Bewertung

Gefährten

"I might hate you more, but I'll never love you less. "

Foto: Copyright: 2012 Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
© 2012 Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Inhalt

Kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges erwirbt der Farmer Ted Naracott (Peter Mullan) auf einer Auktion zu einem immens hohen Preis ein Pferd, um damit sein Feld zu pflügen. Leider handelt es sich bei dem Pferd um kein Arbeitstier, was Ted vor ein ziemliches Problem stellt, denn ohne die dringend benötigte Ernte verliert und er und damit auch seine Familie den Hof an ihren Verpächter Lyons (David Thewlis). Um den Hof zu retten, beschließt Teds Sohn Albert (Jeremy Irvine), das Pferd zu einem Arbeitstier auszubilden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, lernt das auf den Namen Joey getaufte Pferd, den Pflug zu ziehen und so bei der Ernte zu helfen. Durch diese Zusammenarbeit entsteht schnell eine innige Freundschaft zwischen Mensch und Tier, die nach Einbruch des ersten Weltkrieges auf eine harte Probe gestellt wird: Denn Joey wird für den Krieg als Pferd eines Offiziers benötigt und so beginnen sich die Wege von Joey und Albert zu trennen, aber Albert gibt nie die Hoffnung auf, seinen treuen Gefährten eines Tages wiederzusehen.

Kritik

Er ist wohl einer der momentan einflussreichsten Regisseure der Welt: Steven Spielberg. Einer der ganz großen Träumer Hollywoods, der seine Liebe zum Kino bis heute nicht verloren hat. Nachdem er im Jahr 2008 viel Kritik für seinen vierten Indiana-Jones-Teil einstecken musste, kehrte er drei Jahre später mit gleich zwei Filmen auf die Leinwand zurück: Zunächst veröffentlichte er die Comicbuch-Verfilmung "Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der 'Einhorn'" und kurz danach dann sein Erste-Weltkriegs-Epos "Gefährten", welches auch gleich für sechs Oscars nominiert wurde. Und wer glaubt, Spielberg hätte im hohen Alter einiges von seinem Talent eingebüßt, der irrt gewaltig. Denn das hoch gefühlvoll inszenierte, tief bewegende Kriegsdrama "Gefährten" ist nichts anderes als ein Meisterwerk. Spielbergs episches Drama erinnert an die Blütezeit des Kinos, in dem Epen wie "Vom Winde verweht" die Menschen zutiefst berührten und die Kraft und die Macht des Kinos überdeutlich hervortraten. So ist dieses Werk auch ein im positiven Sinne altmodischer Film, der sich vor ganz großen Gefühlen nicht scheut und zeigt, dass es in Zeiten von technischen Neuerungen, wie dem 3D-Film, immer noch die Geschichten sind, die die Faszination des Kinos ausmachen.

Nachdem publik wurde, dass sich Spielbergs neuer Film um ein Erste-Weltkriegs-Drama handelt, in dessen Zentrum ein alle Grenzen überwindendes Pferd steht, war die Skepsis groß. Ein Pferd als Protagonist? Kann das funktionieren? Es kann und das ist vor allem Spielbergs Talent zu verdanken, große Geschichten zu erzählen, denn recht schnell ist das Pferd Joey als Protagonist etabliert und man verfolgt gebannt dessen Lebensgeschichte, die bestimmt wird von vielen Begegnungen, die vom Schrecken des Krieges und der Macht der Liebe erzählen.

Der erste Teil des Films ist zeitlich noch vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs angesetzt und konzentriert sich auf die für den Film elementare Freundschaft des Pferds Joey mit dessen Besitzer und besten Freund Albert. Spielberg gelingt es meisterlich, die besondere Freundschaft zwischen Mensch und Tier herauszuarbeiten und kreiert schon hier ganz besondere, gefühlvolle, aber nie übermäßig kitschige Momente, die dazu führen, dass man als Zuschauer schon schnell eine ganz besondere Bindung zu Joey aufbaut und auch versteht, warum Albert dieses Pferd so in sein Herz geschlossen hat.

Nachdem Ausbruch des Krieges werden Albert und Joey getrennt, als Alberts Vater aus finanzieller Notlage das Pferd an einen Offizier verkauft. Der Zuschauer bleibt von da an immer ganz nah bei Joey und verfolgt mit, wie das Pferd inmitten des Krieges mehrmals die Besitzer wechselt. Spielberg verknüpft hier mehrere Einzelschicksale zu einem großen Bild, welches die Unmenschlichkeit des Krieges abbildet, gleichzeitig aber in den Einzelschicksalen, auch immer zeigt, dass der Humanismus auch in Zeiten der Unmenschlichkeit nicht unterzukriegen ist. Es wird die Geschichte von zwei Brüdern erzählt, die versuchen, dem Schrecken des Krieges zu entkommen, von einem Großvater, der versucht, seine Enkelin vor der Grausamkeit des Krieges zu schützen und von zwei eigentlich befeindeten Soldaten, die im Schützengraben die Feindschaft für einen Moment vergessen. Es sind diese zahlreichen, kleinen Momente, die diesen Film auszeichnen und die eine hoffnungsvolle Botschaft verkünden, die deutlich macht, dass es selbst in den dunkelsten Stunden Lichtblicke des Glücks geben kann und dass es Freundschaft und Liebe sind, die es vermögen, einen schlussendlich zu retten.

Ganz besonders beeindruckend ist auch die kräftige Bildsprache, welche die epischen Dimensionen des Films perfekt unterstreicht. Episch ist auch die Musik, für die sich Spielbergs Stammkomponist John Williams verantwortlich zeigt, der für diese berauschende musikalische Untermalung zu Recht eine Oscarnominierung erhielt. Nachdem Spielberg in Meisterwerken wie "Der Soldat James Ryan" und "Schindlers Liste" bereits die Schrecken des zweiten Weltkriegs filmisch umsetzte, gelingt ihm nun auch noch ein ganz großer Film über den ersten Weltkrieg und dessen gnadenloser Unbarmherzigkeit.

Fazit

Kaum jemand spielt so geschickt und gekonnt auf der Klaviatur der Emotionen wie Steven Spielberg. Auch in "Gefährten" gelingt ihm wieder ein sehr menschliches Meisterwerk, welches zutiefst berührt und zeigt, was mit den Mitteln des Kinos heute noch alles möglich ist. Ein ganz und gar episches Werk und schon jetzt einer der besten Filme des Jahres.

Moritz Stock - myFanbase
21.02.2012

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