Bewertung
Andrew Niccol

In Time - Deine Zeit läuft ab

Live forever or die trying.

Foto: Copyright: 2011 Twentieth Century Fox
© 2011 Twentieth Century Fox

Inhalt

In einer nahen Zukunft hat die Menschheit es geschafft, ihren Alterungsprozess aufzuhalten. Anstatt für Geld wird nur noch für Zeit gearbeitet und mit Zeit bezahlt. Ab dem 25. Geburtstag sieht jeder Mensch an seinem Unterarm, wie viel Zeit er noch hat. Die Kluft zwischen reich und arm ist größer geworden. Die Reichen sind unsterblich – leben ewig mit ihren Millionen Jahren und sehen aus wie 25. Die Armen werden oftmals nicht älter als 30 Jahre und schaffen es kaum, ihr Leben zu genießen. Um die Armen jedoch nicht mit den Reichen zusammenzubringen, sind deren Leben strikt getrennt. Nur mit viel Zeit könnten die Armen die Grenzen zu den Reichen überqueren. Im Ghetto (also der untersten Schicht) lebt der Arbeiter Will Salas (Justin Timberlake), der niemals mehr als 24 Stunden auf seinem Arm hat und mit seiner Mutter (Olivia Wilde) täglich ums Überleben kämpft. Als diese jedoch dank einer fiesen Preiserhöhung in seinen Armen stirbt, lernt er den superreichen Henry Hamilton (Matthew Bomer) kennen und rettet ihm das Leben. Der 105 Jahre alte Mann erzählt Will zum ersten Mal, wie das System von Arm und Reich tatsächlich funktioniert, und schenkt ihm – während Will schläft – seine 114 Jahre, bevor er seine eigene Uhr ablaufen lässt. Will beschließt, diese Zeit zu nutzen und Gutes zu tun. Er will kämpfen und nimmt die Bankiertochter Sylvia Weis (Amanda Seyfried) als Geisel. Der Kampf gegen das System, das so gut zu funktionieren scheint, beginnt und das Gleichgewicht zwischen Reich und Arm, zwischen Gerecht und Ungerecht und zwischen Gut und Böse scheint sich aufzulösen.

Kritik

Während sich unsere Generation noch haargenau daran erinnert, was man am 11. September tat, wie man seinen 18. Geburtstag gefeiert hat oder wie man erfahren hat, dass Michael Jackson verstorben ist, so ist das einschneideste Erlebnis der Menschen in diesem Film, der Tag, an dem die Zeit auf ihrem Unterarm anfing nach unten zu laufen.

Geld - unser Zahlungsmittel, das sich derzeit nicht nur in Europa in einer Krise befindet. Wer viel davon hat, ist nicht unbedingt glücklicher, braucht sich zumindest um seine finanzielle Zukunft aber keine großen Gedanken mehr zu machen, wer wenig hat muss jeden Cent umdrehen und hat nicht nur in finanzieller Hinsicht einige Sorgen. Ebenso sieht die Situation eigentlich auch in "In Time – Deine Zeit läuft ab" aus. Während Will Salas sich abgewöhnt hat, lange zu schlafen und stattdessen früh arbeiten geht, um zumindest genug Zeit für einen Tag zu haben, ist für Sylvia Weis das Leben ganz einfach. Sie muss nicht auf ihre Zeit achten und hat eigentlich nur Sorge, dass sie aus Versehen vor ihrer Zeit getötet wird – denn ja, auch in dieser Zukunft kann man durch Unfälle ums Leben kommen.

Trotz dieser anderen Art des Geldes, der Tatsache, dass jeder Mensch wie 25 oder jünger aussieht und der eigenartigen und fiktiven Welt, in der der Film spielt, steckt doch viel Wahrheit in ihm. So würde auch der derzeitige Finanzmarkt in große Probleme kommen, wenn man den Reichen und Banken Geld stehlen und den Armen geben würde. Gleichzeitig ist die Kluft zwischen Reich und Arm heute fast ebenso groß, wie in dem Film beschrieben. Mit diesem Stück Realität in seinem Film ist "In Time" auch eine herbe Gesellschaftskritik, die vor allem die Banker der Welt angreift und doch keine wirkliche Lösung für das Problem parat hat.

In erster Linie ist "In Time – Deine Zeit läuft ab" aber ein Unterhaltungsfilm, der mit viel Spannung, einer einfach gestrickten und doch intelligenten Story und zwei überzeugenden Darstelllern aufwartet. Kommen wir zur Spannung, die ist eigentlich von Beginn an schon gegeben, zunächst durch die dunkle Vorahnung, dass bald etwas geschehen wird, dann durch die Begegnung mit Henry und schließlich mit dem Tod von Wills Mutter, beginnt der Film mit dem Ende eines Abschnittes und dem verzweifelten Wunsch von Will, die Welt zu verändern. Das ist natürlich nicht unbedingt dreidimensional, aber reicht doch für diesen einfachen Film aus. Ein paar Verfolgungsjagden, die Entführung von der schönen Bankierstochter Sylvia und dann noch ein paar vorhersehbare, aber doch unterhaltsame Storyentwicklungen sorgen dafür, dass man diese 100 Minuten mitgerissen wird und einen angenehmen Film genießen kann. Auch die Rollenverteilung gut/böse ist einfach gestrickt, was sie leicht zu durchschauen macht. Einzig Alex Pettyfer ("Ich bin Nummer Vier") als Fortis passt so gar nicht in den Film und hat bis zum Ende nur eine Rolle als Gangster inne, die keine Entwicklung bietet. Überhaupt ist Charakterentwicklung in dem Film schwer zu finden. Will steht durch den Tod seiner Mutter zwar alleine da, aber seine naive Art behält er bis zum Ende, ebenso wie auch Sylvia eine einfältige verzogene Bankierstochter bleibt.

Künstlerisch überzeugt "In Time – Deine Zeit läuft ab" jedoch über alle Maße. Gerade der Beginn ist großartig gemacht, lernen die Zuschauer doch auf wunderbare Weise die Welt kennen, in der Will und seine Freunde seit ihrer Geburt leben. Die Zeit, die auf dem Unterarm abgebildet ist, wie sie mit dieser bezahlen, wie sie mit dieser öffentlich zur Schau gestellten Armut leben und wie sie diese verstecken. Die schnellen Schritte der Armen und das langsame Voranschreiten der Reichen, alles ist einfach großartig gemacht und macht einen enormen Charme dieses Filmes aus, der eben vor allem in dieser optischen Ebene vollkommen überzeugen kann.

Justin Timberlake ist hier erneut in seinem Zweitjob als Schauspieler zu sehen und kann doch einigermaßen überzeugen. Sein Schauspiel scheint ab und an zwar etwas einfältig, aber für die Story dieses Filmes reicht dies vollkommen aus. Auch Amanda Seyfried wird hier nicht unbedingt gefordert, kann aber neben Timberlake durchaus überzeugen, da beide auch eine gute Leinwandchemie miteinander haben.

Fazit

Eine wunderbare Grundidee, die leider nicht vollkommen ausgenutzt wurde. Dennoch überzeugt "In Time - Deine Zeit läuft ab" als ein solider Unterhaltungsfilm, der seine Zuschauer für knapp 100 Minuten in eine andere Welt entführt.

Eva Klose - myFanbase
18.12.2011

Diskussion zu diesem Film