Bewertung
Henry Joost, Ariel Schulman

Paranormal Activity 3

It Runs In The Family

Foto: Copyright: Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Inhalt

Nun spuckt es auch im Jahr 1988. Die Schwestern Katie (Jessica Tyler Brown) und Kristi (Chloe Csengery) wohnen zusammen mit ihrer Mutter Julie (Lauren Bittner) und deren Lebensgefährten Dennis (Christopher Nicholas Smith) in einem schönen Haus in Santa Rosa. Dennis verdient sein Geld freiberuflich mit der Aufnahme von Hochzeitsvideos. Als er eines Abends meint, bei der Aufnahme eines privaten Sex-Tapes ein merkwürdiges Wesen gesehen zu haben, installiert er im ganzen Haus Kameras, die zeigen sollen, ob in diesem Haus tatsächlich eine geisterähnliche Gestalt sein Unwesen treibt. Schnell zeigt sich, dass Dennis mit seiner Vermutung tatsächlich Recht hatte und ein übernatürliches Wesen es auf Julies Familie abgesehen hat.

Kritik

Es ist der Traum eines jeden künftigen Filmschaffenden: Mit einem kleinen, selbst gedrehten und produzierten Film den großen Durchbruch schaffen. Dem ehemaligen Spieleprogrammierer Oren Peli gelang im Jahr 2006 mit dem in seinem eigenen Haus mit einer handelsüblichen HD-Kamera gedrehten Gruselschocker "Paranormal Activity" dieses seltene Kunststück. Der für lächerliche 15.000 Dollar produzierte Horrorfilm wurde ein unglaublicher Überraschungserfolg und spielte in den USA über 100 Millionen Dollar ein, ein Einspielergebnis, was sonst nur großen Hollywood-Blockbustern vergönnt ist. Der aus Israel stammende Oren Peli war plötzlich ein gefeierter Star, revolutionierte er doch mit einfachen Mitteln und viel Leidenschaft das eingefahrene Horrorgenre im Alleingang.

Kein Wunder also, dass man diese neu gewonnene Gelddruckmaschine schnell wieder in Gang bringen wollte und so folgte nur ein Jahr nach "Paranormal Activity" bereits "Paranormal Activity 2", welcher ein wesentlich höheres Budget aufwies und wieder ein enormer Erfolg wurde. Und nun kommt pünktlich zu Halloween auch schon der dritte Teil der übernatürlichen Kamera-Show in die deutschen Kinos. Wer nun aber einen Schnellschuß erwartet, ein schnell zusammengeschustertes, seelenloses filmisches Werk, der liegt falsch. "Paranormal Activity 3" ist wohl der schaurigste Film des Jahres, ein besonderes in der zweiten Filmhälfte gnadenloser Höllenritt, bei dem Albträume vorprogrammiert sind.

War schon der zweite Teil zeitlich vor dem ersten angesiedelt, springt der dritte nun noch weiter in der Zeit zurück und berichtet von den Kindheitserlebnissen des aus den ersten beiden Teilen bekannten Geschwisterpaares Katie und Kristi. Diese leben zusammen mit ihrer Mutter Julie und dessen Freund Dennis in einem schönen Einfamilienhaus. Doch wie gewohnt passieren auch im dritten Teil wieder allerhand merkwürdige und unerklärliche Dinge, denen diesmal der technikverrückte Dennis auf die Schliche kommen will, indem er im ganzen Haus Kameras installiert. Da es Ende der 80er Jahre noch keine modernen HD-Kameras gab, wird hier mit für diese Zeit üblichen Videokameras gearbeitet, welche dem Film einen nostalgischen Retro-Look verleihen. So besteht auch dieser Film wieder komplett aus Videoaufnahmen. Man sieht den Protagonisten beim Schlafen zu, beim Verrichten der Hausarbeit und den beiden Kindern beim Spielen. In der ersten Hälfte, in denen noch nicht allzu viel passiert und nur mit dem Einsatz von merkwürdigen Geräuschen, umherwirbelnden Staub und plötzlich erhöhender Lautstärke gespielt wird, weist der Film durchaus Längen auf und es ist teilweise sogar ein ziemlich zähes Vergnügen.

Doch in der zweiten Hälfte erhöht sich die Frequenz grausamer Schockeffekte und plötzlich regiert der pure Horror. Auf die Schockeffekte soll hier nicht näher eingegangen werden, da gerade der Überraschungseffekt einen großen Reiz dieses Films ausmacht. Aber eines muss festgehalten werden: Der dritte Teil ist wohl derjenige mit den fiesesten Schockern, die den Zuschauer fast im Minutentakt aufschrecken lassen und die Herzfrequenz besonders im grandios in Szene gesetzten finalen Showdown in die Höhe schnellen lässt. Ein besonders cleverer Schachzug ist der Einsatz einer bewegbaren Kamera, die der Hauptprotagonist auf einen sich ständig drehenden Ventilator befestigte, welcher immer ein paar Sekunden den einen Raum filmt, dann wieder zu einem anderen Raum umschwenkt, so dass immer in besonders gemeinen Szenen der Raum gewechselt wird, eine tolle Idee, welche eine ganz besondere Wirkung entfacht.

Positiv hervorzuheben sind auch die Darsteller, welche ganz besonders authentisch spielen und in diesem Teil auch ungemein sympathisch herüberkommen. Es handelt sich hier um eine wirklich nette Patchwork-Familie, mit zwei reizenden Kindern, mit denen man richtig mitfiebert. Der finale Schlusstwist wirft dann schlussendlich noch allerhand Fragen auf, denen im vierten Teil sicher nachgegangen wird. Dieser befindet sich auch schon in der Planung, spielte der dritte doch schon an seinem Startwochenende in den USA unglaubliche 52 Millionen Dollar ein und hat damit sein geringes Budget von ca. fünf Millionen Dollar locker wieder eingespielt.

Fazit

Der dritte Teil des "Paranormal Activity"-Franchise hebt dieses auf ein völlig neues Level und geht, was die Schockeffekte angeht, wesentlich weiter als die beiden Vorgänger. Nach gemächlichem Beginn entwickelt sich der Film in der zweiten Hälfte zu einem gnadenlosen, clever konstruierten und inszenierten Horrortrip, welcher stark an die Nieren geht.

Moritz Stock - myFanbase
30.10.2011

Diskussion zu diesem Film