recht schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwindet.

Moritz Stock - myFanbase
23.01.2013

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