Bewertung
Detlev Buck

Vermessung der Welt, Die

"Es gibt zwei Arten verstanden zu werden. Durch die wahre Liebe und durch die reine Vernunft." - Gauß

Foto: Copyright: 2012 Warner Bros. Ent.
© 2012 Warner Bros. Ent.

Inhalt

Anfang des 19. Jahrhunderts. Schon von Kindesalter an ist es klar: Alexander von Humboldt (Albrecht Schuch) und Carl Friedrich Gauß (Florian David Fitz) sind für Höheres bestimmt und machen sich auf, die Welt zu entdecken. Während Humboldt mit seinem mutigen Gefährten Aimé Bonpland in den tiefsten Amazonas reist, um Flora und Fauna zu entdecken, kämpft Gauß im öden Preußen mit dem Verfassen von noch nie dagewesenen mathematischen Formeln. Mut und Anerkennung bekommt Gauß von Johanna (Vicky Krieps), die sein Talent erkennt. Gauß und Humboldt sind Experten auf ihrem Gebiet, doch über die Jahre schweißtreibende Arbeit lehren sie, dass Wissenschaft und Leben zwei paar Schuhe sind.

Inhalt

Mit seinem Komödienerfolg "Rubbeldiekatz" hat der deutsche Regisseur, Produzent und Schauspieler Detlev Buck ein feines Händchen für extravagante Geschichten bewiesen. Mit der Machart von "Die Vermessung der Welt", der gleichnamigen Adaption von Daniel Kehlmanns Buch aus dem Jahre 2005, geht Buck ein weitaus höheres Risiko ein. Es ist schon schwer genug, eine der beiden großen Namen in eine Historienverfilmung zu packen und dabei alle Zielgruppen ansprechen zu wollen. Die Doppelbiografie der zwei Größen Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt auf die Kinoleinwand zu bringen, beschrieb Kehlmann als "unverfilmbar" und dennoch wagt sich Detlev Buck an die scheinbar unmögliche Aufgabe.

Im Mainstreamkino heutzutage zahlt sich Innovation aus und es war eine goldrichtige Entscheidung von Buck, den Film in 3D zu drehen. Wie komplexe Mathematik und Naturforschung in eine 3D-Verfilmung zusammenpassen, hat Buck meisterhaft in Szene gesetzt. Die Bilder sprechen für sich und bieten besonders bei Alexander von Humboldts exotischer Reise hautnahes Abenteuerfeeling mit sehenswerten Bildern und einzigartigen Kameraaufnahmen. Man hätte nicht gedacht, dass sich bei einer historischen Verfilmung über einen Mathematiker und Entdecker eine 3D-Verfilmung lohnen würde. "Die Vermessung der Welt" ist optisch gesehen großes Kino und kann mühelos mit den Filmproduktionen aus Hollywood mithalten.

Albrecht Schuch und Florian David Fitz stellen ihre berühmten Persönlichkeiten sehr glaubhaft dar und arbeiten die Gegensätzlichkeit ihrer Charaktere schön aus. Während Fitz als reiner Theoretiker und komischer Kauz die Mathematik bereichert, gelingt es Schuch ebenfalls, seinen Charakter als Entdeckernatur darzustellen. Die Gegensätzlichkeit der beiden Männer spiegelt sich auch in den verschiedenen Settings wider. Die bunten Naturaufnahmen kommen besonders Humboldts Abenteuerreise zugute, während Deutschland im 18. Jahrhundert als tristes Grau erdrückend wirkt.

Warum der Film trotzdem ins Mittelmaß fällt, liegt einzig und allein an der Handlung. Die Bilderflut an Naturaufnahmen kann leider nicht von den inhaltlichen Mankos ablenken. Es wird das Lebenswerk zweier Männer geschildert, aber einen richtigen Höhepunkt, geschweige denn eine Spannungskurve, gibt es nicht. Zwar wurde ein guter Ausgleich zwischen Gauß und Humboldt gefunden, in dem jeder gleichberechtigt viel Screentime bekommt und ihre Lebensgeschichte parallel abläuft. Das Problem ist der dramaturgische Aufbau. Man fühlt sich oft wie in einer Art Vortrag, in dem die Aneinanderreihung von Szenen und Bildern ermüdend wirkt und sich sogar oftmals in die Länge zieht. Das Gefühl, dass Gauß und Humboldt etwas Einzigartiges schaffen, kommt so gut wie gar nicht auf, da die Tragweite ihrer Entdeckungen zu klein gehalten wird. Irgendwie hat man sich bei den Worten "vermessen" und "Welt" inhaltlich etwas Größeres und Weitreichendes vorgestellt. Die 3D-Brille verhindert Schlimmeres, aber für eine richtig gute Kinovorstellung fehlt es einfach an Dynamik, Emotion und dafür, dass es sich um zwei der bedeutendsten Wissenschaftler handelt, auch an gewisser epischer Breite.

Fazit

Die 3D-Verfilmung eines Historienwerks über Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt ist gelungen - aber leider nur visuell. Denn abgesehen von den hervorragenden Bildaufnahmen fehlen dem Film spannende Höhepunkte und epische Breite, die mitreißen können.

Tanya Sarikaya - myFanbase
10.11.2012

Diskussion zu diesem Film